Filmtipp

Ace in the Hole (1951)

Kurzbeschreibung: Mit „Ace in the Hole“ formulierte Billy Wilder eine herbe Kritik am Voyeurismus der Massen – und damit letztlich auch an seinem eigenen Publikum.

Social-Media-Optionen

Ace in the Hole“ ist die Exegese einer im Kern völlig verkommenen Gesellschaft. Nicht nur der Protagonist – durch Lügen (Weitere Filme zu Lüge auf Filmkuratorium.de entdecken) und Drohungen eigentlich sofort als Schurke erkennbar –, sondern auch nahezu alle übrigen Akteure werden als moralisch Gescheiterte gezeigt, und letzlich sogar das Publikum. Während sich die Unbescholtenen an einer Hand abzählen lassen, machen sich alle anderen zu Komplizen eines Verbrechens, das sich von Gier und Maßlosigkeit nährt. Der Täter: ein Journalist; seine Helfer: der Sheriff (Weitere Filme zu Sheriff auf Filmkuratorium.de entdecken), die Frau des Opfers – und tausende Voyeure (Weitere Filme zu Voyeurismus auf Filmkuratorium.de entdecken).

Billy Wilder (Weitere Filme von Billy Wilder auf Filmkuratorium.de entdecken), der das Drehbuch schrieb und Regie führte, machte genau diesen besonderen Spin für den Misserfolg von „Ace in the Hole“ an den amerikanischen Kinokassen verantwortlich: dass er den Menschen, seinen Zuschauern, brutal den Spiegel vorhält und sie zu den eigentlichen Bösewichtern des Films macht, sie als lüsterne Abnehmer einer ruchlosen Sensationspresse entlarvt. Der Film hat kein Happy End und soziopolitische Klischees wie die treuherzige Ehefrau, der objektive Journalist oder der um das Allgemeinwohl besorgte Sheriff (Ray Teal) werden gnadenlos demontiert – gut zwanzig Jahre vor der Blütezeit des kritischen, dekonstruktivistischen New Hollywood-Kinos.

Blick von oben auf mehrere Reihen dicht geparkter Fahrzeuge in der Wüste von New Mexico.

Ace in the Hole“ ist deshalb nicht nur ein hervorragendes Beispiel, wie kommerzieller Erfolg und künstlerische Qualität manchmal nichts miteinander zu tun haben, sondern auch für die Wechselwirkung von Film und Gesellschaft. Wilders Werk diskreditierte sein Gegenwartspublikum, das Gros der US-amerikanischen Bevölkerung. In Europa war der Film erheblich erfolgreicher, wurde sogar auf der Biennale in Venedig mit dem Großen Internationalen Filmpreis prämiert. Dass all das, was in „Ace in the Hole“ gezeigt wird, keine Fantasie eines respektlosen Immigranten, also des gebürtigen Österreichers Wilder, war, beweist schon eine tatsächliche Begebenheit, die Wilder – der in den Zwanzigern selbst eine Zeit lang als Reporter gearbeitet hatte – seiner Geschichte zugrunde legte: die um „Skeets“ Miller und Floyd Collins, die zu einem der größten Ereignisse in der modernen Mediengeschichte zählt.

Eine Touristin an der Seite ihres Mannes im Interview mit einem Reporter, im Hintergrund sind die Ruinen im Berg zu erkennen.

Miller war ein Lokalreporter, der aus einem banalen Unfall ein landesweites Nachrichtenevent machte und für seine Berichterstattung den begehrten „Pulitzer Preis“ erhielt. Was unter anderen Umständen nie den Weg aus einer Zeitungsspalte gefunden hätte, wurde durch Miller zu einem gigantischen Mediencoup: In einer Höhle in Kentucky war im Januar 1925 ein Mann, besagter Collins, unter einem Stein eingeklemmt worden; und Miller, der sich im Unterschied zu den Rettungskräften dank seiner geringen Körpergröße den Weg zu Collins gebahnt hatte, berichtete aus erster Hand – mehr als eine Woche lang fieberte die Nation mit dem Schicksal des Verschütteten mit, für den die Rettung am Ende zu spät kam. „Ace in the Hole“ zeigt, ein Vierteljahrhundert später, genau die gleiche Konstellation: Ein Mann wird verschüttet und ein Reporter berichtet darüber – die Floyd-Collins-Story (mehr über den Floyd-Collins-Fall lesen) mit ihrer wochenlangen Meidenbrisanz wird im Film sogar erwähnt.

