Des Teufels Lohn (1957)
Filmtipp
Atmosphäre
:Kurzbesprechung:
Orson Welles benötigt bloß eine halbe Minute, um den inneren Zorn der Zuschauer brodeln zu lassen. Als selbstgerechter Autokrat bringt er die ohnedies enorm aggressive Atmosphäre seiner Riesenranch fast zur Implosion. Ihm gegenüber steht Sheriff Ben Sadler (Jeff Chandler), der einem mutmaßlichen Mord an einem mexikanischen Arbeiter nachgeht, welcher sich auf Virgil Renchlers gigantischem Grundstück ereignet haben soll. Obwohl der „Wilde Westen“ längst Geschichte ist, herrscht hier noch fast die gleiche Gesetzlosigkeit – in den Weiten einer Ranch, die das Ausmaß so manchen europäischen Landes erreicht, ein Überwachungsvakuum, das mit der Autorität eines Patriarchen gefüllt wird. „Des Teufels Lohn“ treibt den Konflikt zwischen dem Einzelnen oder einigen Wenigen und der Gemeinschaft, ja eines ganzes Rechtssystems auf die Spitze. Der Sheriff, der im US-amerikanischen Heartland zumindest im Film meist ein verbohrter Handlanger des einen oder anderen Lokalmatadoren ist, wird hier wie sein berühmtes Pendant in „High Noon“ (1952) zum beinahe aussichtslosen Einzelkämpfer – die Verteidigung der Moral wird zum Opfer des hartnäckigen Individualisten. „Des Teufels Lohn“ entlarvt vor allem einen beklemmenden Gesellschaftsmechanismus: Wie all die Ladenbesitzer und Händler nach Jahrzehnten des gemeinschaftlichen Zusammenlebens den Sheriff und seine Frau plötzlich ausgrenzen – eine lebensbedrohliche Stimmung entfachen –, weil sie fürchten, dass der Großgrundbesitzer Renchler sonst seine Waren andernorts einkauft.