Filmtipp

Body Heat (1981)

Kurzbeschreibung: Heller Sandstrand und die Palmen von Florida sind die Kulisse bedrohlicher Erotik, die Lawrence Kasdan in seinem Regiedebüt „Body Heat“ inszeniert – mit Jalousien und Neonröhrenlicht als Achtzigerjahre-Update des Film noir.

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Body Heat“, ein Film Noir in der Ästhetik der Achtziger, war das Regiedebüt von Lawrence Kasdan, der kurz zuvor, gerade Anfang dreißig, am Drehbuch von „Star Wars: The Empire Strikes Back“ (1980) und dem „Indiana Jones“-Auftakt „Raiders of the Lost Ark“ (1981) mitgeschrieben hatte. Derselbe Kasdan, der The Big Chill“ (1983) – einen der großartigsten Filme, nicht nur der 1980er Jahre – schrieb und drehte und der sich später eine goldene Nase mit dem Blockbuster „Bodyguard“ (1992) verdiente, in dem sein Kumpel Kevin Costner die Hauptfigur spielte. „Body Heat“ machte aus seinen beiden Hauptdarstellern Kathleen Turner und William Hurt Stars und Sexsymbole der 1980er Jahre – in der Liste[1] der „Sexiest Movie Couples of All Time“ von Moviefone rangieren sie auf dem sechsten Platz.

Oscar Grace bei Ned Racine, der mit Sonnenbrille und nacktem Oberkörper am geöffneten Kühlschrank steht.

Der Kern der Geschichte ist so zeitlos wie primitiv: Aus einer leidenschaftlichen Sex-Affäre entspringt der Plan, den Ehemann der Frau zu ermorden, um an dessen immenses Vermögen zu gelangen und fortan in Liebe und Luxus zu schwelgen. Diese Aussicht gefällt Ned Racine (Hurt), einem Anwalt, der in seiner Mini-Kanzlei schwitzt, in einer Kleinstadt irgendwo an der Küste Floridas, die gerade von einer unerträglichen Hitzewelle heimgesucht wird. Aus heutiger Sicht wirkt Racine wie das völlig überzeichnete Klischee eines Achtziger-Proleten: schlecht sitzendes Hemd, mieses Krawattenmuster, übertriebenes Brillengestell und am Steuer einer gnadenlos überdimensionierten Siebziger-Jahre-Karosse. Vor Gericht vertritt der Anfang Dreißigjährige hauptsächlich dubiose Gestalten, sein Büro ist eine Hommage an die schäbigen Privatdetektivkanzleien aus den Humphrey-Bogart-Filmen. Racines Freunde sind der Pflichtverteidiger Peter Lowenstein (Cheers-Star Ted Danson) und der Kriminalbeamte Oscar Grace (J.A. Preston); die beiden amüsiert Racine mit Erzählungen von seinen Sexabenteuern, in die es den Womanizer mit der unersättlichen Libido regelmäßig verschlägt.

Ned und Matty in der Stadt.

Dann trifft er auf Matty Walker (Turner): Sie besitzt Schönheit, Charme und Geld – und das im Überfluss. Eine Frau ganz nach Racines Geschmack, mit einer erotischen Aura, der sich der Schmuddel-Anwalt nicht mehr entziehen kann („You shouldn’t wear that body.“). Unversehens steigern sich beide in eine begierige Affäre, die lediglich ein, freilich entscheidendes, Manko hat: Matty ist verheiratet mit dem skrupellosen Geschäftsmann Edmund Walker (gespielt von Richard Crenna, der wenig später durch die Rolle des Colonel Trautman in der originalen „Rambo“-Trilogie immense Bekanntheit erlangte).

Ned Racine im Gespräch mit Peter Lowenstein vor einer großen Glasscheibe in einem Diner.

In Walkers Abwesenheit verwandeln sie dessen Villa in ein vulgäres Liebesnest. Aber das ständige Versteckspiel vor der Haushälterin, den Verwandten und natürlich dem Ehemann selbst wird ihnen immer unbehaglicher. Weil Matty aufgrund einer Klausel ihres Ehevertrags bei einer Scheidung aber leer ausgehen würde, beschließen beide, den ohnehin grässlich unsympathischen Millionär zu beseitigen. Mit einem seiner Klienten hat Ned mit Teddy Lewis (Mickey Rourke) auch gleich einen professionellen Brandstifter in petto – und natürlich darf bei alldem am Ende nichts auf einen Mord hindeuten.

Das helle Kleid vor dem Dunkel der Nacht, die leisen Wellen am Sandstrand, der neugierige Blick durch die Jalousien in einen gleichermaßen romantisch wie zwielichtig ausgeleuchteten Raum, Palmenblätter, die sich im Abenddunkel im Wind wiegen: Kasdan erschafft eine enorm stimmungsvolle Atmosphäre, die perfekt zum lüsternen Liebesspiel und dem teuflischen Mordkomplott passt. Und anhand minimalistischer, aber präziser Effekte erzeugt er reichlich Thriller-Spannung: ein irritierender Telefonanruf, Scheinwerferkegel in der Finsternis, eine Irrfahrt im Nebel – und allerorten manifestiert sich die „Body Heat“ in schweißgebadeten, glitschigen Körpern. Der Plot ist einer jener seltenen, deren Ausgang man nicht auf Anhieb errät; die Palette an Schauplätzen des Films ist sorgfältig zusammengestellt: ein in Mondlicht getauchter Pier, ein luxuriöses Anwesen, eine miserable Anwaltskanzlei, düstere Kaschemmen und teure Restaurants.

Das Ehepaar Walker in einem Restaurant.

Mickey Rourke als Teddy Lewis mit nachdenklichem Blick auf einem Bett in einer kargen Wohnung.

Und die Besetzung ist makellos: Crenna als der uncoole, aber steinreiche Mittfünfziger: ein Schuft, verachtet und gefürchtet. Turner tritt auf als formvollendete Manifestation erotischer Männerfantasien – zwei Jahre später parodierte sie ihre Rolle in der skurrilen Steve-Martin-Komödie „The Man with Two Brains“ (1983). Hurt als Playboy, der zum Spielball seiner Partnerin wird; Preston als kompromissloser Cop, der auch für Freundschaft das Gesetz niemals verraten würde; Danson, der am Pier im stillen Andenken an Fred Astaire seinen Seebrückentanz vollführt; und schließlich Rourke – damals nahezu unbekannt – als sensibler Bombenbastler. Mit „Body Heat“ stand einer der besten Hollywoodfilme des Jahrzehnts gleich an dessen Beginn.

Blick auf ein weißes Strandhaus in der Dämmerung.

Ned Racine mit rauchender Zigarette am Steuer seines Cabriolets; im Hintergrund Häuser und Palmen.

[1] Siehe Moviefone Staff: Sexiest Movie Couples of All Time, in: moviefone, 02.05.2008, URL: http://www.moviefone.com/2008/05/02/sexiest-movie-couples-of-all-time/ [eingesehen am 20.09.2016].

Text verfasst von: Robert Lorenz