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Shortcuts: Prägnante Film-Reviews in wenigen Sätzen.

Szene aus ‚Heroes (1977)‘, Bildquelle: Heroes (1977), Universal, Fremantle

Heroes (1977)

Stimmung: eskapistisch

„Heroes“, wenige Jahre nach Kriegsende gedreht, zeigt den tragischen Eskapismus eines Veteranen, der sich auf einen Roadtrip durch die Post-Vietnam-USA begibt.

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Heroes (1977)

Jack Dunne, traumatisierter Vietnam-Rückkehrer, flieht aus der beengten Welt einer New Yorker Veteranen-Klinik, um irgendwo im Mittleren Westen eine Wurmfarm aufzubauen. Auf seinem Roadtrip begegnet er Carol Bell, die vor ihrer Hochzeit davongelaufen ist und einst gegen den Krieg demonstriert hat – gemeinsam fahren sie durch die Weiten des Landes.

Heroes“ zeigt die emotionalen Verheerungen, die der Vietnamkrieg in den USA hinterlassen hat, und wie Kriegseinsätze die Lebenschancen junger Menschen im US-amerikanischen „Pursuit of Happyness“ zerstören.

Genre: Drama
Länge: 85 Min.
Regie: Jeremy Kagan
Cast: u.a. Henry Winkler, Sally Field, Harrison Ford, Val Avery, Olivia Cole, Hector Elias, John O’Leary, John Finnegan
alt. Titel: Helden von heute
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Eva (1962)‘, Bildquelle: Eva (1962), Studiocanal, Robert and Raymond Hakim

Eva (1962)

Stimmungen: amourös, hedonistisch, luxuriös, nächtlich

In „Eva“ taucht Joseph Losey mit penetrantem Voyeurismus Vendig in ein sinisteres Ambiente.

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Eva (1962)

Stanley Baker – archetypischer Repräsentant der proletarischen Schauspielparvenüs der 1950er und 1960er Jahre, die mit der British New Wave aus der Arbeiterklasse emporgeklettert waren und nun die britische Filmwelt dominierten, obendrein ein Symbol aggressiver Männlichkeit – wird hier als Walisischer Literat zum Opfer einer Frau demontiert, die sein ganzes Leben zerstört und ihn am Ende mit einer Reitgerte vertrimmt.

Jeanne Moreau kreiert als „Titelheldin“ Eva eine Frau, deren sinisterer Hedonismus darin besteht, reiche Männer in den Untergang zu treiben. Joseph Losey, Meister des penetranten Voyeurismus, inszeniert Evas zerstörerisches Spiel vor der Kulisse eines anti-amourösen Venedigs in bedrohlicher Eleganz.

Genre: Drama
Länge: 126 Min.
Regie: Joseph Losey
Cast: u.a.
alt. Titel: Eve
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Crimes and Misdemeanors (1989)‘, Bildquelle: Crimes and Misdemeanors (1989), Orion Pictures

Crimes and Misdemeanors (1989)

Stimmungen: familiär, intellektuell, urban

„Crimes and Misdemeanors“ handelt vom Unglück, das eine einzelne Entscheidungen über ganze Leben bringen können, in typischer Woody-Allen-Optik.

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Crimes and Misdemeanors (1989)

Eines von Woody Allens Regietalenten besteht darin, seinem Publikum Charaktere zu präsentieren, die man zu kennen und zu verstehen glaubt, selbst wenn sie nur ganz flüchtig in einer kurzen Szene zu sehen sind. Und wie groß dieses Talent ist, zeigt „Crimes and Misdemeanors“.

Über Familien- und Bekanntenzweige sind die Schicksale mehrerer Menschen lose miteinander verkoppelt – so des hoch angesehenen Augenarztes Judah Rosenthal mit seiner außerehelichen Affäre, des im Selbstbewusstsein schwimmenden Fernsehproduzenten Lester oder des notorisch erfolglosen Dokumentarfilmers Cliff Stern, der sich in die Produzentin Halley Reed verguckt hat.

