Innenleben (1978)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Eine der soziologischen Signaturen der 1970er Jahre war der Postmaterialismus, also der Vorrang immaterieller Werte wie Selbsterfüllung oder Kulturgenuss. Wie strapaziös und selbstzerstörerisch die postmaterialistische Orientierung allerdings sein kann, inszeniert Woody Allen in „Innenleben“ – einem Film voller herausragender Performances. Heraussticht Geraldine Page; denn ihre Eve, die Mutter dreier erwachsener Töchter, die mit ihrer psychotischen Selbstgerechtigkeit ihren Kindern Schuldgefühle für das Scheitern ihrer Ehe und ihrer Träume vermittelt, ist noch eine schwer erträgliche Figur, wo doch der ganze Film eine einzige Selbstzerfleischung einer eigentlich wohlsituierten Ostküstenfamilie ist – so gut ist sie gespielt. Daneben glänzen Diane Keaton und Mary Beth Hurt als soziopathische Töchter sowie Maureen Stapleton als lebensfrohe Frau aus Florida, die in der Rolle der neuen Ehefrau des Vaters wie ein Fremdkörper in der schwermütigen Ostküstenfamilie wirkt, in der sie als „vulgarian“ beschimpft wird. „Innenleben“ hat die typische Farbgebung eines Woody-Allen-New-York-Films der Siebziger, ist aber immer eine Spur düsterer, depressiver, hoffnungsloser als andere Allen-Dramen, die das Zusammenleben in einer vor Ambitionen und Neurosen überkochenden Metropole à la New York ergründen.

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