Das verlorene Wochenende (1945)
Filmtipp
Atmosphäre
:Sehenswert: Als Alkoholsucht im Hollywoodfilm nicht mehr nur Comic Relief war
Kurzbesprechung:
Die fragile Geborgenheit in der Bar als unverbindlicher Zufluchtsort der Verzweifelten, die Gier auf den nächsten Drink, die Euphorie bei der Bestellung, die Leere nach dem ausgetrunkenen Glas: All das fasst Ray Milland in denkwürdige Fratzen und Posen.
Milland spielt Don Birnam, einen strauchelnden Schriftsteller, der seinen Kummer und seine Sorgen im Whiskey ertränkt, während er immer wieder das Vertrauen seiner Freundin und seines Bruders missbraucht. „Das verlorene Wochenende“ ist eine schonungslose Konfrontation des Publikums mit dem Alkoholismus und zeigt, wie auch das Umfeld der Süchtigen in Mitleidenschaft gezogen wird.
Billy Wilder, später Hollywoods Mann für turbulente Komödien, zeigt hier in einer ausführlichen, fast schon penetranten Darstellung des Saufens die Deformation vom zuversichtlich-ambitionierten Menschen zum selbstzerstörerischen Wrack. Die gruselige Episode in der Alkoholiker-Sektion des New Yorker Bellevue Hospital und das damals noch eher seltene Location shooting an der Upper East Side verleihen dem Film eine ganz besondere Note.
„The Lost Weekend“, so der Originaltitel, spielte seinerzeit das Zehnfache der Produktionskosten ein und dürfte mit dieser kommerziellen Wucht Wilders erst wenige Jahre zuvor begonnene, anschließend noch 35 Jahre währende Regiekarriere gefestigt haben – ein düsterer, zeitloser Film.