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Shortcuts: Prägnante Film-Reviews in wenigen Sätzen.

Szene aus ‚Sehnsucht (1936)‘, Bildquelle: Sehnsucht (1936), Paramount Pictures, EMKA

Sehnsucht (1936)

Stimmungen: amourös, amüsant, glamourös, kriminell, lustig, luxuriös, romantisch, stilvoll, witzig

Sehnsucht, mit Marlene Dietrich und Gary Cooper, ist einer der stilvollsten Filme der klassischen Hollywoodära.

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Sehnsucht (1936)

Die Kunst des klassischen Hollywoodkinos: Betrug, Manipulation und Kriminalität sind hier die Zutaten einer Romanze. Es geht um Diebstahl – die eine stiehlt Juwelen, der andere ihr Herz. Mit dem Autoingenieur Tom Bradley, Tourist auf einem Trip von Frankreich nach Spanien, trifft die technische Produktionsüberlegenheit der Detroiter Motor City auf aristokratischen Glamour in Gestalt der (falschen) Gräfin Madeleine de Beaupre – die Kraft der Neuen Welt gerät in Sachen Stil und Grandezza gegenüber der Alten Welt leicht ins Hintertreffen.

In „Sehnsucht“ schwelgt Marlene Dietrich Szene um Szene in Posen formvollendeter Eleganz, während der junge Gary Cooper sich ihr als verehrender Verführer hingibt.

Genre: Romantische Komödie
Länge: 96 Min.
Regie: Frank Borzage
Cast: u.a. Marlene Dietrich, Gary Cooper, John Halliday, Alan Mowbray, Ernest Cossart, Zeffie Tilbury, William Frawley, Akim Tamiroff
alt. Titel: Desire/Perlen zum Glück
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Nur meiner Frau zuliebe (1948)‘, Bildquelle: Nur meiner Frau zuliebe (1948), RKO Radio Pictures

Nur meiner Frau zuliebe (1948)

Stimmungen: familiär, lustig, romantisch, turbulent, urban, witzig

Nur meiner Frau zuliebe: Eine klassische Familienkomödie à la Hollywood, grandios besetzt mit Cary Grant und Myrna Loy.

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Nur meiner Frau zuliebe (1948)

Anstatt in die Vergrößerung des Großstadtappartements zu investieren, beschließt Familienvater Jim Blandings, der mit seiner Frisur und seinem Job als Marketingmann, der in einem New Yorker Wolkenkratzer für US-Konzerne Slogans erfindet, eine direkte Vorlage für Don Draper aus Mad Men“ (2007–15) sein könnte, den Kauf eines Grundstücks auf dem Land in Connecticut – wo sich die Blandings ihr Traumhaus errichten lassen.

In wohliger Hollywoodkomödienmanier gehen in „Nur meiner Frau zuliebe“ reihenweise Dinge schief und unablässige Rückschläge lassen die Handwerkerrechnungen explodieren. Dank einer gegenpoligen Under- und Overstatement-Performance harmonieren Myrna Loy und Cary Grant als Filmpaar; in einer Nebenrolle hantiert der spätere „Old Shatterhand“ Lex Barker.

Genre: Komödie
Länge: 94 Min.
Regie: H.C. Potter
Cast: u.a. Cary Grant, Myrna Loy, Melvyn Douglas, Sharyn Moffett, Connie Marshall, Reginald Denny, Louise Beavers, Lex Barker, Harry Shannon, Lurene Tuttle, Tito Vuolo
alt. Titel: Mr. Blandings Builds His Dream House
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚That Sinking Feeling (1979)‘, Bildquelle: That Sinking Feeling (1979), Bill Forsyth

That Sinking Feeling (1979)

Stimmungen: absurd, britisch, desolat, jugendlich, kriminell, lustig, schottisch, skurril, trist, witzig

In That Thinking Feeling scheint nur die Absurdität die postindustrielle Tristesse Glasgows zu überkommen.

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That Sinking Feeling (1979)

Die sozialen Probleme, in denen Glasgow versunken ist, sind so absurd, dass sie nur im absurden Kino verarbeitet werden können. „That Sinking Feeling“ ist jedenfalls kein gewöhnlicher Heist-Film, sondern zeigt den Eskapismus eines Haufens junger Arbeitsloser, die sich zusammentun, um eine Fabrik für Küchenwannen auszurauben – „There’s got to be more to life than committing suicide.

