Seconds (1966)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Wenn es so etwas wie Filmjuwelen gibt, dann ist John Frankenheimer sicherlich der Filmjuwelier schlechthin. Was er allein zwischen 1962 und 1966 drehte, genügte für ein mehr als imposantes Œuvre und einen weit überdurchschnittlichen Anteil an Hollywoods besten Werken. Am Ende dieser extrem kreativen wie produktiven Phase stand neben Grand Prix auch „Seconds“ – was besonders bemerkenswert ist, da diese beiden Filme so unterschiedlich sind und doch vom selben Regisseur aus der gleichen Zeit stammen.

Seconds“ erzählt die Geschichte eines radikalen Neubeginns; aber der Optimismus, die Euphorie, die mit diesem Sujet verbunden sein könnten, werden hier durch und durch konterkariert von beklemmenden Momenten, verstörend-psychedlischen Szenen und einem der härtesten Schlussmomente, die es jemals ins Mainstreamkino geschafft haben.

Die Szenen zwischen Frances Reid und John Randolph, Frau und Mann, entblößen die New Yorker Vorstadtehe in materieller Sorglosigkeit als emotionslose Beziehungshülle – die Frau kümmert sich um den Rosengarten, während der Mann mit dem Zug in die Metropole aufbricht, um dort in einem Bürojob viel Geld zu verdienen, mit dem sie materialistisch die menschliche Distanz in einer eigentlich distanzlosen Beziehungsform – der Ehe – übertünchen.

Dann kommt Rock Hudson in den Film, damals der größte Star der Welt, Frankenheimer traut ihm nicht so viel zu wie seinem ursprünglichen Favoriten auf die Rolle: Laurence Olivier. Den wollte das Studio nicht – ein Glück, es ist nicht nur Hudsons wohl beste Performance in seiner ganzen Karriere, sondern auch überhaupt eine der großen in der Geschichte Hollywoods. Wie er – teilweise real – betrunken durch seine Schickeria-Party torkelt (gedreht wurde in Frankenheimers Malibu-Strandhaus) und noch viel mehr, wie er auf einem Happening in den kalifornischen Hügeln mit beinahe hysterischer – abermals realer – Skeptik dem nackten Treiben gegenübersteht und dann in eine Weintraubenkatharsis buchstäblich hineingezogen wird, das wird allenfalls von der durch und durch schockierenden Schluss-Sequenz übertroffen.