Advise & Consent (1962)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

„Wer ‚The West Wing‘ mag, wird ‚Advise and Consent‘ lieben – so könnte ein Klappentext für diesen Film aus den frühen 1960er Jahren, dem Ende der Ära Eisenhower und dem Beginn von Kennedys Präsidentschaft, lauten. Der ausgiebige Blick auf die Abläufe hinter den Fassaden der großen US-amerikanischen Politikgebäude – hier: des Kapitols – mit den informellen Gesprächen, die den öffentlichen Reden im Plenarsaal vorausgehen, bilden auch hier den Handlungsstrang; sogar die für The West Wing so charakteristisch gewordenen Walk and talk-Sequenzen finden sich bereits hier.

Ein Professor, Robert Leffingwell, soll Außenminister werden; der todkranke Präsident hat ihn nominiert, weil er sich von ihm die Fortsetzung seiner Politik unter einem neuen Amtsinhaber verspricht. Es wird intrigiert, gelogen und erpresst. Otto Premingers Verfilmung eines Pulitzerpreis-gekrönten Romans von Allen Drury entblößt die unrühmlichen Schattenseiten des professionellen Politikbetriebs und zeigt, dass Politik eben nicht (nur) anhand von Idealen funktioniert, sondern die demokratische Mehrheitsfindung durchaus schmutzig sein kann und abgebrühter Typen bedarf. Einer von ihnen ist Seabright Cooley. Seine gespielte Ruhe, seine falsche Empörung, sein feistes Gesicht – der Südstaatensenator ist kaum zu ertragen und gerade deshalb so ungemein gut gespielt von Charles Laughton, einem Briten. In aufgebauschtem Patriotismus versucht der Konservative, Leffingwell zu Fall zu bringen, der ihm mit seiner Kompromissbereitschaft gegenüber der Sowjetunion als linksliberales Weichei gilt.

Die wirklichen stehen hier zu den vorgeblichen Motiven des Politikerhandelns im Widerspruch, die Herstellung und Ausübung von Macht ist kein schöner Anblick. Damit ist „Advise & Consent“ so etwas wie die Brücke zwischen Frank Capras idealistischem Mr. Smith Goes to Washington“ (1939) aus der Ära des klassischen Hollywoodkinos und dem New Hollywood-Pessimismus eines All the President’s Men“ (1976) von Alan J. Pakula.

In gewohnter Konfrontationslust übertritt Otto Preminger die moralischen Grenzen der Kinoleinwand, indem er in einer Sequenz eine Schwulenbar zeigt und damit die Bi- oder Homosexualität eines US-Senators andeutet. Kleine Parodien – wie die des permanent schlafenden Mandatsträgers, eines seiner Wiederwahl sicheren Amtsinhabers, der immer nur zu den Abstimmungen wachgerüttelt wird – oder kleine Sottisen – wie über die Vizepräsidentschaft, die „like living in a mansion with no furniture“ sei – zeigen die vermeintlichen Anomalien des Politikgeschäfts, die doch in Wirklichkeit die Normalität abbilden.