Der „Skeets“ Miller von Billy Wilder heißt Chuck Tatum (Kirk Douglas). Mehrfach gefeuert, u.a. wegen Verleumdung, Alkoholismus oder einer Affäre mit der Frau des Chefs, strandet Tatum zu Beginn des Films als Paria der journalistischen Ostküstenelite in Albuquerque, New Mexico, der tiefsten Provinz also (jedenfalls aus Sicht der New Yorker Zeitungsmacher). Abgebrannt bis auf den letzten Cent heuert der gefallene Reporterstar in der Redaktion eines gediegenen Lokalblattes an, das von den hektischen Redaktionsbüros der New Yorker Presseelite nicht weiter entfernt sein könnte. Das von der Haushaltskolumnistin Miss Deverich (Edith Evanson) sorgsam gestickte und an der Wand drapierte Motto des Herausgebers Jacob Q. Boot (Porter Hall) ist für die abgebrühte Großstadtfeder Tatum eine weltfremde Floskel: „Tell the truth“. Und das Schlimmste in Albuquerque, lässt er seine neuen Kollegen wissen: „No 80th floor to jump from when you feel like it.“ Entgegen seiner Absicht bleibt Tatum dort länger als bloß eine Woche.

Der Scoop, auf den er seit einem Jahr wartet und der ihn zurück an den Hudson River katapultieren soll, entwickelt sich aus einem Zufall. Gelangweilt bricht Tatum auf Geheiß seines Chefs auf, um über eine Klapperschlangenjagd irgendwo auf dem Land zu berichten. Auf dem Weg dorthin macht er Halt an einer entlegenen Raststätte, und dort hört er mit einem Mal von einem Vorfall, in dem der blitzgescheite Tatum sofort den Stoff für eine ganz große Artikelserie erkennt.

Der Betreiber des kleinen Tankstellenimbisses mit Souvenirladen mitten im Nirgendwo, Leo Minosa (Richard Benedict), ist in einer nahegelegenen Höhle, einer alten Indianerstätte, verunglückt – er war wieder mal auf der Suche nach verkäuflichen Artefakten. In dem an sich bedeutungslosen Provinzfall wittert Tatum sofort das Potenzial für eine Story, die sich zum nationalen Ereignis aufbauschen lässt, die Story also, von der er sich seine berufliche Wiederauferstehung, seine journalistische Erlösung verspricht. Denn Tatum, mit seiner gerissenen Fantasie, mit der er Fakten anreichert und verfälscht, weiß genau, wie er die platte Minosa-Sache angehgen muss, um sie in verkaufsträchtige Schlagzeilen zu übersetzen. Wie er auf die waghalsigen Spins komme, die Tatum seinem Begleitfotografen Herbie Cook (Robert Arthur) aufsagt, will der junge Nachwuchsreporter wissen. Cook hat drei Jahre lang eine Journalistenschule besucht – und diese Ausbildungsstätten bekommen aus Wilders Feder sogleich ihr Fett weg: „Three years down the drain“, spottet Tatum. Er wisse, was eine gute Geschichte ausmache – und zwar nicht, weil er eine Akademie besucht habe, sondern weil er Zeitungen auf der Straße verkauft hat. „Bad news sells best“, lautet Tatums große Lehre. Daraus sprechen Wilders eigene Beobachtungen: Er weiß um die Schaulust der Menschen, die er als Reporter bedient hat, und in vielen seiner Filme, die von persönlichen Dramen, Lüsten und Träumen handeln, hat er sie selbst genutzt, für seinen eigenen Erfolg als Regisseur und Drehbuchschreiber – der selbstzerstörerische Alkoholiker in The Lost Weekend“ (1945), die suizidale Geliebte des Chefs in „The Apartment“ (1966) oder die verblasste Hollywood-Diva in Sunset Boulevard“ (1950) (Review auf Filmkuratorium.de lesen).