Die Farbtemperatur ist relativ warm, aber das Licht stets dunkel genug, um die latenten Abgründe all dieser Leben und Beziehungen zu symbolisieren. Und natürlich ist das Ganze in Woody-Allen-typisches Ostküsten-/New-York-Kolorit getaucht.

Weitere New-York-Filme entdecken: eine Auswahl der besten Filme, die in New York spielen.

Genre: Drama
Länge: 100 Min.
Regie: Woody Allen
Cast: u.a. Martin Landau, Mia Farrow, Woody Allen, Alan Alda, Anjelica Huston, Sam Waterston, Jerry Orbach, Jenny Nichols, Joanna Gleason, Claire Bloom, Martin Bergmann, Victor Argo, Stephanie Roth Haberle, Daryl Hannah
alt. Titel: Verbrechen und andere Kleinigkeiten
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Ardennen 1944 (1956)‘, Bildquelle: Ardennen 1944 (1956), Associates & Aldrich Co.

Ardennen 1944 (1956)

Stimmungen: kriegerisch, militärisch

Robert Aldrichs Antikriegsdrama „Ardennen 1944“ ist voll exzellenter Performances und interessanter Kameraperspektiven.

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Ardennen 1944 (1956)

Das Stakkato des Maschinengewehrfeuers verschanzter Wehrmachtssoldaten ist die unheilvolle Soundkulisse zu Beginn von „Ardennen 44“, vor der die US-amerikanischen Nationalgardisten im Kugelhagel an der Westfront von ihrem Kommandeur wieder einmal im Stich gelassen werden.

Captain Erskine Cooney ist ein serviler Feigling, nur deshalb noch auf seinem Posten des Kompaniechefs, weil er aus einer Upperclass-Familie stammt, deren Kontakte und Prestige der Bataillonskommandeur Bartlett zu Hause in den Staaten nach seiner Rückkehr für eine Karriere in der Politik nutzen will. Cooneys Gegenspieler ist Lieutenant Joe Costa, ein abgeklärtes Frontschwein, der immer seine Männer über sein eigenes Schicksal stellt und tödliche Rache schwört, sollte Cooney ihn noch ein einziges Mal verraten.

Ardennen 44“ ist ein Film der Gesichter und der geschlossenen Räume – von Offizieren am Pokertisch, von Soldaten unter Beschuss in Kellern, Ruinen oder Bauernhäusern. Bis in die Nebenrollen ist der Film sehenswert besetzt, mit Robert Strauss, Buddy Ebsen oder Richard Jaeckel, mit Kurzauftritten von Strother Martin und Peter van Eyck.

Eddie Albert porträtiert mit Captain Cooney ziemlich genial einen vordergründigen Angsthasen, der in Wirklichkeit ein psychisch kaputtes Opfer seines brutalen Elitevaters ist; Lee Marvin als Colonel Bartlett benutzt seine Zigarre wie ein Zepter und hat als Ex-Marine und Pazifikveteran eine militärische Ausstrahlung par excellence; William Smithers gibt ein starkes Leinwanddebüt als Lieutenant Woodruff, der zwischen Cooney, Bartlett und Costa steht, ein Offizier, an dem sich die Moral entscheidet; eine geradezu verrückte, drastische Performance liefert indes Jack Palance als Lieutenant Costa, der immer wieder gegen aussichtslose Lagen ankämpft, sich irgendwann nur noch hinkend und völlig ramponiert durch die zerschossene Stadt schleppt.

Ardennen 44“ ist auch ein Kinomoment, in dem Regisseur Robert Aldrich einen der anderen großen Regisseure seiner Generation antizipierte, Robert Altman: „Ardennen 44“ imponiert sofort durch seine ungewöhnlichen Kameraperspektiven – mal aus einem Einschussloch in einer Fensterscheibe, mal durch ein Regal oder die Pfosten eines Geländers hindurch, womit das Publikum in eine genuine Beobachterrolle versetzt wird. Mit geringen Mitteln hat Aldrich eine der besten Kampfszenen gefilmt: den verlustreichen Ansturm des Platoons unter starkem Beschuss auf eine zerstörte Kleinstadt, nach welchem sich die GIs völlig außer Atem in einem kleinen Gebäude erholen. Und durch den ganzen Film zieht sich eine expressionistische Mise en Scène des Häuserkampfes.

