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Shortcuts: Prägnante Film-Reviews in wenigen Sätzen.

Szene aus ‚Leoparden küßt man nicht (1938)‘, Bildquelle: Leoparden küßt man nicht (1938), Howard Hawks, Kinowelt

Leoparden küßt man nicht (1938)

Stimmungen: amourös, lustig, schnell, turbulent, witzig

Die Screwballkomödie „Leoparden küßt man nicht“ ist eine herrliche Reise in die Zeit des klassischen Hollywoodkinos.

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Leoparden küßt man nicht (1938)

Leoparden küßt man nicht“ ruinierte Katharine Hepburns Karriere. Eine der witzigsten, geschliffensten und auch bekanntesten Screwballkomödien aller Zeiten war – zunächst – ein großer Flop. Die Kinobranche stigmatisierte die Hepburn als „box office poison“, aber dank ihrer Hartnäckigkeit, Raffinesse und ein wenig Glück kehrte sie ein paar Jahre später zurück und avancierte zum Superstar. Ihre flotte Romcom mit Cary Grant indes reifte zum Hollywoodklassiker und ist inzwischen eine Filmikone.

Grant spielt den nerdigen Paläontologen David Huxley, der fieberhaft auf einen Knochen wartet: den letzten Bestandteil eines riesigen Dinosaurierskeletts, das er in den letzten Jahren sorgfältig im Museumssaal montiert hat. Und er steht kurz vor seiner Hochzeit – mit einer biederen, stinklangweiligen Frau, die ihm sogar die Flitterwochen verwehren will, da seine wissenschaftliche Arbeit an dem Exponat doch viel wichtiger sei.

Und dann trifft er eben auf Katharine Hepburns Figur, Susan Random, eine WASP-Dame aus Connecticut – in gewisser Weise die Hepburn selbst –, die in der Villa ihrer millionenschweren Tante lebt. Die Tante indes ist die Museumsmäzenin, der Huxley für seine künftige Arbeit eine Million Dollar abschwatzen will – wissen tut er um diesen Familienzusammenhang freilich nicht, als ihn Susan in ein turbulentes Tohuwabohu mit Leoparden, Großwildjägern und Pseudogangstern hineinzieht, um ihn von seiner Hochzeit abzubringen und ihn stattdessen für sich selbst zu bekommen.

Auf extrem gekonnte Weise werden hier witzige Wortgefechte mit albernem Slapstick vermischt; und Howard Hawks – der behauptete, seine Filme seien stets zwanzig Prozent schneller als die seiner Kollegen – legt durch die Dialogfrequenz und sich überlappende Sätze ein ungeheures Tempo an den Tag, das für das Genre bald charakteristisch sein sollte.

Genre: Screwballkomödie, Komödie, Romantische Komödie
Länge: 97 Min.
Regie: Howard Hawks
Cast: u.a. Cary Grant, Katharine Hepburn, Walter Catlett, May Robson, Charles Ruggles, Fritz Feld, Leona Roberts, Tala Birell, Barry Fitzgerald, Virginia Walker, George Irving, John Kelly
alt. Titel: Bringing Up Baby
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Maria Stuart, Königin von Schottland (1971)‘, Bildquelle: Maria Stuart, Königin von Schottland (1971), Universal Pictures

Maria Stuart, Königin von Schottland (1971)

Stimmungen: historisch, politisch

Das Historiendrama „Maria Stuart, Königin von Schottland“ besticht vor allem durch seine exzellente Besetzung.

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Maria Stuart, Königin von Schottland (1971)

Eine Geschichte, die seit Anbeginn des Kinos immer wieder auf die Leinwand gebracht wurde und die in einer der berühmtesten Hinrichtungen der Geschichte mündet: „Maria Stuart, Königin von Schottland“ erzählt den Clash zweier Herrscherinnen – der schottischen und der englischen Königin – im 16. Jahrhundert, zugleich das Aufeinandertreffen zweier der besten Darstellerinnen ihrer Zeit, Vanessa Redgrave (als Mary Stuart) und Glenda Jackson (als Elizabeth I.).

Auch der übrige Cast hat es in sich: Patrick McGoohan als verschlagener Halbbruder, Timothy Dalton als halbdebiler Psychopath, Ian Holm als flamboyanter Souffleur, Nigel Davenport als edelmütiger Loyalist oder Trevor Howard als graue Eminenz der Macht und Daniel Massey als serviler Toyboy der Königin – ein Film, der sich bei manchen Charakteren eine gewisse historische Interpretationsfreiheit ausbedingt, dabei aber nie zum unglaubwürdigen Kostümdrama verkommt.