Dich gedrängte Gäste an der Theke des Imbisses.

Und seine Instinkte trügen den erfahrenen Reporter Tatum in der Tat nicht: Garniert mit einer aufmerksamkeitsheischenden Überschrift und einer maßlosen Übertreibung der Gefahr, in der sich der halb verschüttete Minosa, der doch in wenigen Stunden gerettet werden könnte, befindet, zieht Tatum mit nur wenigen Zeilen die Blicke der Nation auf die Höhle in der Wüste von New Mexico (Weitere Filme mit dem Schauplatz New Mexico auf Filmkuratorium.de entdecken). Tatum erkennt die Inkompetenz der örtlichen Behörden und schwingt sich zum Manager einer Krise auf, die er doch selbst hervorgerufen hat. Als die Rettungskräfte Baumstämme als Stützbalken in die Höhle hineintragen, unterbindet dies Tatum – stattdessen soll, wie bei der Ölförderung, von oben in die Höhle gebohrt werden. Denn diese Variante, Leo Minosa aus seiner Malaise zu befreien, dauert erheblich länger und verschafft Tatum die Zeit, die er für seine Berichterstattung zu benötigen meint. Tatum plant eine einwöchige Artikelserie über die Tragödie, deren Dramatiker er zugleich ist – erst die Nachricht vom tragischen Unfall, dann die Schilderung heroischer Rettungsversuche und schließlich die glückliche Befreiung in letzter Minute als kollektiver Erlösungsmoment. Das ist „something big to break“, auf das er so lange gewartet hat, mit dem seine Rückkehr an die Ostküste, in die prestigeträchtigen Wolkenkratzerbüros der bedeutenden Tageszeitungen endlich greifbar ist. Nur eine auflagenstarke Sensationsstory, derentwegen die Menschen den Zeitungsjungen auf der Straße die Blätter aus den Händen reißen, vermag ihm zur Absolution zu verhelfen – „Because when they need you, they forgive and forget.

Düstere Nahaufnahme des eingeklemmten Leo Minosa in der Höhle.

Ace in the Hole“ ist (auch) eine herbe Medienkritik

Pionierhaft arbeitet Wilder das Zusammenspiel von Medien (Weitere Filme zu Massenmedien auf Filmkuratorium.de entdecken) und Publikum heraus. Angestachelt durch die Zeitungs-, Radio- und Fernsehberichte werden die Schaulustigen zu Tausenden in Bussen und Sonderzügen herangekarrt; einer von Tatums Ex-Bossen ist schließlich bereit, jeden Preis für eine Exklusivreportage zu bezahlen. Die Leute berauschen sich an dem außergewöhnlichen Ereignis; mit jeder Szene, die das Preisschild für die Zufahrt zum Gelände zeigt, ist der Betrag gestiegen. Mrs. Minosa wollte den Unfall ihres Mannes eigentlich nutzen, um ein für alle Mal zu verschwinden; doch als Tatum, der sie als besorgte Ehefrau für seine Inszenierung benötigt, ihr die Gewinne vorrechnet, lässt sie den Bus davonfahren, der sie in eine bessere Zukunft bringen sollte. Nun versorgt sie die angereisten Zuschauermassen mit Benzin, Kaffee und Sandwiches. Ein unablässiger Strom von Karosserien zieht sich die Straße entlang, eine Band spielt, im Hintergrund dreht sich ein Riesenrad und sogar ein Zirkus hat sein Zelt aufgeschlagen.

