Forty Guns (1957)
Filmtipp
Atmosphäre
:Kurzbesprechung:
Im Hollywood der Fünfziger kamen feministischen Filme ausgerechnet aus der ultimativen Männerdomäne: dem Western. Neben „Johnny Guitar“ (1952), in dessen Showdown sich die Frauen gegenüberstehen, war das vor allem Samuel Fullers „Forty Guns“. Die Person, die sich eine ganze Stadt mit all ihren Institutionen gekauft hat, die mit einer Entourage von vierzig Killern durch Cochise County reitet und die eine unangefochtene Tyrannenautorität ausübt, ist nicht wie in allen anderen Filmen des Genres ein kaltschnäuziger Patriarch, sondern eine Frau. Wie Barbara Stanwyck als Jessica Drummond auf ihrem Pferd mit ihren mehr als drei Dutzend Männern durch die Stadt prescht, ist ohnehin eine der besten Szenen, die jemals für einen Western – ach was, überhaupt – gedreht wurden.
Drummond befehligt ihr ganzes Umfeld mit einsilbigen Kommandos und manchmal nur mit Blicken; wenn sie mit einem kurzen Schrei ihr Pferd anspornt, lauert darin ein aggressives Machtbewusstsein; und nicht zuletzt macht sie den allseits gefürchteten Revolverprofi Griff Bonnell einfach zu ihrem love interest, wo doch dieser Kerl in jedem anderen Film die treibende Kraft des amourösen Spiels sein würde. Obendrein ist „Forty Guns“ gespickt mit anzüglichen Dialogen und Gesten, etwa die Szene, in der Jessica Drummond dem zu Tisch gebetenen Griff Bonnell gegenübersitzt und sich seine Pistole geben lässt: „May I feel it?“ – „Uh-uh.“ – „Just curious.“ – „It might go off in your face.“ Und später, als sie sich in der Prärie begegnen, fragt Bonnell: „You still interested in my gun?“
In „Forty Guns“ kommt Bonnell im Staatsauftrag mit einem Haftbefehl in die Stadt, begleitet von seinen beiden Brüdern, als Arizona noch kein Staat, sondern ein „Territory“ war. Gleich bei seiner Ankunft gerät er mit dem jüngeren Bruder der plutokratischen Matriarchin in Konflikt – der revolverschwingende Trunkenbold ist eine Art Abbild schwer erziehbarer Jugendlicher, mit denen sich Regisseur Sam Fuller, von dem auch das Drehbuch stammt, ähnlich wie kurz zuvor Nicholas Ray mit „Rebel Without a Cause“ (1955) in seinem Film auseinandersetzen wollte.