Genre: Historien-Drama
Länge: 128 Min.
Regie: Charles Jarrott
Cast: u.a. Vanessa Redgrave, Glenda Jackson, Nigel Davenport, Patrick McGohhan, Timothy Dalton, Trevor Howard, Daniel Massey, Ian Holm, Beth Harris, Tom Fleming, Jeremy Bulloch, Andrew Keir, Vernon Dobtcheff
alt. Titel: Mary, Queen of Scots
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚The Long Riders (1980)‘, Bildquelle: The Long Riders (1980), United Artists, MGM

The Long Riders (1980)

Stimmungen: blutig, brutal

Mit der Brutalität einer Peckinpah-Hommage zeigt „The Long Riders“ einen dem Untergang geweihten Lebensstil der Revolver und Raubüberfälle.

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The Long Riders (1980)

Der Film erzählt die Geschichte der James-Younger-Bande, aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg erstandene Guerillakämpfer, die nach dem Krieg nicht mehr ins zivile Leben zurückgefunden haben und unter ihrem später legendären Anführer Jesse James Züge und Banken ausraubten.

Ein famoser Casting-Clou: Die James- und Younger-Brüder wurden hier mit echten Brüdern der Carradines, Keaches und Quaids besetzt. Mit seinem gemächlichen Tempo, seinen realistischen Szenerien und den lakonischen Dialogen ist „The Long Riders“ eine sehr sehenswerte New Hollywood-Spätlese.

Den Shootout am Ende inszeniert Walter Hill wie als Hommage an Sam Peckinpahs Zeitlupen-Gewalt – und zeigt dabei die brutale Anatomie einer gnadenlosen Schießerei.

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Genre: Western
Länge: 95 Min.
Regie: Walter Hill
Cast: u.a. James Keach, Stacy Keach, David Carradine, Robert Carradine, Keith Carradine, Randy Quaid, Dennis Quaid, Christopher Guest, Nicholas Guest, James Whitmore Jr., Harry Carey Jr. Pamela Reed, James Remar, Fran Ryan, Shelby Leverington, Savannah Smith, Amy Stryker, West Buchanan, Kevin Brophy
alt. Titel: Long Riders
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚The Gentle Gunman (1952)‘, Bildquelle: The Gentle Gunman (1952), Ealing Studios, Studiocanal Films

The Gentle Gunman (1952)

Stimmungen: moralisch, terroristisch

In „The Gentle Gunman“ verschmilzt eine surreale Endzeit-Atmosphäre im IRA-Milieu mit klassischer Film-Noir-Optik.

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The Gentle Gunman (1952)

Im London der frühen 1940er Jahre explodieren nicht nur die Bomben von Hitlers Luftwaffe, sondern auch die der IRA. Der junge Dirk Bogarde spielt einen irischen Terroristen, der sich einem todbringenden Freiheitskampf verschrieben hat und in ein Dilemma gerät, als sein älterer Bruder (John Mills) der Gewalt abschwört und gegen den strengen Moralkodex der Untergrundkämpfer verstößt.

The Gentle Gunman“ legt seinen Finger zwar wenig subtil in die ethische Wunde der bedeutungslosen Tode, gestorben im irrtümlichen Glauben an bedeutsame Taten. Der Schlüssel des Films sind allerdings die Kamera und die Beleuchtung, die auf geniale Weise eine trenchcoatige Film-Noir-Optik mit einer endzeitlichen Stimmung in den irischen Landregionen verschmelzen – ein kleines Goldstück aus der Schatztruhe der Ealing Studios.

Genre: Drama
Länge: 86 Min.
Regie: Basil Dearden
Cast: u.a. Dirk Bogarde, John Mills, Robert Beatty, Elizabeth Sellars, Barbara Mullen, Eddie Byrne, Joseph Tomelty, Gilbert Harding, Liam Redmond, James Kenney, Jack MacGowran
alt. Titel: Bombe im U-Bahn-Schacht
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Tödlicher Hass (1973)‘, Bildquelle: Tödlicher Hass (1973), Titanus, Explosive Media

Tödlicher Hass (1973)

Stimmungen: brutal, gewaltsam, kriminell

In „Tödlicher Hass“ verkörpert Alain Delon die Eiseskälte der Rache in der Unterwelt.

