Vor uns die Hölle (1959)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Eric Koertner steht in einem der unzähligen Schuttberge des völlig zerstörten Berlin, vor ihm eine massive Bombe, die in den Trümmern steckt – ein Blindgänger, der jetzt eiligst mit simplen Hilfsmitteln und Nerven aus Stahl entschärft werden muss. Mit Ausnahme des Schreis einer schwarzen Katze ist minutenlang in der Ruine nur das Klappern der Ziegel und das Klicken und Quietschen der Werkzeuge zu hören – eine der spannendsten Szenen des Fünfzigerjahre-Kinos. „Vor uns die Hölle“ spielt in einer deutschen Trümmerlandschaft, die meisten Szenen nahezu menschenleer, obwohl die Szenerie doch das einstige Groß-Berlin ist. Koertner und sein Team sind eine Truppe von Wehrmacht-Outcasts, die im Krieg einem Himmelfahrtskommando zugeteilt wurden, statt ins KZ geschickt zu werden. Sie haben überlebt, kommen in der einstigen Reichshauptstadt als Entwurzelte an und lassen sich von einem britischen Major rekrutieren, um mit der Kompetenz Geld zu verdienen, die ihnen der Krieg gegeben hat und die nun gefragt ist: Bombenentschärfung – ihr Überlebenskampf geht weiter.

Ein Pakt wird geschlossen, dass nach spätestens drei Monaten die Überlebenden das in den Wett-Topf eingezahlte Geld der Toten bekommen sollen. Eine britische Tausendpfundbombe mit einer mysteriösen Doppelzündervorrichtung, die unerbittlich das Entschärfungsteam dezimiert, wird zur Nemesis der beiden Protagonisten, den Widersachern Koertner und seinem Kameraden Karl Wirtz – ein Kampf zwischen Mitmenschlichkeit und Egoismus, ein Signum der Nachkriegszeit.

Das Thema von „Vor uns die Hölle“ ist denkbar düster: Wann immer im Hauptquartier der Bombenentschärfer das Telefon schrillt, mag der nächste Tod bevorstehen. Regisseur Robert Aldrich nutzt viele Close-ups, um sein Publikum ganz nah an Menschen in Extremsituationen zu bringen. Jack Palance mit seiner sanften Stimme, die nie so recht zu dem markanten Gesicht passen will, liefert eine Performance, bei der man sich einmal mehr wundert, weshalb er erst im hohen Alter, mit seinem „City Slickers“-„Oscar“ in den frühen Neunzigern zu Weltruhm und Hollywoodwürden kam; und weshalb er den Film, die Rolle nicht mochte, sich schließlich mit Aldrich nach mehreren gemeinsamen Filmen überwarf. Aldrich wiederum haderte mit seinem Werk, empfand ihn als vom Studio verstümmelt, nachdem eine halbe Stunde weggeschnitten worden war, ließ sich sogar als Produzent aus den Credits streichen – nichtsdestotrotz ist es ein packender Film, der die triste Stimmung melancholischer Verlorenheit einfängt. Gedreht in den Ruinen Berlins, ist „Vor uns die Hölle“ aber vor allem ein beklemmendes Zeitzeugnis.