Holiday (1938)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Nur noch der Vater muss überzeugt werden, aber Julia und Johnny sind sich ihrer Liebe sicher und wollen so bald wie möglich heiraten. Und als sich seine Julia auch noch als potenzielle Multimillionendollarerbin einer New Yorker Bankiersdynastie entpuppt, ist Johnny umso begeisterter. Er selbst ist ein bisschen wie sein Darsteller, Cary Grant, selbst: ein Selfmademan, der sich von Kindesbeinen an aus seiner Armut hochgearbeitet hat. Anders, als es das Seton’sche Familienethos gebietet, will Johnny, dem eine glänzende Wall-Street-Karriere bevorsteht, jedoch mit Anfang dreißig aussteigen, um sich ein unbeschwertes Leben ohne Erwerbsarbeit zu gönnen. Für Julias Schwester Linda ist er damit ein Held – Katharine Hepburn spielt sie mit einem androgynen Habitus, flotter Rhetorik und pointierter Mimik so gut, dass jede ihrer Szenen zu einer reinen Hepburn-Szene wird.

Holiday“, ein Remake des Originals von 1930, gehört nicht nur zu den klassischen Screwball-Komödien, sondern ist zugleich einer ihrer herausragendsten Vertreter – ein Film, der nach unzähligen Jahrzehnten nichts an seiner Frische und seinem Tempo eingebüßt hat. Dabei sind die Zwischentöne durchaus düster: Linda ist in der schlossartigen Stadtvilla der Setons mit ihren riesigen Hallen und den per Fahrstuhl erreichbaren Etagen eine Gefangene, für die das alte Spielzimmer der drei Seton-Geschwister ein Refugium ist, in dem sich an Kindheitserinnerungen wärmen lässt, nur eben ergänzt um den Genuss von Zigaretten und Alkohol. Ihr Bruder ist schwerer Alkoholiker, in jeder seiner Szenen dauerbeschwipst (zugleich aber ein präziser Beobachter aller ziwschenmenschlichen Bruchstellen und Probleme), zerbrochen am Willen des Vaters, seine Träume von einem musikalischen Œuvre zugunsten einer Karriere in der Bank aufzugeben. Lindas renitenter Nonkonformismus – wie gesagt ultimativ von Hepburn verkörpert – trifft sich mit Johnnys sympathischem Postmaterialismus, der natürlich ganz und gar inkompatibel zu den Erwartungen seiner Verlobten und des Schwiegervaters in spe ist. Aber diese realistische Upperclass-Tragik verschwindet in „Holiday“ unter dem Mantel des turbulenten Screwball-Flairs, das sich ungemein charmant in jenen Momenten verdichtet, in denen Cary Grant, der einstige Vaudeville-Akrobat, einfach ein Rad schlägt oder einen Salto vollführt, wenn ihm die Situation zu angespannt erscheint.