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Tödlicher Hass (1973)

Die moralische Kälte der Kriminalität: Einer der düstersten Auftragskillerfilme beginnt auf einem Kindergeburtstag und steigert sich zu einem Ein-Mann-Rachefeldzug sizilianischer Konsequenz.

In „Tödlicher Hass“ macht Regisseur Duccio Tessari sein Publikum zu Vendetta-Voyeuren, wenn man dem von seinem Boss hintergangenen Berufsmörder Tony Arzenta dabei zusieht, wie er sich sukzessive an seinen Feinden – den mächtigen Häuptern eines internationalen Verbrechersyndikats – rächt.

Genre: Thriller
Länge: 112 Min.
Regie: Duccio Tessari
Cast: u.a. Alain Delon, Richard Conte, Carla Gravina, Marc Porel, Lino Troisi, Corrado Gaipa, Nicoletta Machiavelli, Guido Alberti, Roger Hanin
alt. Titel: Tony Arzenta
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Die Falschspielerin (1941)‘, Bildquelle: Die Falschspielerin (1941), Paramount Pictures, EMKA

Die Falschspielerin (1941)

Stimmungen: amourös, elegant, heiter, luxuriös, romantisch, turbulent, witzig

„Die Falschspielerin“ ist ein exzellenter Repräsentant von Preston Sturges’ Screwball-Genius.

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Die Falschspielerin (1941)

Man weiß gar nicht, wem man in „Die Falschspielerin“ mehr applaudieren soll: Henry Fonda, der hier seine leider abseits dieses Filmintermezzos vergeudete Begabung für Komödien beweist; oder der jede ihrer Szenen umstandslos dominierenden Barbara Stanwyck, die hier als trickbetrügerischer Card sharp wie selbstverständlich die Geschlechterrollenzuweisung des alten Hollywood einfach auf den Kopf stellt und Fondas von allen Junggesellinnen ins Visier genommenen Sohn eines Biermillionärs einfach zu ihrem amourösen Spielball macht.

Die Falschspielerin“ ist eine der perfektionierten Screwballkomödien im zeitlos eleganten Flair der frühen 1940er Jahre.

Genre: Romantische Komödie, Screwballkomödie
Länge: 94 Min.
Regie: Preston Sturges
Cast: u.a. Barbara Stanwyck, Henry Fonda, Charles Coburn, William Demarest, Eugene Pallette, Eric Blore, Robert Greig, Janet Beecher, Melville Cooper, Martha O’Driscoll, Torben Meyer
alt. Titel: The Lady Eve
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Der Flug des Phoenix (1965)‘, Bildquelle: Der Flug des Phoenix (1965), The Associates and Aldrich Comp., Twentieth Century-Fox

Der Flug des Phoenix (1965)

Stimmungen: heiß, sandig, sonnig, strapaziös, verschwitzt

In Robert Aldrichs „Der Flug des Phoenix“ manifestieren sich die Strapazen eines Überlebenskampfes in der Wüste.

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Der Flug des Phoenix (1965)

Keiner von ihnen erahnt die unermesslichen Strapazen, die für manche vor ihnen liegen, als sie in tausenden Metern Höhe in einen Sandsturm geraten. Nachdem ihr Flugzeug in der Sahara abgestürzt ist, beginnt für eine Handvoll Männer ein entbehrungsreicher Überlebenskampf. Zwischen den Dünen und unter der gleißenden Sonne hält sie nur die kühne Hoffnung am Leben, mit den Plänen eines Konstrukteurs aus den Wrackteilen eine neue Maschine zu improvisieren.

Der Flug des Phoenix“ lässt seine Charaktere in der sengenden Sahara-Hitze allmählich erodieren – zwischen den frisch rasierten, unverbrauchten Gesichtern zu Beginn des Films und den verlotterten, von Hautflechten gezeichneten Antlitzen zum Schluss besteht ein gewaltiger Kontrast menschlichen Verfalls.

Regisseur Robert Aldrich, der sich in seinen Filmen auf Erlösungskämpfe spezialisiert hat, malträtiert seine Figuren fast zweieinhalb Stunden lang mit Hitze, Wassermangel und Schufterei – der ganze Film ist ein Clinch menschlichen Erfindungsreichtums und brachialer Naturgewalt. Die exzellente Besetzung lässt die Länge des Films und das Single-Location-Setting erstaunlich spannend und abwechslungsreich erscheinen.