Die Jungs sind so arm, dass sie sich nicht einmal Fastfood für 45 Pence leisten können, von Cornflakes träumen und sich das Fahrzeug, indem sie vermeintlich unterwegs sind, als Wrack auf einer Brache herausstellt. Ronnie ist der Mastermind der Truppe, der allen Reichtümer verspricht, wenn sie bei seinem reichlich abwegigen Plan mitmachen, nachts die Edelstahlgeschöpfe mit einem (geklauten) Lieferwagen zu stehlen.

Glasgow erscheint hier als ungemein triste Metropole, deren Trostlosigkeit allein durch die Euphorie gebrochen wird, mit der alle Gangmitglieder sich an die Arbeit machen – der natürlich minutiös vorbereitete Diebstahl ist mehr Alltagsflucht denn Geldquelle, ein spontaner Weg aus der desolaten Mittellosigkeitsroutine, und erscheint wie eine Metapher für die stille Sehnsucht nach Chancen einer abgehängten Jugend, um deren Energie und Träume zu kanalisieren.

Genre: Dramatische Komödie
Länge: 91 Min.
Regie: Bill Forsyth
Cast: u.a. Robert Buchanan, Drew Burns, Danny Benson, Billy Greenlees, John Hughes, Eric Joseph, Alan Love, Derek Millar, Janette Rankin, John Gordon Sinclair, Eddie Burt, Margaret Adams, Kim Masterton, Tom Mannion
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Agentenpoker (1980)‘, Bildquelle: Agentenpoker (1980), Edie and Ely Landau, Koch Films

Agentenpoker (1980)

Stimmungen: lustig, turbulent, witzig

Agentenpoker lässt Walter Matthau seine komödiantischen Stärken ausspielen – Zeitkolorit der frühen Achtziger gibts dazu.

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Agentenpoker (1980)

Statt den verhassten Schreibtischjob in den Katakomben der Washingtoner Zentrale anzutreten, treibt Miles Kendig, einer der besten CIA-Agenten, seine Ex-Kollegen vor sich her – immer einen Schritt voraus, den er genüsslich auskostet, droht Kendig mit der Enthüllung pikanter Geheimdienstgeheimnisse in einem Buch.

Agentenpoker“ zelebriert die raffinierte Chuzpe eines Nonkonformisten, dank des atemlosen Location-Reigens mit einer ordentlichen Portion Zeitkolorit eingefärbt – vom Münchner Oktoberfest über Virginia bis an die englische Kanalküste. Walter Matthau, der gleich auch Sohn und Stieftochter im Cast unterbrachte, treibt hier als abtrünniges Spionageass im Rentneroutfit mit seinem weltberühmten Gesichtsausdruck die provokante Indifferenz auf die Spitze.

Genre: Komödie
Länge: 105 Min.
Regie: Ronald Neame
Cast: u.a. Walter Matthau, Glenda Jackson, Sam Waterston, Ned Beatty, Herbert Lom, David Matthau, Lucy Saroyan, George Baker, Severn Darden
alt. Titel: Hopscotch
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Der Spion, der aus der Kälte kam (1965)‘, Bildquelle: Der Spion, der aus der Kälte kam (1965), Salem Films

Der Spion, der aus der Kälte kam (1965)

Stimmungen: spannend, trist

Der Spion, der aus der Kälte kam – das ist vor allem ein düsteres Pendant zur James-Bond’schen Glamour-Welt.

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Der Spion, der aus der Kälte kam (1965)

Die Ideologien mögen sich unterscheiden, die Methoden indes nicht – so in etwa lautet die Botschaft von John le Carrés Bestseller, auf dessen Grundlage wenig später der gleichnamige Film entstand. „Der Spion, der aus der Kälte kam“ zeigt, mit welch schmutzigen Tricks und Manipulationen der britische Geheimdienst arbeitet, wie er einen ranghohen DDR-Geheimdienstler buchstäblich vernichten will.

I want you to stay out in the cold a little longer“, sagt Geheimdienstchef „Control“ zu seinem Agenten Alec Leamas. Der ist gerade aus Berlin nach London zurückgekehrt, wirkt ausgebrannt und müde – gerade ist einer seiner Spione im Grenzbereich aufgeflogen und vor seinen Augen, bloß wenige Meter vom „Checkpoint Charlie“ entfernt, erschossen worden.

