Dead Ringer (1964)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Die gigantische Villa mit ihren Marmorböden, majestätischen Treppen und dem Dienstpersonal – der Familiensitz einer neoaristokratischen Dynastie des kalifornischen Geldadels, der DeLorcas – ist der wesentliche Schauplatz von „Dead Ringer“. Hier lebt die just zur Witwe gewordene Margaret DeLorca, als sie Besuch von ihrer Zwillingsschwester Edith erhält – einer Barbesitzerin, die gerade vor dem Bankrott steht. Die reiche hat der nun armen Schwester einst den Mann weggeschnappt; zwanzig Jahre ist das her und ihr Wiedersehen am Grab ebenjenes DeLorcas ist der Beginn einer verhängnisvollen Manipulation.

Bette Davis in der Rolle von Zwillingschwestern ist natürlich das Ereignis des Films; doch sind auch die Nebenrollen stark besetzt, etwa Karl Malden als langweiliger, aber mit gesundem Misstrauen ausgestatteter Kriminalkommissar, ein Mike Stone im LAPD; Monika Henreid, die Tochter des Regisseurs Paul Henreid als serviles Dienstmädchen Janet; Cyril Delevanti als Butler, dessen Loyalität allein der DeLorca-Familie gehört; oder der schon leicht verlebt wirkende Peter Lawford als geldgieriger Golfplayboy Tony Collins. Die mörderische Story und die doppelte Bette Davis (manchmal sogar in derselben Szene) machen den Film sehenswert; aber was ihn wirklich reizvoll macht, ist die latente Omnipräsenz des alten Los Angeles, kombiniert mit der schwerelosen Schwarz-Weiß-Fotografie – wie die wuchtigen Limousinen durch die hellen Straßen gleiten, wie an der Peripherie das DeLorca-Anwesen als stummer Zeuge einer untergegangenen Epoche ruht oder wie das Interieur von Collins’ Hochausappartement den hedonistischen Luxus der High Society andeutet, spürt man die Aura einer Metropole im Wandel, fast wie als Symbol des gerade zu Ende gegangenen Studiosystems von Hollywood.