Der Richter und sein Henker (1975)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Menschen lassen sich wie Figuren auf einem Schachbrett manipulieren – so lautet das Credo von Richard Gastmann, der mit seinem Kumpel, dem Berner Polizisten Hans Bärlach, wettet, in dessen Beisein einen Mord zu begehen, den ihm Bärlach niemals wird nachweisen können. Dreißig Jahre später ist es dem mittlerweile todkranken Bärlach noch immer nicht gelungen, den inzwischen steinreichen Gastmann zu überführen. Bärlach bleibt nicht mehr viel Zeit, ein neuer Mordfall – an seinem Assistenten – ist zu bearbeiten, und der junge Karrierist Walter Tschanz übernimmt die Ermittlung.

Maximilian Schells Verfilmung des berühmten Bestsellers „Der Richter und sein Henker – dessen Autor Friedrich Dürrenmatt einen Gastauftritt als Schriftsteller Friedrich hat – zeigt ein diesiges Bern zur Mitte der Siebziger, trist und anachronistisch. Die Story zelebriert die Raffinesse der Manipulation, den Triumph von Geduld über Hybris. Martin Ritt spielt ziemlich famos den gleichermaßen verbrauchten wie gerissenen Kriminalkommissar, ein körperliches Wrack voll geistiger Energie; Robert Shaw ist Gastmann, in dem sich Sadismus und Plutokratentum zu einer ziemlich zerstörerischen Kraft vermengen, die Shaw in ein fieses Grinsen übersetzt; Jon Voight ist der aggressive Tschanz, der vor Selbstbewusstsein strotzt und gleich nach der Beerdigung eines ermordeten Kollegen mit dessen Verlobter schläft; ebendiese Frau spielt Jacqueline Bisset, die ziemlich unbeeindruckt in dem manipulativen Geschehen mitmischt, bei dem jeder Teilnehmer sich seiner vermeintlichen Überlegenheit gewiss ist. Untermalt von Ennio-Morricone-Klängen bewegt sich Schells „Der Richter und sein Henker“ stets an einer schmalen Grenze zum Absurden und profitiert immer wieder von dem dürremattesken Zynismus des Schicksals.