Bob & Carol & Ted & Alice (1969)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

So wie in „Bob & Carol & Ted & Alice“ wären die Sechziger gerne gewesen. Der Film ist die Manifestation eines Zeitgeistes, den es so vermutlich nie gegeben hat, mit dem wir aber liebend gerne diese Dekade etikettieren. Mehr noch: Urschreitherapie, Nudismus und freie Liebe – allesamt in diesem Film vorkommende Phänomene – wirken von heute aus betrachtet geradezu wie billige Klischees jener Zeit, aus der „Bob & Carol & Ted & Alice“ doch schließlich stammt. Intro und Coda haben dann allerdings auch einen solch märchenhaft-verträumten Charakter, dass man den Film ohnehin nie als

Und so geht es los: Im „Institut“, draußen in den staubtrockenen kalifornischen Hügeln im Umkreis von San Francisco, liegen sich die Teilnehmenden der ungewöhnlichen Gruppentherapie bald heulend in den Armen. Bob und Carol sind dort eigentlich nur zugegen, weil Bob, der Regisseur, ein kleines Fernsehstück über die Vorgänge im Institut drehen will – aber die kathartischen Erlebnisse verändern ihre Beziehung fundamental. Seitensprünge werden bald mit einem Lächeln als „beautiful“ begrüßt, was die befreundeten Ted und Alice, die all die grenzenlose Toleranz überhaupt nicht nachvollziehen können, bald in den Wahnsinn treibt. Der Film spielt damit, wie die Selbstfindungserfolge des einen das Leben des anderen Paares beeinträchtigen. Und er lebt von seinem Charme des dauerhaft Unkonventionellen, einem Gefühl, dass alles improvisiert und dadurch stets einen Tick echter wirkt als das Gros der Filme jener Zeit.

Das alles vollzieht sich in einem damals frischen, einfallsreichen New Hollywood-Stil, angesiedelt im potenziell leicht surrealen Kalifornien, und wirkt auch heute noch, mehr als ein halbes Jahrhundert später, originell. Dabei stolpern wir als Zuschauer nicht nur durch die Beziehungsturbulenzen der beiden Paare, die bald in einer Orgie zu gipfeln scheinen, sondern auch durch den kalifornischen Ennui der spanischen Villen, flotten Cabrios und blauen Pools.