Wenn man „Der Spion, der aus der Kälte kam“ die „James Bond“-Serie, die damals mit Thunderball gerade in die vierte Runde ging, als Mainstream-Standard entgegenhält, so ist das Le-Carré’sche Spionagestück eine ungleich realistischere, düstere, bitterere Darstellung des Geheimdienstlebens.

Richard Burton als Leamas geht an seinem Job allmählich kaputt, der Bond’sche Cocktail- und Sex-Hedonismus weicht hier kargen Locations und freudlosem Alkoholismus. Und die Kalten Krieger erscheinen als Bewohner einer seltsamen Parallelwelt, die ganz selbstbezogen zu existieren scheint, in der Agenten bloß dazu da sind, andere Agenten zu überführen oder bei ihren Apparaten in Verruf zu bringen – und selten war das als Swinging Sixties apostrophierte Jahrzehnt in seiner filmischen Bildsprache so trist und beklemmend wie in dieser Romanverfilmung.

Genre: Thriller
Länge: 108 Min.
Regie: Martin Ritt
Cast: u.a. Richard Burton, Claire Bloom, Oskar Werner, Cyril Cusack, Peter van Eyck, Michael Hordern, Robert Hardy, Anne Blake, Rupert Davies, Sam Wanamaker, George Voskovec, Bernard Lee, Beatrix Lehmann, Scot Finch, Esmond Knight
alt. Titel: The Spy Who Came In from the Cold
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Black Test Car (1962)‘, Bildquelle: Black Test Car (1962), Kadokawa Corporation

Black Test Car (1962)

Stimmungen: düster, finster, klaustrophobisch, manipulativ, trist

Black Test Car ist ein klaustrophobischer Industrie-Thriller mit originellen Kameraperspektiven.

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Black Test Car (1962)

Ein Film wie ein Mafiathriller oder Kriegsdrama – dabei geht es in „Black Test Car“ um Industriespionage zwischen rivalisierenden Fahrzeugherstellern. Unter dem Einfluss von japanischem Ehrenkodex und Karrierefanatismus werden Manager und Angestellte zu moralisch deformierten Gestalten, die alles dem Markterfolg ihres Unternehmens unterordnen.

Die kühlen, tristen Bilder, mit vielen ungewöhnlichen Kameraperspektiven inszeniert, entsprechen der anti-sozialen Motorik aus unablässigen, zunehmend grausameren Lügen und Manipulationen, in denen sich die Menschen im unerbittlichen Konkurrenzkampf der beiden Autobauer Tiger und Yamato verstricken.

Genre: Dramatischer Thriller
Länge: 95 Min.
Regie: Yasuzô Masumura
Cast: u.a. Hideo Takamatsu, Jirô Tamiya, Junko Kanô, Ichiro Sugai, Eiji Funakoshi, Kichijirô Ueda
alt. Titel: Kuro no tesuto kâ
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Blue Collar (1978)‘, Bildquelle: Blue Collar (1978), Universal City Studios

Blue Collar (1978)

Stimmungen: industriell, pessimistisch, proletarisch, trist

Blue Collar ist ein sich zunehmend verdunkelnder Blick in die US-amerikanische Arbeiterklasse.

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Blue Collar (1978)

Die soziale Anspannung, die sich von der ersten Filmsekunde an in „Blue Collar“ – der ersten Regiearbeit des „Taxi Driver“-Autors Paul Schrader – verdichtet, ist irgendwann so drückend, dass man noch Jahrzehnte später in der Rückschau das US-amerikanische Gesellschaftsklima der 1970er Jahre zu erahnen vermag.

Im Intro schwebt die Kamera über die Fertigungsstraße einer Autofabrik, nimmt die Schweißer und Monteure in den Blick, als gelte es, eine den meisten Menschen unbekannte Welt als latent bedrohliches Faszinosum vorzustellen. In seinen knapp zwei Stunden begibt sich „Blue Collar“ dann klammheimlich in eine seltsame Metamorphose, die von einem komödiantischen Ansatz in einen düsteren Macht-, Korruptions- und Mord-Thriller führt.

Drei Freunde – die Fabrikproleten Zeke, Smokey und Jerry – werden von ihrer prekären Lage in die Kriminalität getrieben und lehnen sich schließlich gegen korrupte Gewerkschaftsfunktionäre auf. Richard Pryor, Yaphet Kotto und Harvey Keitel spielen sie so formidabel natürlich, dass man an die angeblichen Konflikte hinter der Kamera gar nicht denken würde.

