Teufelskreis (1961)

Filmtipp

Atmosphäre des Films:

Kurzbesprechung:

Ein Film, den man unbedingt im Kontext seiner Zeit zu betrachten hat, um seine Tragweite zu ermessen: Melville Farr ist ein aufstrebender Jurist, auf dem sicheren Pfad zum hochangesehen Kronanwalt, als er seine Karriere aufs Spiel setzt, um eine Erpresserbande auffliegen zu lassen, die mit Fotografien kompromittierender Situationen reihenweise Homosexuelle ausnimmt. Die Bedeutsamkeit von „Teufelskreis“ liegt nicht in seiner Krimihandlung, die durch ein düsteres London der frühen Sechziger führt, sondern in der Brisanz des Themas: Denn in diesem Film wird ganz offen mit Homosexualität umgegangen, die damals noch unter Strafe stand – es brauchte noch ein halbes Jahrzehnt, ehe sie entkriminalisiert wurde, überhaupt war „Teufelskreis“ der erste britische Film, der das bloße Wort „Homosexualität“ offen aussprach.

Im Rückblick lässt sich „Teufelskreis“ vielleicht der Vorwurf machen, nicht explizit gleichgeschlechtliche Beziehungen als erstrebenswerte Normalität darzustellen. Doch schaut man genauer hin, erscheint es umso überraschender und couragierter, dass damals ein Mainstreamfilm das Thema überhaupt aufgriff und auch noch in dieser Weise präsentierte: Im Verlauf der Handlung offenbart sich, dass Homosexualität kein vereinzeltes Phänomen ist, sondern etliche Menschen unter ihrer Diskriminierung leiden, was für viele Zuschauer damals ein erleichternder Gedanke gewesen sein muss – zumal diese Betroffenen sich nicht als heilungsbedürftig empfinden, wie dies viele ihrer Zeitgenossen wohl sahen. Und der Film legt seine Finger in eine legislative Wunde, waren doch die allermeisten Erpressungsfälle auf diese Gesetzgebung zurückzuführen, da die Angst vor den Konsequenzen eine beträchtliche Zahlungsbereitschaft bewirkte. Zwar gab es zum Zeitpunkt der Entstehung von „Teufelskreis“ schon erkennbare Tendenzen, die Gesetzeslage zu novellieren – aber erst noch wenige Jahre zuvor hatte die polizeiliche und juristische Härte gegen Homosexuelle einen Höhepunkt erreicht und in der Bevölkerung waren starke Vorbehalte, Hass und Abscheu, tief verwurzelt. Dass der Held des Films, zum Opfer seiner Karriere für eine gute Sache bereit, von dem Publikumsliebling Dirk Bogarde gespielt wurde, war da ein schlagkräftiges Statement; umso mehr, als Bogarde seine eigene Karriere kurz vor dem Sprung nach Hollywood riskierte – und selbst schwul war, was er bis an sein Lebensende der Öffentlichkeit konsequent verschwieg.