Scandal Sheet (1952)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Sehenswert: Blick in die kleinen Abgründe des großen Erfolgs

Kurzbesprechung:

Ein Film der Gesichter: Broderick Crawfords Mimik voll mörderischer Entschlossenheit zur Karriere; John Dereks gieriger Blick des rücksichtslosen Spektakeljournalismus; oder Donna Reeds Miene des lauernden Moralismus in einem unmoralischen Milieu. In „Scandal Sheet“ treibt Mark Chapman die Auflage des New York Express in ungeahnte Höhen, aber das Blatt verkommt dafür zur reißerischen Boulevardgazette – ein mörderisches Geheimnis beginnt, die Karriere des erfolgsverwöhnten Chapman zu bedrohen.

Gleich von der ersten Szene an, in der die Journalisten sich am Tatort noch vor Eintreffen der Polizei die Aussage einer Zeugin erschwindeln, zeigt die großstädtische Kriminalreportage als erbarmungslosen Vorgang. Die New Yorker Reporter von „Scandal Sheet“ operieren jedenfalls mit unerbittlichen Methoden, um mit delikaten Bildern und selbst der Polizei unbekannten Informationen die Auflagen ihrer Zeitungen zu pushen – in der Redaktion misst eine riesige Ziffernanzeige tagesaktuell die verkauften Exemplare.

Sam Fuller, auf dessen Roman „Dark Page“ der Film basiert, kannte Park-Row-Milieu der großen Redaktionen in Manhattan aus eigener Erfahrung. Schon als Zeitungsjunge war er auf den Straßen von Manhattan unterwegs gewesen, hatte anschließend als Copyboy in Randolph Hearsts New York Journal gearbeitet, um schließlich noch im Teenageralter als freier Journalist zu schreiben. Was das Studio aber aus seinem Stoff machte, gefiel Fuller ganz und gar nicht – „Scandal Sheet“ war dem Regisseur eine Lektion, seine Storys, wenn möglich, nur noch selbst zu verfilmen.

Die ursprünglich geplante Variante mit Howard Hawks auf dem Regiestuhl, Humphrey Bogart als Kriminalreporter und Edward G. Robinson als Chefredakteur gehört sicherlich zu den interessanteren Filmen, die nie gedreht worden sind. Nichtsdestotrotz ist der Thriller auch so eine kleine Perle des Columbia-Outputs der 1950er Jahre: ein Stück über die Bedrohlichkeit ungezügelter Ambition und die Verlockungen schier grenzenlosen Erfolgs.