Eine auswärtige Affäre (1948)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Im tristen Nachkriegsberlin blüht der Schwarzmarkt, die Soldaten der Besatzungsmächte fraternisieren fröhlich mit den Fräulein und die Entnazifizierung wird mal mehr, mal weniger konsequent betrieben. Dass Captain Pringle der Sängerin von Schlütow eine Matratze in deren baufälliges Appartement schleppt, für komfortablere Liebesabenteuer, ist einer der Vorgänge, den sich die hyperkorrekte Kongressabgeordnete Phoebe Frost vorknüpfen will – die Republikanerin aus Iowa, dem US-amerikanischen Heartland, ist in die im NS-Wahnsinn untergegangene Stadt gereist, um als Mitglied eines Komitees die Moral der Truppe zu begutachten.

Ähnlich wie Fives Graves to Cairo entzieht sich auch dieses Billy-Wilder-Werk simplen Genrezuordnungen. Die Dialoge sind messerscharf und witzig, auch viele Szenen stecken voller Romcom-Charme. Hingegen zwei der besten Sequenzen des Films sind voller Finsternis: In der einen verströmt eine Gesangsperformance der Dietrich im Nachtclub „Lorelei“ die morbide Atmosphäre des Nachkriegselends; und in der anderen sieht man durch ein Schattenloch die Tränen eines fürchterlich enttäuschten Menschen nach der Konfrontation mit einer bitteren Erkenntnis rinnen. Und schließlich die permanente Kulisse des Films: die Ruinen der völlig zerbombten Ex-Reichshauptstadt Berlin, die heute – so viele Jahrzehnte später – einen besonders beklemmenden Eindruck hinterlassen. Das ist ohnehin das eigentlich Faszinierende an „Eine auswärtige Affäre“: Weil Wilder mit dem Film auch seine drastischen Eindrücke, die sich 1945 bei seinem Nachkriegsbesuch in Berlin in seinem Kopf festgebrannt hatte, dokumentiert er die heillose Verwüstung der Trümmerstadt.