Schornstein Nr. 4 (1966)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Romy Schneider als Stalkerin: Einst gab sie als 19-jährige Mutter ihr Neugeborenes weg, nun will sie den mittlerweile sechsjährigen Jungen zurückhaben. Von West-Berlin aus reist sie immer wieder nach Essen, um das Kind in immer geringer werdender Distanz zu beobachten, schließlich Kontakt aufzunehmen. Michel Piccoli spielt den mit der wachsenden Verzweiflung seiner Frau überforderten Ehemann, der sie schüttelt, einsperrt, immer wieder zurückholt – es war die erste Zusammenarbeit eines der besten Leinwandpaare.

Die düster-pessimistische Handlung passt zu Schneiders Post-Sissi-Image, das sie damals pflegte und mit dem sie sich von ihrer Überrolle der k.u.k. Monarchin zu distanzieren suchte. Neben Hans Christian Blech als Ziehvater des Jungen, der sich mit Schneiders Mutter einen Wettstreit emotionaler Verzweiflung liefert, beeindruckt „Schornstein Nr. 4“ vor allem durch sein Zeitkolorit der alten Bundesrepublik am Ende des „Wirtschaftswunders“, mit dem Kontrast zwischen dem großurbanen West-Berlin und dem industriellen Ruhrgebiet, die beide in einer surrealen Tristesse erscheinen – und selten war die Einsamkeit in der Zweisamkeit so groß wie hier zwischen den Figuren von Romy Schneider und Michel Piccoli.