Sunday Bloody Sunday (1971)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Wie als Reminiszenz an das englische Kitchen sink drama sieht man in den ersten zehn Minuten eine Spüle mit schmutzigem Geschirr. Immer wieder findet John Schlesinger, der Regisseur, in den Szenen von „Sunday Bloody Sunday“ sensible Blicke für das zeitgenössische Leben, etwa die nächtlichen Rollerskater in der verregneten Innenstadt und auch die Junkies, die ihre überdosierten Kumpels durch die Straßen schleppen oder in der Apotheke warten. Vorsichtig lässt er die Kamera die Kabel einer Telefonzentrale entlang wandern, die im Film im Zentrum eines Beziehungsnetzes steht und in der immer wieder die Anliegen der Großstadtmenschen zusammenlaufen – inzwischen natürlich längst ein vollkommen anachronistisches Bild.

Die Story indes ist selbst heute noch progressiv: „Sunday Bloody Sunday“ dreht sich um die Dreiecksbeziehung zwischen Alex – einer Frau, die sich von ihrem Upperclass-Elternhaus abgewandt hat, aber von ihrem Bürojob in einer Karrierevermittlungsagentur frustriert ist –; dem arrivierten Arzt Daniel, der auf dem Bar-Mitzwa-Fest seiner Familie einmal mehr seine Homosexualität verbergen muss; und im Zentrum dem bisexuellen Bob, einem hedonistischen Erfinder ohne Bindungsabsichten, der davon profitiert, dass ihm die anderen beiden emotional verfallen sind.

Als äußerst stimmungsvolle Kulisse des Films dient das London nach dem Ende der Swinging Sixties, dessen Verheißungen hier mehr wie ein Kater denn ein Traum nachwirken; und ganz en passant umarmen sich in „Sunday Bloody SundayPeter Finch und Murray Head zum ersten schwulen Leinwandkuss der britischen Filmgeschichte.