Genre: Anti-Kriegsdrama
Länge: 108 Min.
Regie: Robert Aldrich
Cast: u.a. Jack Palance, Eddie Albert, William Smithers, Robert Strauss, Richard Jaeckel, Lee Marvin, Buddy Ebsen, Jon Shepodd, Peter van Eyck, Jim Goodwin, Steven Geray, Jud Taylor, Strother Martin
alt. Titel: Attack!
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Rio Bravo (1959)‘, Bildquelle: Rio Bravo (1959), Armada Productions, Warner Bros.

Rio Bravo (1959)

Stimmung: kameradschaftlich

Howard Hawks’ „Rio Bravo“ ist so etwas wie der perfektionierte (John-Wayne-)Hollywoodwestern.

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Rio Bravo (1959)

Seit Bogart/Bacall gab es kaum eine lässigere Leinwandliebesbeziehung als jene zwischen Angie Dickinson und John Wayne in „Rio Bravo“ (kein Wunder, steckte doch „Rio Bravo“-Regisseur Howard Hawks auch hinter der legendären Zusammenkunft von Lauren Bacall und Humphrey Bogart 1944 in To Have and Have Not).

John Wayne ist der Gesetzeshüter John T. Chance, der mit seinen Deputies einen eingebuchteten Mörder von Befreiungsversuchen seines reichen Bruders abschirmt, bis irgendwann der herbeigerufene Marshal in der Stadt ankommt – doch ist die Story des Films unwichtig, es geht um tiefe Freundschaft und Zusammenhalt in einer ungemütlichen Gesellschaft.

Der glamouröse Las-Vegas-Star Dean Martin dominiert den Film mit einer überraschend feinfühligen Performance als geläuterter Alkoholiker, die meiste Zeit in zerschlissener Jacke und räudigem Unterhemd. „Rio Bravo“ zählt zu den größten Western aller Zeiten – Hawks und sein Hauptdarsteller Wayne drehten ihn als Anti-High Noon: Sie störten sich daran, wie Gary Coopers Sheriff die Kleinstadtbürger um Hilfe anfleht.

Gebadet in Technicolor wirken die Westerner in „Rio Bravo“ bisweilen wie von einem Kostümladen eingekleidet – aber gerade das trägt zum nostalgischen Flair dieses Hollywoodstreifens bei. Und die Gesangseinlagen von Dean Martin und Ricky Nelson, als die vier Gesetzeshüter abends im Gefängnisbüro zusammensitzen, ist in der Gleichzeitigkeit von kommerzieller Schnulze und sentimentaler Westernromantik wie eine Essenz des Hollywoodkinos.

Mehr Western entdecken: unsere Auswahl einiger der besten Western aller Zeiten.

Genre: Western
Länge: 141 Min.
Regie: Howard Hawks
Cast: u.a. John Wayne, Dean Martin, Angie Dickinson, Walter Brennan, Ricky Nelson, Pedro Gonzalez Gonzalez, Ward Bond, Claude Akins, John Russell, Estelita Rodriguez
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Der Mann, den keiner kannte (1957)‘, Bildquelle: Der Mann, den keiner kannte (1957), Warwick Productions, Columbia Pictures

Der Mann, den keiner kannte (1957)

Stimmungen: kriminell, mediterran, turbulent

„Pickup Alley“ fasziniert vor allem durch das 1950er-Jahre-Flair seiner Locations.

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Der Mann, den keiner kannte (1957)

Gleich bei seinem ersten Auftritt erdrosselt er eine Frau mit einem Seidenschal – Frank McNally ist einer von Europas gefährlichsten Drogengangstern. Ermittler John Sturgis jagt ihn mithilfe des Fahndungsnetzwerks Interpol durch halb Europa.