Genre: Abenteuer-Drama, Abenteuerfilm
Länge: 142 Min.
Regie: Robert Aldrich
Cast: u.a. James Stewart, Hardy Krüger, Richard Attenborough, Ian Bannen, Ronald Fraser, Peter Finch, Christian Marquand, George Kennedy, Dan Duryea, Ernest Borgnine, Gabriele Tinti, Alex Montoya
alt. Titel: The Flight of the Phoenix
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Heroes (1977)‘, Bildquelle: Heroes (1977), Universal, Fremantle

Heroes (1977)

Stimmung: eskapistisch

„Heroes“, wenige Jahre nach Kriegsende gedreht, zeigt den tragischen Eskapismus eines Veteranen, der sich auf einen Roadtrip durch die Post-Vietnam-USA begibt.

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Heroes (1977)

Jack Dunne, traumatisierter Vietnam-Rückkehrer, flieht aus der beengten Welt einer New Yorker Veteranen-Klinik, um irgendwo im Mittleren Westen eine Wurmfarm aufzubauen. Auf seinem Roadtrip begegnet er Carol Bell, die vor ihrer Hochzeit davongelaufen ist und einst gegen den Krieg demonstriert hat – gemeinsam fahren sie durch die Weiten des Landes.

Heroes“ zeigt die emotionalen Verheerungen, die der Vietnamkrieg in den USA hinterlassen hat, und wie Kriegseinsätze die Lebenschancen junger Menschen im US-amerikanischen „Pursuit of Happyness“ zerstören.

Genre: Drama
Länge: 85 Min.
Regie: Jeremy Kagan
Cast: u.a. Henry Winkler, Sally Field, Harrison Ford, Val Avery, Olivia Cole, Hector Elias, John O’Leary, John Finnegan
alt. Titel: Helden von heute
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Eva (1962)‘, Bildquelle: Eva (1962), Studiocanal, Robert and Raymond Hakim

Eva (1962)

Stimmungen: amourös, hedonistisch, luxuriös, nächtlich

In „Eva“ taucht Joseph Losey mit penetrantem Voyeurismus Vendig in ein sinisteres Ambiente.

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Eva (1962)

Stanley Baker – archetypischer Repräsentant der proletarischen Schauspielparvenüs der 1950er und 1960er Jahre, die mit der British New Wave aus der Arbeiterklasse emporgeklettert waren und nun die britische Filmwelt dominierten, obendrein ein Symbol aggressiver Männlichkeit – wird hier als Walisischer Literat zum Opfer einer Frau demontiert, die sein ganzes Leben zerstört und ihn am Ende mit einer Reitgerte vertrimmt.

Jeanne Moreau kreiert als „Titelheldin“ Eva eine Frau, deren sinisterer Hedonismus darin besteht, reiche Männer in den Untergang zu treiben. Joseph Losey, Meister des penetranten Voyeurismus, inszeniert Evas zerstörerisches Spiel vor der Kulisse eines anti-amourösen Venedigs in bedrohlicher Eleganz.

Genre: Drama
Länge: 126 Min.
Regie: Joseph Losey
Cast: u.a.
alt. Titel: Eve
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Crimes and Misdemeanors (1989)‘, Bildquelle: Crimes and Misdemeanors (1989), Orion Pictures

Crimes and Misdemeanors (1989)

Stimmungen: familiär, intellektuell, urban

„Crimes and Misdemeanors“ handelt vom Unglück, das eine einzelne Entscheidungen über ganze Leben bringen können, in typischer Woody-Allen-Optik.

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Crimes and Misdemeanors (1989)

Eines von Woody Allens Regietalenten besteht darin, seinem Publikum Charaktere zu präsentieren, die man zu kennen und zu verstehen glaubt, selbst wenn sie nur ganz flüchtig in einer kurzen Szene zu sehen sind. Und wie groß dieses Talent ist, zeigt „Crimes and Misdemeanors“.

Über Familien- und Bekanntenzweige sind die Schicksale mehrerer Menschen lose miteinander verkoppelt – so des hoch angesehenen Augenarztes Judah Rosenthal mit seiner außerehelichen Affäre, des im Selbstbewusstsein schwimmenden Fernsehproduzenten Lester oder des notorisch erfolglosen Dokumentarfilmers Cliff Stern, der sich in die Produzentin Halley Reed verguckt hat.