Blue Collar“ ist ein zeitlos brillant inszenierter Film, der vor allem durch seine Details, seine industriell-proletarische Milieuatmosphäre, besticht. Das angespannte Leben zwischen Fabrikjob, Familie, Bowlingbahn und gelegentlichen Kokaineskapaden visualisiert sich etwa in der mit einem Plastiküberzug verhüllten Couch, dem Fernsehgerät, das gefälligst nonstop zu laufen habe, damit es sich auch ordentlich amortisiere, und den müden Gesichtern von Menschen, die sich mit der Ausweglosigkeit ihres Daseins in der Fließbandroutine arrangiert zu haben scheinen.

Wie die Story auf eine mörderische Verteidigung illegaler Privilegien zusteuert, ist entweder eine dramaturgische Notwendigkeit kommerziellen Kinos oder eben der für New Hollywood typische Sezierblick in die Abgründe der US-amerikanischen Gesellschaft und ihrer Institutionen.

Genre: Drama
Länge: 114 Min.
Regie: Paul Schrader
Cast: u.a. Richard Pryor, Harvey Keitel, Yaphet Kotto, Chip Fields, Lucy Saroyan, Lane Smith, Harry Bellaver, Cliff De Young, Borah Silver, Ed Begley Jr., George Memmoli, Harry Northup, Leonard Gaines, Milton Selzer, Sammy Warren, Rock Riddle
alt. Titel: Blue Collar – Kampf am Fließband
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Rattle of a Simple Man (1964)‘, Bildquelle: Rattle of a Simple Man (1964), Martello Film Productions, Studiocanal Films

Rattle of a Simple Man (1964)

Stimmungen: bohemehaft, britisch, englisch, nächtlich, romantisch, urban

Im Swinging-Sixties-Kammerspiel Rattle of a Simple Man erzählt von der symbiotischen Katharsis zwischen einem Fußballfan und einer Prostituierten

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Rattle of a Simple Man (1964)

Ausgerechnet der Schüchternste einer bierseligen Runde von United-Fans, angereist zum Pokalfinale in London, geht mit der begehrtesten Frau im Stripclub nach Hause. Mit den Kumpels hat er eine Wette abgeschlossen – Sex vor der Abreise gegen Mitternacht. Zwischen der Prostituierten Cyrenne und der 39-jährigen Jungfrau Percy entwickelt sich eine platonische Appartementromanze, eine symbiotische Katharsis, die einen der schönsten britischen Sechzigerjahre-Filme ausfüllt.

Gedreht von Muriel Box, einer der wenigen britischen Filmemacherinnen, schlägt „Rattle of a Simple Man“ eine Brücke zwischen dem postproletarischen Milieu einer Männerrunde und dem hedonistischen Boheme-Flair des sexuell freizügigen Swinging London in seiner Frühphase. Und mittendrin versteckt sich eine Aufnahme, die sich den Zuschauer:innen wie als Vorlage für die berühmte Bein-Szene aus The Graduate“ (1967) aufdrängt.

Genre: Drama
Länge: 95 Min.
Regie: Muriel Box
Cast: u.a. Harry H. Corbett, Diane Cilento, Michael Medwin, Charles Dyer, Hugh Futcher, Brian Wilde, Alexander Davion, David Saire, Marie Burke, George Roderick, Barbara Archer, Thora Hird
alt. Titel: Verführen will gelernt sein …
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚I Am a Camera (1955)‘, Bildquelle: I Am a Camera (1955), Remus Films

I Am a Camera (1955)

Stimmungen: amourös, bohemehaft, hedonistisch, urban

I Am a Camera taucht ein in das Berliner Boheme-Leben am Vorabend des Nationalsozialismus.

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I Am a Camera (1955)

Als sexuelle Freizügigkeit von Frauen noch ein Fall für die Filmzensur war: „I Am a Camera“ ist die Verfilmung eines erfolgreichen Bühnenstücks, das wiederum auf mehreren Romanen basierte, den autobiografisch gefärbten Erzählungen des englischen Schriftstellers Christopher Isherwood am Vorabend des Nationalsozialismus in den hedonistischen Nischen der Reichshauptstadt Berlin.