Victor Mature mit seinem monumentalen Gesicht spielt den US-amerikanischen Agenten, Trevor Howard mit bedrohlicher Aura den üblen Drogenhändler.

Der Mann, den keiner kannte“ konfrontierte damals sein Publikum mit Rauschgiftsüchtigen und den Transportwegen der Drogenhändler mitten durch die Alltagsgesellschaft. Der Film fasziniert aber vor allem mit seinem turbulenten Location-Wechsel von London über Rom und Athen bis zurück nach New York.

Genre: Kriminal-Thriller
Länge: 92 Min.
Regie: John Gilling
Cast: u.a. Victor Mature, Trevor Howard, Anita Ekberg, Bonar Colleano, André Morell, Dorothy Alison, Martin Benson, Eric Pohlmann, Peter Illing, Marne Maitland, Alec Mango, Betty McDowall, Yana, Gaylord Cavallaro, Brian Wilde
alt. Titel: Pcikup Alley / Interpol
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Ride in the Whirlwind (1966)‘, Bildquelle: Ride in the Whirlwind (1966), Santa Clara Prod., Savoy Film

Ride in the Whirlwind (1966)

Stimmungen: staubig, warm

„Ride in the Whirlwind“ ist ein New-Hollywood-Independent-Blick in die Selbstjustizabgründe der USA.

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Ride in the Whirlwind (1966)

Die brutale Selbstjustiz des Wilden Westens führt hier mit ihrer Fehlbarkeit zu einer tragischen Verbrechenskaskade.

Irrtümlich für Postkutschenräuber und Pferdediebe gehalten, geraten drei Freunde ins Visier einer schwerbewaffneten Posse und werden auf ihrer Flucht dann tatsächlich zu Kriminellen, als sie eine unbescholtene Homesteader-Familie als Geisel nehmen.

Monte Hellmans New Hollywood-Western ist mit seinen langen, monotonen, konsequent dialogarmen Sequenzen bisweilen ein Geduldsspiel, dafür aber nüchtern-realistisch und zeigt den jungen Jack Nicholson, von dem auch das Drehbuch stammt, zu Beginn seiner phänomenalen Schauspielkarriere.

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Genre: Western-Drama
Länge: 79 Min.
Regie: Monte Hellman
Cast: u.a. Jack Nicholson, Cameron Mitchell, Tom Filer, Harry Dean Stanton, Millie Perkins, Katherine Squire, George Mitchell, John Hackett, B. J. Merholz, Peter Ca
alt. Titel: Ritt im Wirbelwind
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Rififi (1955)‘, Bildquelle: Rififi (1955), Indusfilms, Primafilm, S.N. Pathé Cinema Film

Rififi (1955)

Stimmungen: kriminell, nächtlich

Jules Dassins Heist-Thriller „Rififi“ aus dem Jahr 1955 ist eine famose Visualisierung von Kriminalität.

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Rififi (1955)

Das cineastisch Famose an Jules DassinsRififi“ ist natürlich der Einbruch in das Juweliergeschäft, eine Sequenz, in der 25 Minuten lang kein einziges Wort gesprochen wird – Jean-Pierre Melville machte 15 Jahre später eine gleichermaßen schweigsame Heist-Darstellung zum Kern seines Le cercle rouge“ (1970).

Die Einbrecher in „Rififi“ sind die beiden Brüder Tony le Stéphanois und Jo le Suedois, ihr notorischer Komplize Mario Ferrati sowie der Safeknacker Cesar le Milanais, vier Berufskriminelle, die sich mit einem einzigen kniffligen Coup irrsinnigen Reichtum verschaffen wollen. Sie müssen eine hochsensible Alarmanlage überwinden und im Hintergrund lauert eine Fehde, die Tony, der Mastermind der Bande, mit einem Nachtclub-Gangster austrägt.