Die Farbtemperatur ist relativ warm, aber das Licht stets dunkel genug, um die latenten Abgründe all dieser Leben und Beziehungen zu symbolisieren. Und natürlich ist das Ganze in Woody-Allen-typisches Ostküsten-/New-York-Kolorit getaucht.

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Genre: Drama
Länge: 100 Min.
Regie: Woody Allen
Cast: u.a. Martin Landau, Mia Farrow, Woody Allen, Alan Alda, Anjelica Huston, Sam Waterston, Jerry Orbach, Jenny Nichols, Joanna Gleason, Claire Bloom, Martin Bergmann, Victor Argo, Stephanie Roth Haberle, Daryl Hannah
alt. Titel: Verbrechen und andere Kleinigkeiten
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Ardennen 1944 (1956)‘, Bildquelle: Ardennen 1944 (1956), Associates & Aldrich Co.

Ardennen 1944 (1956)

Stimmungen: kriegerisch, militärisch

Robert Aldrichs Antikriegsdrama „Ardennen 1944“ ist voll exzellenter Performances und interessanter Kameraperspektiven.

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Ardennen 1944 (1956)

Das Stakkato des Maschinengewehrfeuers verschanzter Wehrmachtssoldaten ist die unheilvolle Soundkulisse zu Beginn von „Ardennen 44“, vor der die US-amerikanischen Nationalgardisten im Kugelhagel an der Westfront von ihrem Kommandeur wieder einmal im Stich gelassen werden.

Captain Erskine Cooney ist ein serviler Feigling, nur deshalb noch auf seinem Posten des Kompaniechefs, weil er aus einer Upperclass-Familie stammt, deren Kontakte und Prestige der Bataillonskommandeur Bartlett zu Hause in den Staaten nach seiner Rückkehr für eine Karriere in der Politik nutzen will. Cooneys Gegenspieler ist Lieutenant Joe Costa, ein abgeklärtes Frontschwein, der immer seine Männer über sein eigenes Schicksal stellt und tödliche Rache schwört, sollte Cooney ihn noch ein einziges Mal verraten.

Ardennen 44“ ist ein Film der Gesichter und der geschlossenen Räume – von Offizieren am Pokertisch, von Soldaten unter Beschuss in Kellern, Ruinen oder Bauernhäusern. Bis in die Nebenrollen ist der Film sehenswert besetzt, mit Robert Strauss, Buddy Ebsen oder Richard Jaeckel, mit Kurzauftritten von Strother Martin und Peter van Eyck.

Eddie Albert porträtiert mit Captain Cooney ziemlich genial einen vordergründigen Angsthasen, der in Wirklichkeit ein psychisch kaputtes Opfer seines brutalen Elitevaters ist; Lee Marvin als Colonel Bartlett benutzt seine Zigarre wie ein Zepter und hat als Ex-Marine und Pazifikveteran eine militärische Ausstrahlung par excellence; William Smithers gibt ein starkes Leinwanddebüt als Lieutenant Woodruff, der zwischen Cooney, Bartlett und Costa steht, ein Offizier, an dem sich die Moral entscheidet; eine geradezu verrückte, drastische Performance liefert indes Jack Palance als Lieutenant Costa, der immer wieder gegen aussichtslose Lagen ankämpft, sich irgendwann nur noch hinkend und völlig ramponiert durch die zerschossene Stadt schleppt.

Ardennen 44“ ist auch ein Kinomoment, in dem Regisseur Robert Aldrich einen der anderen großen Regisseure seiner Generation antizipierte, Robert Altman: „Ardennen 44“ imponiert sofort durch seine ungewöhnlichen Kameraperspektiven – mal aus einem Einschussloch in einer Fensterscheibe, mal durch ein Regal oder die Pfosten eines Geländers hindurch, womit das Publikum in eine genuine Beobachterrolle versetzt wird. Mit geringen Mitteln hat Aldrich eine der besten Kampfszenen gefilmt: den verlustreichen Ansturm des Platoons unter starkem Beschuss auf eine zerstörte Kleinstadt, nach welchem sich die GIs völlig außer Atem in einem kleinen Gebäude erholen. Und durch den ganzen Film zieht sich eine expressionistische Mise en Scène des Häuserkampfes.

