Der Scharfschütze (1950)
Filmtipp
Atmosphäre
:Sehenswert: Demontage des Mythos vom Revolverhelden lange vor New Hollywood
Kurzbesprechung:
Den Schnäuzer, den Gregory Peck hier als im ganzen Westen berüchtigter Gunslinger Jimmy Ringo trägt, hätte Fox-Boss Darryl F. Zanuck ihm am liebsten eigenhändig abgerissen; aber da war es schon zu spät und der hochgelobte Film in den Kinos hinter den Erwartungen zurückgeblieben – vielleicht, weil sich die Zuschauer ihren Gregory Peck eben ohne Bart wünschten. Vielleicht aber auch, weil „Der Scharfschütze“ schlicht den Mythos des Revolverhelden – eines zentralen Genre-Elements – demontierte, indem er den Preis für Ruhm und Prestige im Alten Westen zeigte.
Ringos draufgängerischer Ehrgeiz, als härtester Westerner und schnellster Schütze zu gelten, hat ihn einsam gemacht; in jeder Stadt wird er abgewiesen, da niemand Ärger will und aufstrebende Heißsporne sich mit ihm anlegen, um als Killer von Jimmy Ringo in die Geschichte einzugehen. Jetzt sehnt er sich nach einem Durchschnittsleben mit Frau, Kind und Ranch. In einer Szene hält Ringo einen bedächtigen Monolog: „It’s a fine life, ain’t it? Just trying to stay alive. Not really living, not enjoying anything, not getting anywhere. Just trying to keep from getting killed.“ Er sagt es zu einem alten Weggefährten, einem Ex-Ganoven, der inzwischen als U.S. Marshal das Gesetz hütet, weil er im Unterschied zu Ringo ein unbekannter Outlaw war und ohne diese Prominenz ein neues Leben beginnen konnte.
„Der Scharfschütze“ ist mit seinem anti-heroisch melancholischen Unterton und dem illusionslosen Finale ein Urahn des New Hollywood-Kinos der späten Sechziger und frühen Siebziger. Die Kritiker feierten ihn, das Publikum blieb skeptisch. Die Spannung liegt nicht etwa darin, wen Ringo als Nächsten erschießt, sondern ob wie lange er ebendas vermeiden kann.
Als für die Zeit bemerkenswert authentische Kulisse dient das hölzerne Fox-Studiostädtchen, das davor und danach u.a. auch in „The Ox-Bow Incident“ (1943) und „Forty Guns“ (1957) erheblich zur jeweiligen Filmatmosphäre beigetragen hat.
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