Nirgendwo ist die schwarz-weiße Nacht so großstädtisch und unterschwellig kriminell wie bei Jules Dassin, einem politischen Hollywood-Exilanten, der für Twentieth Century-Fox The Naked City“ (1948) und Night and the City“ (1950) gedreht hatte, mit denen er sich quasi als Spezialist für die urbane Düsternis als Gegenpol zu den heiteren Technicolor-Metropolen in On the Town (1949) oder How to Marry a Millionaire“ (1953) profiliert hatte.

Die Permanenz krimineller Gedanken und Handlungen, das unablässig gehetzte Leben auf der Suche nach einem Ausweg und die Faszination für ambitionierte, doch tragisch blockierte Menschen, die immer nur knapp, aber ultimativ scheitern, sind die Ingredienzen dieses französischen Noir-Klassikers, der über die Jahrzehnte nichts, aber auch gar nichts an seinem Sehenswert verloren hat.

Genre: Thriller-Drama
Länge: 118 Min.
Regie: Jules Dassin
Cast: u.a. Jean Servais, Carl Möhner, Robert Manuel, Marie Sabouret, Jules Dassin, Janine Darcey, Pierre Grasset, Magali Noël, Robert Hossein, Marcel Lupovici, Dominique Maurin, Claude Sylvain
alt. Titel: Du rififi chez les hommes
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Trapez (1956)‘, Bildquelle: Trapez (1956), Joanna Prod.

Trapez (1956)

Stimmungen: amourös, artistisch

Carol Reeds „Trapez“ eignet sich vor allem zum Nostalgietrip in das Fünfzigerjahre-Kino.

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Trapez (1956)

Was lässt sich einem Film à la „Trapez“ auch nach mehr als sechzig Jahren noch abgewinnen?

Die Performances und Figuren sind alles andere als realistisch, eher Übersteigerungen der Wirklichkeit denn authentisch. Die übersättigten Farben und das CinemaScope sind mittlerweile allenfalls aus nostalgischer Sicht noch faszinierend. Und die Story vom ebenso begabten wie ambitionierten New Yorker Artisten (Tony Curtis), der sich in Paris einen Mentor (Burt Lancaster) sucht, um zu der Handvoll Menschen zu gehören, die hoch über der Zirkusmanege einen dreifachen Salto beherrschen, und dessen Unterfangen durch eine Frau (Gina Lollobrigida) in amouröse Turbulenzen gerät, diese Geschichte ist ebenfalls nicht sonderlich atemberaubend.

Aber vielleicht ist es ja überhaupt nur die Nostalgie, die zu diesem Film einlädt: Wie der Regisseur Carol Reed mit seinem Kameramann Robert Krasker – sie hatten bereits die beiden Thriller Odd Man Out“ (1947) und The Third Man“ (1949) in düsteren Bildern und Perspektiven inszeniert – die waghalsigen Flugmanöver vermittelten und die Manege als Ort für das Wechselspiel aus Voyeurismus des zahlenden Publikums und der Ambition der Artisten präsentierten; oder der chaotische Trubel des Zirkuszeltes und die Brüchigkeit der Menschenschicksale darin. Und „Trapez“, der an den Kinokassen sehr erfolgreich war, dient uns heute als Indikator der damaligen Unterhaltungskultur, da er etwas über die Geschmacksvorlieben seines Publikums verrät.

Genre: Drama
Länge: 106 Min.
Regie: Carol Reed
Cast: u.a. Burt Lancaster, Gina Lollobrigida, Tony Curtis, Katy Jurado, Thomas Gomez, Johnny Puleo, Minor Watson, Gérard Landry, Jean-Pierre Kérien, Sidney James
alt. Titel: Trapeze
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Nevada Smith (1966)‘, Bildquelle: Nevada Smith (1966), Paramount Pictures, Embassy Pictures, Solar Prod.

Nevada Smith (1966)

Stimmungen: staubig, warm

„Nevada Smith“ mit Steve McQueen in der Hauptrolle ist ein Rache-Epos im Sechzigerjahre-Western-Format.