Genre: Anti-Kriegsdrama
Länge: 108 Min.
Regie: Robert Aldrich
Cast: u.a. Jack Palance, Eddie Albert, William Smithers, Robert Strauss, Richard Jaeckel, Lee Marvin, Buddy Ebsen, Jon Shepodd, Peter van Eyck, Jim Goodwin, Steven Geray, Jud Taylor, Strother Martin
alt. Titel: Attack!
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Rio Bravo (1959)‘, Bildquelle: Rio Bravo (1959), Armada Productions, Warner Bros.

Rio Bravo (1959)

Stimmung: kameradschaftlich

Howard Hawks’ „Rio Bravo“ ist so etwas wie der perfektionierte (John-Wayne-)Hollywoodwestern.

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Rio Bravo (1959)

Seit Bogart/Bacall gab es kaum eine lässigere Leinwandliebesbeziehung als jene zwischen Angie Dickinson und John Wayne in „Rio Bravo“ (kein Wunder, steckte doch „Rio Bravo“-Regisseur Howard Hawks auch hinter der legendären Zusammenkunft von Lauren Bacall und Humphrey Bogart 1944 in To Have and Have Not).

John Wayne ist der Gesetzeshüter John T. Chance, der mit seinen Deputies einen eingebuchteten Mörder von Befreiungsversuchen seines reichen Bruders abschirmt, bis irgendwann der herbeigerufene Marshal in der Stadt ankommt – doch ist die Story des Films unwichtig, es geht um tiefe Freundschaft und Zusammenhalt in einer ungemütlichen Gesellschaft.

Der glamouröse Las-Vegas-Star Dean Martin dominiert den Film mit einer überraschend feinfühligen Performance als geläuterter Alkoholiker, die meiste Zeit in zerschlissener Jacke und räudigem Unterhemd. „Rio Bravo“ zählt zu den größten Western aller Zeiten – Hawks und sein Hauptdarsteller Wayne drehten ihn als Anti-High Noon: Sie störten sich daran, wie Gary Coopers Sheriff die Kleinstadtbürger um Hilfe anfleht.

Gebadet in Technicolor wirken die Westerner in „Rio Bravo“ bisweilen wie von einem Kostümladen eingekleidet – aber gerade das trägt zum nostalgischen Flair dieses Hollywoodstreifens bei. Und die Gesangseinlagen von Dean Martin und Ricky Nelson, als die vier Gesetzeshüter abends im Gefängnisbüro zusammensitzen, ist in der Gleichzeitigkeit von kommerzieller Schnulze und sentimentaler Westernromantik wie eine Essenz des Hollywoodkinos.

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Genre: Western
Länge: 141 Min.
Regie: Howard Hawks
Cast: u.a. John Wayne, Dean Martin, Angie Dickinson, Walter Brennan, Ricky Nelson, Pedro Gonzalez Gonzalez, Ward Bond, Claude Akins, John Russell, Estelita Rodriguez
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Der Mann, den keiner kannte (1957)‘, Bildquelle: Der Mann, den keiner kannte (1957), Warwick Productions, Columbia Pictures

Der Mann, den keiner kannte (1957)

Stimmungen: kriminell, mediterran, turbulent

„Pickup Alley“ fasziniert vor allem durch das 1950er-Jahre-Flair seiner Locations.

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Der Mann, den keiner kannte (1957)

Gleich bei seinem ersten Auftritt erdrosselt er eine Frau mit einem Seidenschal – Frank McNally ist einer von Europas gefährlichsten Drogengangstern. Ermittler John Sturgis jagt ihn mithilfe des Fahndungsnetzwerks Interpol durch halb Europa.

Victor Mature mit seinem monumentalen Gesicht spielt den US-amerikanischen Agenten, Trevor Howard mit bedrohlicher Aura den üblen Drogenhändler.

Der Mann, den keiner kannte“ konfrontierte damals sein Publikum mit Rauschgiftsüchtigen und den Transportwegen der Drogenhändler mitten durch die Alltagsgesellschaft. Der Film fasziniert aber vor allem mit seinem turbulenten Location-Wechsel von London über Rom und Athen bis zurück nach New York.

