Die Schlangengrube (1948)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Wenn die Kamera langsam durch das kakophonische Getümmel psychisch kranker Frauen fährt, dann ist man längst drin in der titelgebenden Schlangengrube – die unheilvolle Fülle seelischer Zerrüttung, zusammengepfercht in der hoffnungslos überfüllten Klinik, deren Personal derart überlastet ist, dass manche Krankenpflegerin bald selbst zu den Patientinnen gehört.

Bei „Die Schlangengrube“ zeigte sich, dass Hollywood in seltenen Momenten auch von seinem kommerziellen Schablonendenken abrücken und wagemutige Konzepte angehen konnte. Als keiner Anatole Litvaks Projekt finanzieren wollte, da war Darryl F. Zanuck, der schon damals legendäre Produktionschef von Twentieth Century-Fox der Einzige, der sich auf das trist-pessimistische Szenario einer „Irrenanstalt“ einließ. Und Olivia de Havilland. Sie hungerte sich für die Rolle mager, schaute sich Psychiatrien an und ließ sich – für einen Hollywoodstar ihrer Statur damals nahezu undenkbar – ohne Make-up und akkurate Frisur ablichten. Und Zanucks Gespür hatte ihn nicht getrogen: „Die Schlangengrube“ gelang das Kunststück, nicht nur ordentlich Geld einzuspielen, sondern auch die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf die Missstände in den US-amerikanischen Seelenkliniken zu lenken. In dieser Kinoepoche führten Werke wie „Die Schlangengrube“ oder kurz zuvor Hitchcocks „Spellbound“ (1945) den Psychiater als Filmfigur ein. Und dass ein Entertainmentprodukt von solch verstörender, beklemmender Grundstimmung ein solcher Erfolg werden konnte, zeigt die Offenheit einer Nachkriegsgesellschaft für dieses Thema. Die Schlangengrube“ ist nicht nur ein extrem gut gespielter Film über Psychosen und die Bedeutsamkeit, sie als Krankheit anzuerkennen, sondern auch eine publikumswirksame Kritik am Gesundheitssystem der USA, in deren Folge rund die Hälfte der Vereinigten Staaten politische Reformen anstießen.