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Nevada Smith (1966)

So weit, wie die Rache trägt: Max Sand hat sich zum Ziel gesetzt, den brutalen, sinnlosen Tod seiner Eltern durch gierige Gangster zu sühnen. Doch bevor er für die drei längst über alle Berge geflohenen Verbrecher zur Nemesis werden kann, muss sich der nassforsche Sand, der weder Poker- noch Revolverkenntnisse besitzt, mit den rüden Gepflogenheiten des Wilden Westens und seinen gesetzlosen Nischen vertraut machen.

Sands jahrelanger Rachefeldzug macht ihn zum versierten Schützen, führt ihn in die staubigen Kleinstädte von Texas und in ein marodes Südstaatengefängnis in den Sümpfen von Louisiana.

Was „Nevada Smith“ sehenswert macht, ist allerdings weniger die rachsüchtige Odyssee oder die (gelungene) Metamorphose des reichlich naiven Teenagers zum hartgesottenen Westerner, sondern die Darstellung der eigentümlichen Szenerie jener Zeit, der einstigen Frontier-Regionen im späten 19. Jahrhundert, mit ihren Pflanzen, Bergen, Flüssen, hinter denen die Menschen zurücktreten – einmal mehr, nach How the West Was Won“ (1962), erweist sich Regisseur Henry Hathaway damit als sensibler Topograf des Wilden Westens.

Noch mehr Western entdecken: unsere Auswahl einiger der besten Western aller Zeiten.

Genre: Western, Western-Drama
Länge: 128 Min.
Regie: Henry Hathaway
Cast: u.a. Steve McQueen, Karl Malden, Suzanne Pleshette, Brian Keith, Janet Margolin, Pat Hingle, Arthur Kennedy, Martin Landau, Raf Vallone, Howard Da Silva, Paul Fix, Val Avery, Isabel Boniface, Gene Evans, Josephine Hutchinson, John Doucette, Joanna Moore, Strother Martin
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Lohn der Angst (1953)‘, Bildquelle: Lohn der Angst (1953), TF1 Droits Audiovisuels, Pathé Renn Productions, Vera Film, Marceau Concordia, Général Productions

Lohn der Angst (1953)

„Lohn der Angst“ ist einer der nervenzerreißendsten Roadtrips der Filmgeschichte.

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Lohn der Angst (1953)

Die Verzweiflung treibt vier arbeitslose Glücksjäger in einem Kaff irgendwo in Südamerika zu einem Himmelfahrtskommando: Hochexplosive Nitroglyzerinkanister sollen zu einem hunderte Kilometer weit entfernten Ölfeld transportiert werden – und jede noch so geringe Erschütterung auf den unwegsamen Straßen und Gebirgskämmen kann die Lastwagenlenker pulverisieren.

Der grandiosen Inszenierung von „Lohn der Angst“ gelingt, eine neunzig Minuten andauernde Lkw-Fahrt zu einem der heftigsten Suspense-Kracher der Filmgeschichte zu machen – veredelt von einem Ende, das sich damals kein Hollywoodstudio getraut hätte.

Genre: Thriller-Drama, Roadmovie
Länge: 153 Min.
Regie: Henri-Georges Clouzot
Cast: u.a. Yves Montand, Charles Vanel, Peter van Eyck, Folco Lulli, Véra Clouzot, William Tubbs, Dario Moreno, Jo Dest, Antonio Centa, Luis De Lima, Darling Légitimus
alt. Titel: Le salaire de la peur
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Der Nachtportier (1974)‘, Bildquelle: Der Nachtportier (1974), Lotar Film S.r.l., Ital Noleggio Cinematografico, Weltkino Filmverleih

Der Nachtportier (1974)

Stimmungen: düster, sadistisch, trist, trübe

Liliana Cavanis „Der Nachtportier“ gehört mit seinen Bildern verstörender Erotik und düsterer Vergangenheit zu den drastischsten Filmen seiner Zeit.