Genre: Kriminal-Thriller
Länge: 92 Min.
Regie: John Gilling
Cast: u.a. Victor Mature, Trevor Howard, Anita Ekberg, Bonar Colleano, André Morell, Dorothy Alison, Martin Benson, Eric Pohlmann, Peter Illing, Marne Maitland, Alec Mango, Betty McDowall, Yana, Gaylord Cavallaro, Brian Wilde
alt. Titel: Pcikup Alley / Interpol
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Ride in the Whirlwind (1966)‘, Bildquelle: Ride in the Whirlwind (1966), Santa Clara Prod., Savoy Film

Ride in the Whirlwind (1966)

Stimmungen: staubig, warm

„Ride in the Whirlwind“ ist ein New-Hollywood-Independent-Blick in die Selbstjustizabgründe der USA.

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Ride in the Whirlwind (1966)

Die brutale Selbstjustiz des Wilden Westens führt hier mit ihrer Fehlbarkeit zu einer tragischen Verbrechenskaskade.

Irrtümlich für Postkutschenräuber und Pferdediebe gehalten, geraten drei Freunde ins Visier einer schwerbewaffneten Posse und werden auf ihrer Flucht dann tatsächlich zu Kriminellen, als sie eine unbescholtene Homesteader-Familie als Geisel nehmen.

Monte Hellmans New Hollywood-Western ist mit seinen langen, monotonen, konsequent dialogarmen Sequenzen bisweilen ein Geduldsspiel, dafür aber nüchtern-realistisch und zeigt den jungen Jack Nicholson, von dem auch das Drehbuch stammt, zu Beginn seiner phänomenalen Schauspielkarriere.

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Genre: Western-Drama
Länge: 79 Min.
Regie: Monte Hellman
Cast: u.a. Jack Nicholson, Cameron Mitchell, Tom Filer, Harry Dean Stanton, Millie Perkins, Katherine Squire, George Mitchell, John Hackett, B. J. Merholz, Peter Ca
alt. Titel: Ritt im Wirbelwind
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Rififi (1955)‘, Bildquelle: Rififi (1955), Indusfilms, Primafilm, S.N. Pathé Cinema Film

Rififi (1955)

Stimmungen: kriminell, nächtlich

Jules Dassins Heist-Thriller „Rififi“ aus dem Jahr 1955 ist eine famose Visualisierung von Kriminalität.

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Rififi (1955)

Das cineastisch Famose an Jules DassinsRififi“ ist natürlich der Einbruch in das Juweliergeschäft, eine Sequenz, in der 25 Minuten lang kein einziges Wort gesprochen wird – Jean-Pierre Melville machte 15 Jahre später eine gleichermaßen schweigsame Heist-Darstellung zum Kern seines Le cercle rouge“ (1970).

Die Einbrecher in „Rififi“ sind die beiden Brüder Tony le Stéphanois und Jo le Suedois, ihr notorischer Komplize Mario Ferrati sowie der Safeknacker Cesar le Milanais, vier Berufskriminelle, die sich mit einem einzigen kniffligen Coup irrsinnigen Reichtum verschaffen wollen. Sie müssen eine hochsensible Alarmanlage überwinden und im Hintergrund lauert eine Fehde, die Tony, der Mastermind der Bande, mit einem Nachtclub-Gangster austrägt.

Nirgendwo ist die schwarz-weiße Nacht so großstädtisch und unterschwellig kriminell wie bei Jules Dassin, einem politischen Hollywood-Exilanten, der für Twentieth Century-Fox The Naked City“ (1948) und Night and the City“ (1950) gedreht hatte, mit denen er sich quasi als Spezialist für die urbane Düsternis als Gegenpol zu den heiteren Technicolor-Metropolen in On the Town (1949) oder How to Marry a Millionaire“ (1953) profiliert hatte.

Die Permanenz krimineller Gedanken und Handlungen, das unablässig gehetzte Leben auf der Suche nach einem Ausweg und die Faszination für ambitionierte, doch tragisch blockierte Menschen, die immer nur knapp, aber ultimativ scheitern, sind die Ingredienzen dieses französischen Noir-Klassikers, der über die Jahrzehnte nichts, aber auch gar nichts an seinem Sehenswert verloren hat.

Genre: Thriller-Drama
Länge: 118 Min.
Regie: Jules Dassin
Cast: u.a. Jean Servais, Carl Möhner, Robert Manuel, Marie Sabouret, Jules Dassin, Janine Darcey, Pierre Grasset, Magali Noël, Robert Hossein, Marcel Lupovici, Dominique Maurin, Claude Sylvain
alt. Titel: Du rififi chez les hommes
Text verfasst von: Robert Lorenz
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