Hush…Hush, Sweet Charlotte (1964)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Allein das Setting einer herrschaftlichen Südstaatenvilla in den Zwanzigern entfaltet eine Atmosphäre, die das Publikum von der ersten Minute an in diesen Film hineinsaugt. Und auffe, denen das nicht genug sein sollte, wartet Olivia de Havilland mit einer atemberaubenden Metamorphose – dabei war sie eigentlich bloß der Ersatz für die bereits gecastete, aber während der Dreharbeiten ausgefallene Joan Crawford. Die Story von „Hush…Hush, Sweet Charlotte“ spielt mit der Gegenwart der Vergangenheit in dem alten Anwesen, das als anachronistische Insel einer längst vergangenen Epoche fortzuwirken scheint. Mitten auf einer der rauschenden Partys im reichen Hause der Familie Hollis, im Jahr 1927, geschieht ein grauenvoller Mord, der fortan wie ein Schatten über diesem Ort liegt – mehr als dreieinhalb Jahrzehnte später soll das Anwesen einem großen Infrastrukturprojekt weichen, aber die einzige und, seitdem sie unter Mordverdacht steht, vereinsamte Bewohnerin wehrt sich. Die konfliktreiche Begegnung der Gegenwart mit der Vergangenheit ist das große Thema dieses Films. Bette Davis spielt Charlotte Hollis, die einstige Südstaatenprinzessin, deren ganzes Leben in einer unheilvollen Nacht zerstört wurde und die nun in psychotischer Zerrüttung von dem Tod ihres Liebhabers beherrscht wird, den sie manchmal sogar noch am Leben wähnt. Mit seinem filigranen Licht- und Schattenspiel und der ständigen Einblendung eines Kinderliedes entfaltet der Film eine gruselige, tiefgründige Atmosphäre; und die ohnehin mit ihren Sümpfen, aber auch ihrer Kolonialvergangenheit mystisch und düster aufgeladene Südstaatenlandschaft erhält durch die eigenartig erstarrte Villa und die finsteren Geschehnisse darin eine nochmals eindringlichere Wirkung. Dass die Reunion von Davis und Crawford kurz nach What Ever Happened to Baby Jane? (Review auf Filmkuratorium.de lesen) (1962, ebenfalls unter der Regie von Robert Aldrich) nicht klappte, entpuppte sich für diesen Film als Glücksfall: Während Davis haarsträubend brillant durch die morbide Villa kriecht und kreischt, liefert de Havilland eine ebenbürtige Performance. „Hush…Hush, Sweet Charlotte“ ist ein Film des Augenspiels: Natürlich und zuvorderst von Bette Davis, deren raumgreifende Blicke voll Furcht, Misstrauen und Verwunderung hier fast schon eine eigene Rolle haben; aber auch jene von Olivia de Havilland, die gleichermaßen sanftes Mitgefühl und schauerliche Verachtung ausdrücken.