Eins, zwei, drei (1961)
Filmtipp
Sehenswert: In Billy Wilders turbulenter Screwballkomödie verbirgt sich ein satirischer Kommentar auf das Post-NS-Deutschland
Kurzbesprechung:
Berlin liegt teilweise noch in Trümmern, da dreht sich das Screwballkomödien-Rad von Szene zu Szene immer schneller, bis einem von der Beschleunigung des Dialogtempos ganz schwindlig wird. Während James Cagney die Worte aus seinem Mund wie einst seine Great-Depression-Gangster die Kugeln aus ihren Maschinengewehrmündungen feuert, agiert Horst Buchholz mit dem rebellischen Impetus eines Method Actors, und Lilo Pulver dominiert ihre Szenen mit der Verve unbeschwerter Nachkriegskomödien.
Worum es geht? Der umtriebige Coca-Cola-Manager McNamara muss in West-Berlin auf die 17-jährige Tochter seines Bosses aufpassen, wovon er sich die langersehnte Versetzung nach London erhofft. Zuvor kommen ihm lediglich glühende Sozialisten, Eheprobleme und der naive Hedonismus seiner Schutzbefohlenen in die Quere.
Gnadenlos durchexerzierte Running Gags wie das ständige Hackenzusammenschlagen der deutschen Angestellten mit ihrem NS-Gehorsam; Sprüche an der Grenze des zulässigen Humors, wie sie sich nur jemand wie Billy Wilder, der einst vor den Nazis aus Berlin floh und seine Angehörigen im Holocaust verlor, erlauben kann (etwa die Anzugjacken, die irgendwie „deportiert“ aussehen); oder das wortwitzige Spiel mit den ideologischen Absurditäten des Kalten Krieges – „Eins, zwei, drei“ ist nicht nur ein grandioses Zeitzeugnis, sondern auch einer von Billys Wilders besten Filmen. Das sahen die Kinogänger:innen damals anders – denn zwischenzeitlich hatte das DDR-Regime die Mauer errichtet und Berlin war urplötzlich nichts mehr zum Lachen.