Mildred Pierce (1945)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Dass Hollywoodfilme der Studioära immer nur Frauenklischees auf die Leinwand brachten, wird in „Mildred Pierce“ selbst zum Klischee. Denn hier sind ausschließlich Frauen die tonangebenden Figuren. In der Titelrolle liefert Joan Crawford eine solch famose Performance ab, dass man sich – wie sonst in unzähligen Fällen – über den „Oscar“-Gewinn keine Sekunde wundert. Mildred Pierce trennt sich von ihrem Mann, einem arbeitslosen Immobilienmakler, jobbt als Kellnerin, eröffnet ihr eigenes Restaurant, aus dem bald eine Kette wird, deren Filialen sich über Los Angeles erstrecken; und das nur, um endlich die Liebe ihrer gierig-verwöhnten Teenagertochter zu bekommen.

Wie progressiv „Mildred Pierce“ in Sachen Gleichstellung ist, zeigt eine Szene, in der zwei Geschäftsfrauen im Managementzimmer Whiskey trinken – als wäre die männerdominierte Bürokultur der „Mad Men“ bloße Fiktion. Die Rahmenhandlung von „Mildred Pierce“ bildet ein Mord, die eigentliche Geschichte wird aus der Retrospektive erzählt.

Die Regie des „Casablanca“-Regisseurs Michael Curtiz verleiht dem Film einen gewissen Noir-Touch; überhaupt wirkt das schwarz-weiße Szenenbild mit seinem stilvollen Vierzigerinterieur ungleich moderner als Farbfilme der beiden darauffolgenden Dekaden – ein Film kann kaum besser altern als „Mildred Pierce“. Mit seiner Mischung aus kalifornischer Küstenidylle und großurbanem Moralversagen, seinem Erzähltempo und dem Zeitkolorit ist „Mildred Pierce“ eine Produktion aus der klassischen Hollywood-Ära, die man sich besser nicht entgehen lassen sollte.