Filmtipp

Barefoot in the Park (1967)

Kurzbeschreibung: Zwei Frischverheiratete beziehen ein winziges Appartement in Greenwich Village, Manhattan. Nach der sexuellen Euphorie ihrer Flitterwochen müssen sie sich mit dem völlig ungewohnten Alltag des Ehelebens arrangieren. Jane Fonda und Robert Redford bilden eine famose Kombination und gaben ihren Karrieren mit diesem Film einen ordentlichen Schub.

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Jane Fonda, Robert Redford, New York im Jahr 1967. Diese Ingredienzen können gar nichts anderes bedeuten als einen einzigartigen, wunderbaren Film – und so ist es auch. Als wollte man einen stichhaltigen Beweis für den Fortschritt der sexuellen Freizügigkeit in den 1960er Jahren vorlegen, ist dieses komödiantische Leinwandwerk, das auf einem ungemein erfolgreichen Broadway-Stück von Neil Simon (Autor u.a. von The Odd Couple/Ein seltsames Paar“ 1968) basiert, von der ersten Minute an oversexed. Paul und Corie Bratter sind frischverheiratet, als sie im noblen „Plaza Hotel“ einchecken. Für eine Woche verlassen sie ihre Suite nicht, vor der Tür türmen sich die Tageszeitungen, während sich die beiden ganz offenkundig im Bett vergnügen, bis Paul – ein junger, aufstrebender Anwalt – wieder zur Arbeit gerufen wird – und seine Lippen mittlerweile ohnehin zu wund für weitere Küsse sind.

Nach ihrem lasziven Aufenthalt im Luxushotel beziehen die Bratters ihre neue Wohnung: ein Appartement im fünften Stock, irgendwo in Greenwich Village, Manhattan, das für einen Single-Haushalt passabel, für zwei Erwachsene aber eine Zumutung ist. Die Heizung funktioniert nicht, in das Schlafzimmer passt gerade so ein Einzelbett und im Panoramadach klafft ein Loch in der Scheibe, durch das es schneit. Schon bald klopft mitten in der Nacht auch noch einer der skurrilen Nachbarn (Charles Boyer) an, der über das Fenster in seine Dachkammerwohnung klettern will, weil er wegen ausgebliebener Mietzahlungen vom Vermieter ausgeschlossen wurde – ein weltmännisch-vitaler Sechzigjähriger, der unablässig mit Frauen flirtet, exotische Gerichte kredenzt und kurzerhand seine Nachbarn mitsamt Cories Mutter Ethel (Mildred Natwick) in ein albanisches Restaurant auf Staten Island einlädt, Bauchtanz inklusive.

Während Corie ihre alleinstehende Mutter mit dem galanten Exzentriker verkuppeln will, entwickeln sich zwischen ihr und Paul die ersten Post-Flitterwochen-Konflikte. Cories hedonistisch-sorgloser Enthusiasmus kollidiert mit Pauls kontrolliertem Karrierestreben; während sie auf ständigen Sex aus ist (schon beim Einzug fleht sie, dass als erstes das Bett geliefert werde), will sich Paul in die Akten für seinen ersten Gerichtsfall vertiefen. Der daraus resultierende Streit lässt beide daran zweifeln, ob sie abseits des Liebesakts tatsächlich füreinander bestimmt sind. Dass jeder für den Weg zur Wohnungstür eine unsagbar große Zahl von Treppenstufen bewältigen muss und bei der Ankunft jedes Mal am Ende seiner Kräfte ist, vereinfacht die Situation nicht.

Für den damals gerade dreißigjährigen Robert Redford, der die Rolle mit großem Erfolg bereits auf der Theaterbühne gespielt hatte, war „Barefoot in the Park“ der erste kommerzielle Kinoerfolg in einer Hauptrolle, durch den er in die Riege angehender Superstars aufstieg. Ähnliches gilt für Jane Fonda – die auf sueddeutsche.de als „Sexsymbol und Vorzeige-Oma“ porträtiert wurde, die damals freilich aufgrund ihres berühmten Familiennamens eine größere Prominenz besaß und zu diesem Zeitpunkt mehr Filmrollen vorzuweisen hatte. Aber ihre erste tatsächlich große Rolle, in der sich viele Charakteristika ihrer Schauspielkunst offenbarten, kam erst 1969, in der brutalen Rolle als Marathon-Tänzerin in „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß“. Beide, Redford und Fonda, hatten bereits kurz zuvor gemeinsam das drastische Gesellschaftsdrama „Ein Mann wird gejagt“ (1966) gedreht.

Mit Mildred Natwick (1905–94) und Charles Boyer (1899–1978) wurden die beiden Hollywood-Youngsters Redford und Fonda um zwei Schauspielurgesteine ergänzt. Natwick begann in den frühen 1930er Jahren eine Bühnenkarriere am Broadway, ehe sie 1940 erstmals vor der Kamera stand. Wie Redford hatte auch sie schon in der ursprünglichen Broadway-Version von „Barefoot in the Park“ gespielt, für ihre Filmrolle erhielt sie eine „Oscar“-Nominierung als „Beste Nebendarstellerin“.

Der gebürtige Franzose Boyer begann 1920 seine Karriere mit französischen Filmen, ehe er ab den 1930er Jahren in US-Produktionen mitwirkte und 1942 die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm; aufgrund seines französischen Akzents wurde er – wie auch bei seinem selbstironischen Auftritt in „Barefoot in the Park“ – oft für die Rolle des kultivierten Frauenverführers engagiert.

Highlights des durchweg amüsanten Films sind – neben dem Knichi-Essen – die anfangs frivolen, später spitzzüngigen Dialoge zwischen den Protagonisten Fonda und Redford, v.a. aber Redfords Szene als torkelnd Betrunkener im New Yorker Washington Square Park. Dieser Film ist sicherlich kein Meilenstein in der Komödienhistorie, aber ein angenehm kurzweiliges Unterhaltungserlebnis.

Text verfasst von: Robert Lorenz