Tatum ist ein exzellentes Beispiel für die Macht des Augenblicks im Zusammenspiel mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen – für die Theorie, dass sich Menschen in bestimmten Konstellationen über Strukturen und Instituitionen einfach hinwegsetzen und an Behörden, Amtsträgern und Hierarchien vorbei ihr ganz eigenes Ding drehen. Mit viel Chuzpe und der Energie seines brennenden Ehrgeizes nutzt Tatum das Momentum einer ungewissen Situation, um sämtliche Weichenstellungen vorzunehmen, die seinem Ansinnen dienlich sind. „Front page in every paper in the country for weeks“ – so lautet Tatums journalistischer Goldstandard, für den er alles zu tun bereit ist. Im Nu eignet sich Tatum, der keinerlei offizielle Befugnis hat, ja nicht einmal von seinem Boss dienstlich mit der Reportage betraut worden ist, eine solche Machtfülle an, durch die er zur alleinigen Autorität am Hang des „Mountain of the Seven Vultures“ avanciert.

Dabei schreckt er vor nichts zurück: Indem er den Sheriff, der sich im Wahlkampf befindet, mit schlechter Publicity erpresst, sichert er sich Exklusivität und damit ein Informationsmonopol – denn außer Tatum wird von der Polizei niemand zu dem Verschütteten vorgelassen. Und den Gegenstand seiner Reportage lässt Tatum in einem Höhlenloch krepieren. Obwohl der deutsche, ungleich härtere Titel „Reporter des Satans“ nicht völlig am Charakter des Protagonisten vorbeigeht, ist Chuck Tatum keineswegs ein diabolischer Manipulant. Natürlich: Er erkennt präzise die Schwächen und Begehren jener Menschen, die an wichtigen Schaltstellen zur Realisierung seines kühnen Planes sitzen, und macht sie zu Komplizen seiner Schandtat – die Frau des Opfers, Lorraine Minosa (Jan Sterling), die nun durch den enormen Publikumsandrang an den Tresen ihres kleinen Hotels mehr Geld verdient, als sie sich jemals erträumt hat; und den Sheriff, der sich vor seiner Wählerschaft als kompetenter Krisenmanager inszenieren kann. Aber den Tod des Verunglückten, den will er eigentlich nicht; akribisch versichert er sich noch zu Beginn der ganzen Aktion der scheinbar unerschütterlichen Physis Leo Minosas – auch wenn er diese freilich überschätzt und damit von Anfang an Schmerzen, Verletzungen und bleibende Schäden in Kauf nimmt.

Sheriff Kretzer im Gespräch mit Chuck Tatum.

Ein solcher Film, in dem der Protagonist nahezu jede Szene dominiert und sich dermaßen im Zentrum der Handlung befindet, steht und fällt mit dem Darstellers. Kirk Douglas (Weitere Filme mit Kirk Douglas auf Filmkuratorium.de entdecken) zählt heute, nach einer über sechzig Jahre andauernden Schauspielarriere, zu den größten, nachhaltigsten Stars der Filmgeschichte. Damals aber, zu Beginn der Fünfziger, mit Mitte dreißig, war Douglas zwar kein Nobody mehr – 1950 hatte er für Champion“ (1949) (mehr über den Film auf imdb.com erfahren) seine erste „Oscar“-Nominierung erhalten –; doch ein klassischer Star, der wie ein Magnet die Zuschauer allein mit seinem Namen auf dem Filmplakat scharenweise zu den Kinokassen zieht, war Douglas noch lange nicht.

Vielleicht auch deshalb wirkt sein ganzer Auftritt in „Ace in the Hole“ wie ein unablässiger Schaulauf – vom Sakko-gewandeten Angestellten über den hemdsärmeligen Zampano zum Testosteron-Schuft mit nacktem Oberkörper brilliert Douglas mit einer breiten Palette an Mimiken und Posen, aus denen vor allem der manische Geltungsdrang seiner Figur heraussticht. Sein Gesicht, seine ganze Körpersprache mit dem Grinsen des vor Selbstbewusstsein strotzenden Karrieristen, der im Eiltempo jegliche Widerstände überwindet und in seinem Furor kaum zu fassen ist, passen wie maßgeschneidert auf diese Figur. Der Kirk Douglas in „Ace in the Hole“ ist ein Ereignis, eine eigene Kraft, gleichrangig mit Story und Inszenierung für die Wirkung des Films. Man kann sich danach kaum jemand anderen in der Rolle mehr vorstellen; und obwohl inzwischen weit mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen ist, könnte Douglas seinen Chuck Tatum auch heute noch genauso spielen – eine packende Performance.

