In seinen Western erzählte
John Ford von der entbehrungsreichen Besiedelung
des US-amerikanischen Heartland, insofern ist „
Früchte des Zorns“ ein folgerichtiges Werk – geht es hier schließlich um den Verlust ebendieser Errungenschaften. Nach fünf Jahren Gefängnis wegen Totschlags kehrt der Farmersjunge
Tom Joad auf Bewährung nach Hause, nur um dort eine leere Hütte vorzufinden. Wie die benachbarten Farmersfamilien haben auch die
Joads ihren Besitz verloren, an Konzerne, die mit
„Cats“ – Planierraupen – anrücken, um das von den Sandstürmen heimgesuchte Land für eine neue Nutzung vorzubereiten. Die
Joads repräsentieren die unglückseligen
Okies, die während der
Great Depression der
1930er Jahre als Arbeitsmigranten nach Kalifornien aufbrechen, das ihnen als gelobtes Land vor Augen steht, wo sie aber entgegen aller Erwartung mit grässlicher Armut konfrontiert werden.
Den ersten Teil des Films inszeniert Ford als Exodus, unterlegt mit finsteren, apokalyptischen Bildern, die den Verlust des eigenen Bodens als drastischen Verlust zeigen, ehe die strapaziöse Fahrt in einem maroden Truck von
Oklahoma über
New Mexico und
Arizona nach
Kalifornien beginnt. Dieser strapaziöse
Roadtrip erscheint streckenweise als Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, wenn die Farmer, deren gesamte Lebensweise mit einem Mal obsolet geworden ist, auf die kalifornischen Tankwarte und
Diner-Bedienungen treffen, genauso wie das nur unweit der boomenden Großstädten entfernte Lager der inländischen Wirtschaftsflüchtlinge einem
Wasteland gleicht. Man sieht verzweifelte Fratzen, hört lakonische Kommentare und immer wieder sticht die aggressive Fremdenfeindlichkeit der Menschen aus den Kleinstädten hervor, die keine Arbeitsmigranten in ihren Gemeinden haben wollen und deren militante Zivilgesellschaftlichkeit düstere Parallelen in unserer Gegenwart findet. „
Früchte des Zorns“ – die Verfilmung des berühmten, Pulitzerpreis-gekrönten Romans aus der Feder von
John Steinbeck – erzeugt eine knallharte, dystopische Grundstimmung, die für Hollywoodfilme jener Zeit eher untypisch ist und die sozialen Verwerfungen der US-amerikanischen Wirtschaftskrise greifbar macht.
Drama: 124 Min.
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u.a. Henry Fonda, Jane Darwell, John Carradine, Russell Simpson, Charley Grapewin, Dorris Bowdon, John Qualen, Zeffie Tilbury, Frank Darien, O.Z. Whitehead, Eddie Quillan, Frank Sully, Shirley Mills, Darryl Hickman, Grant Mitchell, Ward Bond, Selmer Jackson, Irving Bacon, Joe Sawyer, Paul Guilfoyle
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Regie: John Ford
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Bildquelle: Früchte des Zorns (1940), Paramount