Mit ihrer Nachtklubsängerin Sally Bowles, für deren Broadway-Version sie bereits einen „Tony“ erhalten hatte, kreierte Julie Harris eine Leinwandfigur voll atemlosen Genussstrebens, deren expressiver Lebensfreude sich niemand entziehen kann – und die dem Film, zusammen mit Laurence Harveys Performance voll sympathischer Komik, als Porträt einer unverbrüchlichen Freundschaft eine eigene Note verleiht, auch wenn sie lange nicht an Liza Minnellis Bowles rund 25 Jahre später im ungleich berühmteren Cabaret“ (1972) heranreicht.

Genre: Dramatische Komödie
Länge: 99 Min.
Regie: Henry Cornelius
Cast: u.a. Julie Harris, Laurence Harvey, Anton Diffring, Lea Seidl, Shelley Winters, Ron Randell, Patrick McGoohan
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Der große Atlantik (1953)‘, Bildquelle: Der große Atlantik (1953), Ealing Studios, Canal+ Image UK

Der große Atlantik (1953)

Stimmungen: britisch, englisch, expressionistisch, kalt, kriegerisch, martialisch, militärisch, nautisch, soldatisch

The Cruel Sea zeigt die andere Seite des Seekrieges – eines der besten Kriegsdramen.

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Der große Atlantik (1953)

Die angespannten Gesichter im Maschinenraum, die konzentrierte Bedienung ausgeklügelter Mechanismen der U-Boot-Jagd, die Kühle der in leichten Expressionismus getauchten Bilder: „Der große Atlantik“ ist so nah am Seekrieg, wie ein Spielfilm das in den frühen 1950er Jahren nur sein konnte.

Eingereiht in eine ganze Generation von Werken, die einzelne Schlachten oder spezifische Bereiche des britischen Militärs während des Zweiten Weltkrieges porträtieren, beleuchtet „Der große Atlantik“ die Bekämpfung deutscher U-Boote im Atlantik aus der Perspektive eines Zerstörers der Royal Navy – die Gegenseite des U-Boot-Films.

Gezeigt werden typische Situationen wie verlustreiche Geleitzugfahrten, der Einsatz von ASDIC und Wasserbomben, Versenkungen und die Bergung Schiffbrüchiger, die in den Öllachen ihrer untergegangenen Schiffe zu verrecken drohen.

Genre: Kriegsdrama
Länge: 126 Min.
Regie: Charles Frend
Cast: u.a. Jack Hawkins, Donald Sinden, John Stratton, Denholm Elliott, John Warner, Virginia McKenna, Stanley Baker, Bruce Seton, Liam Redmond, Moira Lister, June Thorburn, Meredith Edwards, Alec McCowen, Dafydd Havard
alt. Titel: The Cruel Sea
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚The Most Dangerous Game (1978)‘, Bildquelle: The Most Dangerous Game (1978), Toei Company

The Most Dangerous Game (1978)

Stimmungen: brutal, gewaltsam, lakonisch, turbulent

In Tôru Murakawas The Most Dangerous Game gerinnt Auftragskiller-Action zur Filmkunst.

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The Most Dangerous Game (1978)

Mit einer originellen Coolness, mit der jeweils die großen Waffengewalt- und Auftragskillergesichter der Kinogeschichte – Darsteller wie Alain Delon oder Clint Eastwood – ihren Charakteren unverwechselbare Persönlichkeit einhauchten, prügelt und ballert sich Yûsaku Matsuda in „The Most Dangerous Game“ als Profi-Ausknipser Shouhei Narumi durch ein Dickicht von Habgier, Gewalt und Korruption.

The Most Dangerous Game“ zeigt einen versierten Einzelgänger, der sich für viel Geld in den Dienst eines Industriekonzerns stellt, um den Kopf eines Konkurrenten auszuschalten. Aus dieser eher platten Story macht der Ex-Softporno-Regisseur Tôru Murakawa ein Konzert der stürmischen Gewalt, die zwischen Ruhephasen von seltsam melancholischer Romantik aufflammen.

Genre: Gangster-Action
Länge: 89 Min.
Regie: Tôru Murakawa
Cast: u.a. Yûsaku Matsuda, Keiko Tasaka, Yôko Ichiji, Asao Uchida, Daigo Kusano, Hiroshi Nawa, Kai Atô, Bontarô Miake
alt. Titel: Mottomo kiken na yuugi
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Die Spur führt ins Nichts (1960)‘, Bildquelle: Die Spur führt ins Nichts (1960), Studiocanal Films

Die Spur führt ins Nichts (1960)

Stimmungen: britisch, englisch, kameradschaftlich, kriminell

The Criminal ist im Losey-Stil observierte Kriminalität – und einer der kinematografisch interessantesten Gefängnisfilme.

