Der Spion, der aus der Kälte kam (1965)
Filmtipp
Sehenswert: Bitteres Spionagependant zum Bond-Glamour
Kurzbesprechung:
Die Ideologien mögen sich unterscheiden, die Methoden indes nicht – so in etwa lautet die Botschaft von John le Carrés Bestseller, auf dessen Grundlage wenig später der gleichnamige Film entstand. „Der Spion, der aus der Kälte kam“ zeigt, mit welch schmutzigen Tricks und Manipulationen der britische Geheimdienst arbeitet, wie er einen ranghohen DDR-Geheimdienstler buchstäblich vernichten will.
„I want you to stay out in the cold a little longer“, sagt Geheimdienstchef „Control“ zu seinem Agenten Alec Leamas. Der ist gerade aus Berlin nach London zurückgekehrt, wirkt ausgebrannt und müde – gerade ist einer seiner Spione im Grenzbereich aufgeflogen und vor seinen Augen, bloß wenige Meter vom „Checkpoint Charlie“ entfernt, erschossen worden.
Wenn man „Der Spion, der aus der Kälte kam“ die „James Bond“-Serie, die damals mit „Thunderball“ gerade in die vierte Runde ging, als Mainstream-Standard entgegenhält, so ist das Le-Carré’sche Spionagestück eine ungleich realistischere, düstere, bitterere Darstellung des Geheimdienstlebens.
Richard Burton als Leamas geht an seinem Job allmählich kaputt, der Bond’sche Cocktail- und Sex-Hedonismus weicht hier kargen Locations und freudlosem Alkoholismus. Und die Kalten Krieger erscheinen als Bewohner einer seltsamen Parallelwelt, die ganz selbstbezogen zu existieren scheint, in der Agenten bloß dazu da sind, andere Agenten zu überführen oder bei ihren Apparaten in Verruf zu bringen – und selten war das als „Swinging Sixties“ apostrophierte Jahrzehnt in seiner filmischen Bildsprache so trist und beklemmend wie in dieser Romanverfilmung.