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Der Nachtportier (1974)

Der Reiz des ungewöhnlichen Films: Er braucht das Hollywoodkino so sehr, wie er sich insgeheim von ihm abgrenzt. Und „Der Nachtportier“ ist ein solcher Film – einer, der niemals in Hollywood hätte gedreht werden können und der durch all seine skandalösen, provokanten und verstörenden Facetten besticht, die das ungeschriebene Gesetzbuch der kalifornischen Filmindustrie niemals, wirklich niemals gestattet hätte.

Und auch sonst operiert dieses bemerkenswerte Stück Filmgeschichte, für das sein Mastermind Liliana Cavani damals angefeindet wurde – das ihr also gehörigen Mut und reichlich Durchhaltevermögen abverlangte –, in unbequemen Regionen des gesellschaftlichen Gemüts. Und das waren eben nicht nur die Szenen voll abgründiger Erotik, sondern auch die vielerorts am liebsten – auch damals noch – totgeschwiegene Tatsache, dass einstige Täter in Deutschland und Österreich unbescholtene Existenzen führten, in die sie sich nach ihren verbrecherischen Exzessen der NS-Zeit als Parasiten einer Verdrängungskultur zurückgezogen hatten.

Ein solcher ist der Hotelportier Max, der 1957 in einem Wiener Hotel arbeitet und dessen Kragen seiner dunklen Uniform nun zwei gekreuzte Schlüssel zieren, wo 15 Jahre zuvor noch die Runen und Rangabzeichen der SS prangten. Der in einer kleinbürgerlichen Existenz untergetauchte Sturmbannführer trifft Lucia wieder, die das KZ überlebt hat, in dem Max sich zum Arzt aufgespielt hat – und prompt entflammt ihre sadomasochistische Beziehung.

Für diese unheilvolle Präsenz der Vergangenheit in der Gegenwart hätte kaum eine andere Location besser gepasst als das alte Wien im Schatten des Eisernen Vorhangs, das wie nur wenige andere Städte eine ganz und gar eigene Filmatmosphäre zu verbreiten vermag.

Cavani hat einen Film auf die Leinwand gebracht, der in seiner Tiefgründigkeit, seinen Anspielungen und seiner eigenen Philosophie schon oft zur Intellektualisierung gereizt hat – so viel sich in ihn wie auch bei Werken der Weltliteratur fantasievoll hineininterpretieren lässt: Am Ende ist „Der Nachtportier“ schlicht ein sehenswerter Film.

Genre: Drama
Länge: 118 Min.
Regie: Liliana Cavani
Cast: u.a. Dirk Bogarde, Charlotte Rampling, Philippe Leroy, Gabriele Ferzetti, Amedeo Amodio, Giuseppe Addobbati, Isa Miranda, Nora Ricci, Nino Bignamini, Ugo Cardea
alt. Titel: Il portiere di notte
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Bleak Moments (1971)‘, Bildquelle: Bleak Moments (1971), Autumn Productions, Thin Man Films

Bleak Moments (1971)

Stimmungen: bizarr, britisch, depressiv, englisch, karg, pessimistisch, trist, verklemmt

In „Bleak Moments“ wirft Mike Leigh in seinem Regiedebüt einen quälerischen Blick auf die Einsamkeit einer Frau im London der frühen Siebziger.

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Bleak Moments (1971)

Gleich in seinem Erstlingswerk „Bleak Moments“ treibt Mike Leigh, einer von Großbritanniens ganz großen Filmemachern, die Untiefen der Londoner Vorstadt auf die Spitze.

Anne bewohnt zusammen mit ihrer geistig zurückgebliebenen Schwester Hilda ein kleines Haus, bekommt gelegentlich Besuch von ihrer anstrengenden Kollegin Pat und verabredet sich mit dem verklemmten Lehrer Peter; und in ihrer Garage druckt jemand Undergroundzeitschriften.