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Die Spur führt ins Nichts (1960)

Joseph Loseys Filme aus den Fünfziger- und frühen Sechzigerjahren wirken ihrer Zeit stets weit voraus. Und das gilt auch für „Die Spur führt ins Nichts“, in dem zu Beginn Cleo Laines elegische Stimme die Routine des Gefängnisalltags in eine surreale Melancholie eintaucht und der aus dem kohleverstaubten Proletariat auf die Leinwand gestürmte Stanley Baker den notorischen Räuber Johnny Bannion spielt, der dank seines Geldes im Knast als kleiner Fürst lebt.

Bannion nimmt mit einer Handvoll Komplizen eine Pferderennbahn aus, versteckt die Beute, landet erneut im Knast – und neben dem Staat fragen sich auch die Ganoven, wo Bannion seine Geldkoffer vergraben hat.

Robert Kraskers Kamera, die auch schon The Third Man“ (1949) seine unverkennbare visuelle Signatur verlieh, schwebt hier förmlich durch die Gefängnishalle, hinzu kommt ein kakophonisches Jazz-Gewitter, dazu Losey’sche Neugier und Penetranz.

Genre: Drama
Länge: 98 Min.
Regie: Joseph Losey
Cast: u.a. Stanley Baker, Sam Wannamaker, Margit Saad, Patrick Magee, Kenneth Cope, Brian Phelan, Grégoire Aslan, Paul Stassino, Nigel Green, Jack Rodney, John Molloy, Jill Bennett, Murray Melvin, Neil McCarthy, Kenneth J. Warren, Noel William, Patrick Wymark, Rupert Davies, Larry Taylor
alt. Titel: The Criminal
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚The ‚Maggie‘ (1954)‘, Bildquelle: The ‚Maggie‘ (1954), Ealing Studios, Studiocanal Films

The ‚Maggie‘ (1954)

Stimmungen: absurd, bizarr, britisch, lustig, schottisch, skurril, witzig

Absurde Charaktere und eine bizarre Story: The ‚Maggie‘ ist nicht nur eine filmische Ode an den Clyde Puffer, sondern persifliert auch die schottische Unbekümmertheit.

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The ‚Maggie‘ (1954)

Mit seiner schottisch-unverdrossenen Nonchalance bringt Captain MacTaggart, der mit seiner Handvoll Besatzung auf einem Seelenmacher wertvolle Ladung transportiert, einen amerikanischen Geschäftsmann zur Verzweiflung – dessen Assistent Pusey hat das teure Gut irrtümlich dem bis auf den letzten Penny abgebrannten Seemann mit dem maroden Kahn anvertraut.

The ‚Maggie‘“ überrascht, so lange Zeit nach seiner Entstehung, mit seiner bizarren Konstellation und den absurden Charakteren als Persiflage schottischer Unbekümmertheit.

Genre: Komödie
Länge: 92 Min.
Regie: Alexander Mackendrick
Cast: u.a. Alex Mackenzie, Paul Douglas, James Copeland, Abe Barker, Tommy Kearins, Hubert Gregg, Geoffrey Keen, Andrew Keir, Mark Dignam
alt. Titel: Oller Kahn mit Größenwahn
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Dead Ringers (1988)‘, Bildquelle: Dead Ringers (1988), The Mantle Clinic II

Dead Ringers (1988)

Stimmungen: amourös, sinister, steril

In Dead Ringers inszeniert David Cronenberg seine Faszination für das abgründige Potenzial der menschlichen Anatomie.

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Dead Ringers (1988)

Pathologische Geschwisterliebe, medizinischer Größenwahn und blanke Eifersucht sind die Sujets von David Cronenbergs Psycho-Horror mit Jeremy Irons in einer genialen Doppelperformance als Zwillingspaar Beverly und Elliot Mantle, zwei erfolgreiche Gynäkologen, die in Toronto gemeinsam mit großem Erfolg eine Klinik betreiben und beide eine Affäre mit derselben Frau haben – durch die ihre extrem enge, schier unzertrennliche Nähe urplötzlich zu erodieren beginnt.

Unablässige Jeremy-Irons-Close-ups, meist im janusköpfigen Schattenspiel, und die steril-technokratische Aura der Mantle-Klinik sind hier die visuellen Essenzen von David Cronenbergs Zwillingshorrorfilm, in dem einmal mehr die Faszination des Regisseurs für die menschliche Anatomie heraussticht.

