Düsenjäger (1957)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Jedes Mal, wenn Janet Leigh als sowjetische Pilotin in der US-amerikanischen Militärbasis ihren Pullover anhebt, dann zischen die Jettriebwerke der U.S. Air Force durch die Szene. Überhaupt ist „Düsenjäger“ – anders als sowohl der der deutsche als auch der Originaltitel („Jet Pilot“) suggerieren – kein Militärabenteuer, sondern eine romantische Komödie; nur dass die beiden Turteltauben – John Wayne als Air-Force-Offizier und Janet Leigh als übergelaufene sowjetische Fliegerin – hier mit ihren Maschinen über den Wolken flirten. Ein wenig wie dreißig Jahre später Top Gun“ (1986) ist „Düsenjäger“ eine nur leicht kaschierte Air-Force-Werbung, freilich mit faszinierenden Flugaufnahmen der silbernen F-86A „Sabre – konsequenterweise wird die Air Force in der Titelsequenz auch in den starring roles aufgeführt. Interessant ist der Film vor allem aus historischer, auch soziologischer Sicht: wegen der sozialen und ideologischen Bilder, die er transportiert. Die UdSSR wird als ein Land präsentiert, in dem das Individuum nichts gilt, auch nur der Hauch von Fehlverhalten oder Scheitern an die Exekutionswand oder in die Uranmine führt, lieber Bomber statt Häuser gebaut werden – der Kommunismus ist hier so wackelig, dass nicht mal die Türgriffe halten. Niemand, der halbwegs bei Verstand ist, so die unterschwellige Botschaft, kann sich den Reizen des demokratischen Kapitalismus entziehen, jedenfalls nicht den Modeboutiquen von Palm Beach oder einem saftigen Steak in Yuma. Und dass Leigh als russische Offizierin Anna Marladovna von der ersten Sekunde ihres Auftritts an als Sexobjekt fungiert, wird – erstaunlich progressiv für die Fünfziger – ein wenig aufgewogen, indem sie sich als Flugass erweist und auf der Leinwand vielleicht die einzige Person ist, die John Wayne rettet. Kurz: „Düsenjäger“ ist durch und durch ein Kind seiner Zeit, allerdings mit frivolen Dialogen, lasziven Szenen und phallischen Objekten von überraschender Anzüglichkeit, und gerade deshalb – als Zeitdokument – sehenswert.