Die Spaziergängerin von Sans-Souci (1982)
Filmtipp
Kurzbesprechung:
Doppelt und dreifach tragisch ist dieser Film: Da ist zum einen Romy Schneiders Doppelrolle in der Gegenwart der frühen 1980er Jahre, als Lina Baumstein, die Frau eines politischen Aktivisten, der urplötzlich als Mörder vor Gericht steht; und in der Vergangenheit der 1930er Jahre, als Elsa Wiener, die Frau eines politischen Verlegers, die vor den Nazis aus Berlin nach Paris geflohen ist, wo sie sich erst als Nachtklubsängerin, dann als Trinkanimateurin an der Bar durchschlägt, während ihr Mann im KZ gequält wird. Und zum anderen ist da Romy Schneiders eigenes Schicksal: Den jüdischen Jungen, der in Elsa Wieners Obhut lebt, sollte ursprünglich Schneiders 14-jähriger Sohn David spielen – der allerdings vor Drehbeginn durch ein fürchterliches Unglück starb und ersetzt wurde. Und schließlich ist da noch die traurige Tatsache, dass „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ Schneiders letzter Film ist – sie verstarb kurz nach der Premiere. Die auch so schon berührende Geschichte ist also noch durch das echte Leben hoch emotional aufgeladen; sie kreist um Max Baumstein (Michel Piccoli), der im Gerichtssaal auf seine Kindheit im Pariser Exil zurückblickt und dabei das Schicksal des Ehepaars Wiener einer breiten Öffentlichkeit offenbart, so die Vergangenheit in die Gegewart zurückholt. Zwar spielen bloß wenige Szenen im NS-Deutschland kurz nach Hitlers „Machtergreifung“; aber mit den SA-Schlägertrupps auf der Straße und den Gestapo-Häschern im Zug vermitteln sie eine ganz und gar beklemmende Stimmung. Beeindruckend ist hier vor allem Helmut Griem als bekennender Nazigegner, der seine Figur mit derselben Überzeugungskraft spielt, wie er in „Voyage of the Damned“ (1976) zuvor einen NS-Karrieristen darstellt. Piccoli verwandelt einmal mehr seine Zigarettenzüge in stille Monologe; und in ihrer letzten Rolle ruft Schneider noch einmal das ganze Spektrum ihrer mimischen Kunst ab: Gesichter voller Liebe, Hoffnung, Schmerz – ein würdiger Leinwandabschied der Romy Schneider.