Das unfassbare Vakuum im Leben der Menschen, die Einsamkeit im Miteinander, verdichtet sich hier in quälenden Szenen menschlicher Kommunikation – wie etwa im nahezu leeren Chinarestaurant, wo sich ein in seiner Armseligkeit kaum zu ertragendes Date abspielt.

Genre: Drama
Länge: 111 Min.
Regie: Mike Leigh
Cast: u.a. Anne Raitt, Sarah Stephenson, Eric Allan, Joolia Cappleman, Mike Bradwell, Liz Smith, Christopher Martin
alt. Titel: Freudlose Augenblicke
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Traum meines Lebens (1955)‘, Bildquelle: Traum meines Lebens (1955), Lopert Films, The Criterion Collection

Traum meines Lebens (1955)

Stimmungen: mediterran, mondän, romantisch, sonnig, tragisch, warm

Mit „Traum meines Lebens“ (org.: Summertime) schuf David Lean einen der schönsten Venedig-Filme.

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Traum meines Lebens (1955)

Mit „Traum meines Lebens“ schuf David Lean eine der schönsten Momentaufnahmen der Tourismusmetropole Venedig. Und selten hat jemand vor der Kamera das Leiden unter sinnlos unnötiger Einsamkeit, die Angst vor unabwendbar vergebenen Chancen auf Glück und Zufriedenheit so eindrücklich in Körpersprache übersetzt wie Katharine Hepburn, die damals schon über zwanzig Jahre Schauspielerfahrung vorzuweisen hatte, aber deren Karriere noch weitere vierzig Jahre andauern sollte.

Als Jane Hudson, notorischer Single, aus Ohio in Venedig ankommt, da ist sie überwältigt von der Anmut und Romantik der Kanalstadt, zugleich, im Angesicht jüngerer und älterer Paare, zunehmend betrübter ob ihrer chronischen Unfähigkeit zur leidenschaftlichen Romanze – bis sie auf den Italiener Renato de Rossi trifft.

In wundervollen Bildern, die das eigentümliche Miteinander von historischer Grandezza und Fünfzigerjahre-Zeitkolorit einfangen, betört „Traum meines Lebens“ sein Publikum im Schatten des weitaus berühmteren „Roman Holiday“ (1953), mit dem William Wyler zwei Jahre zuvor einen der schönsten Rom-Filme geschaffen hatte.

Genre: Romantisches Drama
Länge: 100 Min.
Regie: David Lean
Cast: u.a. Katharine Hepburn, Rossano Brazzi, Gaetano Autiero, Isa Miranda, Mari Aldon, Darren McGavin, Jane Rose, MacDonald Parke, Jeremy Spenser, Virginia Simeon
alt. Titel: Summertime
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Beim Sterben ist jeder der Erste (1972)‘, Bildquelle: Beim Sterben ist jeder der Erste (1972), Warner

Beim Sterben ist jeder der Erste (1972)

„Beim Sterben ist jeder der Erste“ zeigt die brachiale Transformation selbstbewusster Großstädter zu desolaten Opfern der Hilbilly-Provinz.

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Beim Sterben ist jeder der Erste (1972)

Vier Männer freuen sich auf ein einzigartiges Freizeiterlebnis und starten eine Kanutour in der amerikanischen Wildnis. Anstatt sich an ihrem Kräftemessen mit der nackten Natur zu berauschen, gerät der Trip jedoch zu einem grauenvollen Desaster.

John Boormans Thriller zeigt eine extreme Variante, wie ein vermeintlich harmloses Unterfangen für die Beteiligten katastrophale Ausmaße annimmt und wie schnell soziale Normen außer Kraft gesetzt sein können.

Genre: Abenteuer-Drama
Länge: 109 Min.
Regie: John Boorman
Cast: u.a. Jon Voight, Burt Reynolds, Ned Beatty, Ronny Cox, Bill McKinney, Herbert „Cowboy“ Coward, Billy Redden
alt. Titel: Deliverance
Text verfasst von: Robert Lorenz
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