Ritt zum Ox-Bow (1942)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Sehenswert: Zeitloses Statement gegen die Selbstjustiz, das zugleich Hollywoods moralischen Anspruch der Studioära dokumentiert

Kurzbesprechung:

Die drei Stricke sind schon gedreht, da beteuern die Beschuldigten noch inbrünstig ihre Unschuld, allen voran der Rancher und Familienvater Donald Martin. Ihn und seine beiden Arbeiter – einen Alten und einen Mexikaner (gespielt von einem jungen Anthony Quinn lange vor seinem Star-Ruhm) – will die Posse von Bridger’s Wells, einem Kaff in Nevada, für den angeblichen Mord an einem Viehzüchter an Ort und Stelle, im Ox-Bow Canyon, aufknüpfen. Die Rechtsgrundlage ist freilich wackelig, nicht einmal der Sheriff ist dabei, nur sein Deputy. Man will bis zum Morgengrauen auf den eigentlichen Gesetzeshüter warten, doch das Urteil ist bereits gefallen.

„Ritt zum Ox-Bow“ ist einer jener Hollywoodmomente, in denen die Traumfabrikanten kommerzielle Interessen mit einer moralischen Intention vermischten – ein kompaktes Statement in etwas mehr als einer Stunde gegen den Irrsinn der Galgenjustiz durch die übereifrige Zivilgesellschaft. In Bridger’s Wells liegen die Nerven bereits zu Filmbeginn blank, da Viehdiebe ihr Unwesen treiben und die betriebsamen Bürger, vor allem die Rancher, sich von der Staatsmacht alleingelassen und bemüßigt fühlen, eiligst abschreckende Exempel zu statuieren.

Passend zu seinem Thema, der Lynchjustiz, ist der Film die meiste Zeit über finster; am helllichten Tag bewegen sich die Figuren lediglich zu Beginn und am Ende. Und Henry Fonda, der mit einer Handvoll Gleichgesinnter den Posse-Konsens hinterfragt, ist hier auch nur beinahe eine typische Fonda-Figur: Zu Beginn des Films besäuft er sich im Saloon blitzschnell mit Whiskey, um einen anderen Gast wegen einer Nichtigkeit bewusstlos zu schlagen und kurz darauf sich volltrunken auf der Straße zu übergeben.

Ritt zum Ox-Bow“ ist größtenteils im Studio gedreht – aber wo sonst die Soundstage-Künstlichkeit schnell einen Authentizitätsschaden verursacht, profitiert der Film sogar davon; denn von seinem Konzept her erzeugt er keine topografische, sondern eine mentale Atmosphäre.

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