Fremde, wenn wir uns begegnen (1960)

Filmtipp

Kurzbesprechung:

Dass sich hinter der Fassade vorstädtischer Familienidylle in den Fünfzigern auch Ehe-, Lebens- und Identitätskrisen der US-amerikanischen Mittelschicht verbergen, zeigten nicht erst die „Mad Men“ (2007–15). Ein halbes Jahrhundert zuvor werden in „Fremde, wenn wir uns begegnen“ Seitensprünge, Vernachlässigung und Ehezankereien mit modernen Küchen, großen Autos und Fernsehern verschleiert – und man sieht, wie erstaunlich offen Hollywood in manchem Mainstream-Werk mit dem Thema Sex umging. In dem Film plant Kirk Douglas als Architekt Larry Coe für den Schriftsteller Roger Altar ein phänomenales Haus in den (damals noch weitgehend unbebauten) Hügeln von Bel Air. Coe beginnt eine Affäre mit seiner Nachbarin Maggie Gault – gespielt von Kim Novak, die Douglas verdächtigte, als damalige Liebhaberin des Regisseurs Richard Quine für einen anderen Ausgang des Films gesorgt zu haben. Und Walter Matthau spielt den fiesesten Kerl des Films, der zugleich den größten Durchblick hat – „Sure, sure, we’re all happily married with two kids. What’s that got to do with your blonde?“ In „Fremde, wenn wir uns begegnen“ durchströmt das sonnige Leben im Los Angeles am Ende der 1950er Jahre eine tragische Schwermut, die all den komfortablen Materialismus einer bequemen Massenkonsumgesellschaft seiner faktischen Wertlosigkeit überführt. Einen Blick lohn der Film aber nicht, da er die heute unbezahlbaren Bel-Air-Hügel in einem noch nahezu unberührten Stadium zeigt – allein das im Film erstmals bebaute Grundstück ist inzwischen einige Millionen wert.

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