Nahaufnahme des abgekämpften, schmutzigen Chuck Tatum.

Ace in the Hole“: Ein Beispiel für den Wandel von Filmen im Kontext der Zeit

An „Ace in the Hole“ lässt sich überdies der Wandel von Filmen, genauer: ihrer Wirkung, im Kontext von Zeit nachvollziehen. Die Figur des skrupellosen Sensationsreporters, die Wilder Anfang der Fünfziger entwarf, wird heute niemanden mehr schockieren – vielmehr ist sie längst zum Klischee geronnen. Damals aber hatte sich das Kino noch lange nicht an den Massenmedien (Weitere Filme zu Massenmedien auf Filmkuratorium.de entdecken) und ihrer Ambivalenz aus kommerziellem Profitinteresse und gesellschaftlichem Nutzen abgearbeitet. Das Dilemma, einerseits auf einem heißumkämpften Markt auflagenstarke Ausgaben zu produzieren und andererseits mit einer objektiven Berichterstattung zum informierten, demokratisch kompetenten Bürger beizutragen, ist mittlerweile Thema unzähliger Filme gewesen (u.a. Sweet Smell of Success“, 1957 (Review auf Filmkuratorium.de lesen), Broadcast News“, 1987 (Review auf Filmkuratorium.de lesen), oder Network“, 1976 (Review auf Filmkuratorium.de lesen)). Das Freche, Dreiste, Übertriebene, das manche Stimmen dem Film ankreideten, ist in seinen Ansätzen zwar noch spürbar, aber für heutige Zuschauer nichts Neues – eine nach wie vor drastische, eindringliche, aber keineswegs überraschende Konfrontation mit fragwürdigen Tendenzen professioneller Berichterstattung, mit Pathologien des Zeitalters weltumspannender Massenmedien.

Das Feine, noch immer Originelle von Wilders Presse- und Publikumskritik ist indes die Inszenierung. Wilder war nie ein Mann der experimentellen Kameraführung, der progressiven Bildsprache, wollte es auch partout nicht sein (in Fedora (Review auf Filmkuratorium.de lesen) etwa spottete er 1978 über die volbärtigen New Hollywood-Regisseure mit ihren Handkameras). Aber gerade die nüchternen Aufnahmen von „Ace in the Hole“, die scheinbar en passant das erschreckende Publikumstreiben zeigen, verleihen dem Film seine visuelle Kraft. Da ist zum Beispiel das Areal vor den Höhlen, zu Beginn und am Ende menschenleer, das sich in Windeseile zum Fundament eines hektischen Menschentrubels entwickelt, zu einer Sammelstätte von Gaffern, denen findige Essens- und Getränkeverkäufer die Dollars aus den Taschen ziehen. Oder am Schluss der von oben gerichtete Blick auf den noch kurz zuvor völlig überfüllten Parkplatz, der sich in Windeseile leert.

Chuck Tatum mit Schreibutensilien an der Imbisstheke, hinter der sich Lorraine Minosa schminkt.

Wilders Botschaft ist voll bitterer Misanthropie: In der Masse lassen sich Menschen selbst im Angesicht einer Tragödie zum ausgelassenen Feiern verleiten. Immer wieder blendet Wilder zwischen Höhle und Jahrmarkt hin und her, womit er den Kontrast zwischen Spaß und Leid, die Gleichzeitigkeit von Vergnügen und Sterben, die hier nur wenige hundert Meter auseinanderliegen, verdeutlicht. Während draußen – unter dem Banner „Leo Minosa Rescue Fund“ – die Kassen von Zirkus, Hotel und Hotdogverkäufern klingeln, verendet Leo Minosa in dem Loch, aus dem er selbst doch bloß Artefakte im Wert weniger Dollar herausgeholt hätte. Billy Wilder indes wurde nicht vom finanziellen Misserfolg seines Werks verschüttet; sein nächster Film, „Stalag 17“ (1953), spülte wieder Geld in die Studiokassen.

Text verfasst von: Robert Lorenz