Genre: Drama
Länge: 111 Min.
Regie: David Cronenberg
Cast: u.a. Jeremy Irons, Geneviève Bujold, Heidi v. Palleske, Barbara Gordon, Shirley Douglas, Stephen Lack
alt. Titel: Die Unzertrennlichen
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Nachtblende (1975)‘, Bildquelle: Nachtblende (1975), Albina Prod., Rizzoli Film, Tit Film Prod., VZ Handelsgesellschaft

Nachtblende (1975)

Stimmungen: depressiv, emotional, erotisch, pessimistisch, schmutzig, trist

In Nachtblende vermischen sich Kunst und Erotik mit Düsternis und Zerstörung.

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Nachtblende (1975)

Liebe, Fotografie und Theater sind die Sujets, von denen „Nachtblende“ handelt – aber völlig entgegen ihrem Potenzial sind sie die Quellen von Düsternis und Zerstörung. Der Theatersaal und die Garderobe: dunkel und dreckig; die Foto-Shootings: Sie dienen nicht der Kunst, sondern zielen auf gierige Voyeure ab; und die Liebe: verzweifelt und brüchig.

In Romy Schneiders beachtlichem Oeuvre gehört „Nachtblende“ zu den Filmen, die am deutlichsten ihre enorme Begabung, ihr faszinierendes Mimikspiel, zeigen. Die zwar talentierte, doch erfolglose, von Gefühlsausbrüchen blockierte Schauspielerin Nadine Chevalier lebt in einer geräumigen Pariser Villa, in der sie eine Gönnerin mit ihrem Mann Jacques, einem tagediebischen Cineasten, wohnen lässt. Der Fotograf Servais verliebt sich in sie, finanziert ihr heimlich eine Bühnenproduktion, in der sie mitspielen soll. Dafür leiht er sich Geld bei einem Ganoven, für den er kleine und große Perversionen knipst („Der Mensch ist der hässlichsten Dinge fähig.“) – die kriminelle Unterwelt, in die Servais mit seiner Kamera abtaucht, verdüstert das visuelle Klima dieses sowieso schon durch und durch schmutzigen, depressiven, tristen Films noch einmal mehr.

Bei dem Theaterstück, das im Film aufgeführt wird, heißt es, der exzentrische Regisseur habe ihr, Nadine, konsternierende Gefühle entlockt. Das lässt sich auf die Nadine-Darstellerin Schneider übertragen: Auch sie, so meint man, lässt sich im Rahmen ihrer Performance zu Gefühlsregungen verleiten, die ihrer Darbietung etwas verstörend Echtes, Wahrhaftiges verleihen, wie das nur in ganz wenigen Fällen geschieht.

In der Anfangssequenz, als ein Paparazzo sie heimlich am Set eines Sexfilms fotografiert, zeigt ein Close-up Romy Schneider, wie sie mit einer Stimme voller Verzweiflung und Scham sagt: „Nein, ich bin Schauspielerin, wissen Sie. Ich kann wirklich was“ – eine Träne rinnt ihr dabei aus dem verschminkten Auge, während im Hintergrund die garstige Regisseurin ihre Anweisungen bellt. Und bei der Theaterprobe flieht sie mit verweintem Gesicht in die schäbige Garderobe und stammelt: „Ich bin völlig kaputt. Ich fühl’ mich alt, ich bin müde! Und keiner wollte mehr machen als ich!“ Oder Klaus Kinski als der Theaterschauspieler Karl-Heinz Zimmer, impulsiver Exzentriker und „Homosexueller aus gutem Hause“, provoziert eine Café-Prügelei, da ein hereinkommender Gast seinen Mantel mit dessen „Proletarierpfoten“ berührt habe – leicht kann man sich da den echten Kinski vorstellen, wie er wegen einer Nichtigkeit in Rage gerät, um sich daraufhin maximal unmöglich aufzuführen.

Genre: Drama
Länge: 108 Min.
Regie: Andrzej Zulawski
Cast: u.a. Romy Schneider, Fabio Test, Jacques Dutronc, Klaus Kinski, Claude Dauphin, Gabrielle Doulcet, Roger Blin, Michel Robin, Guy Mairesse, Katia Tchenko, Nicoletta Machiavelli
alt. Titel: L’important c’est d’aimer
Text verfasst von: Robert Lorenz
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