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Shortcuts: Prägnante Film-Reviews in wenigen Sätzen.

Szene aus ‚Putney Swope (1969)‘, Bildquelle: Putney Swope (1969), Herald Productions

Putney Swope (1969)

Stimmungen: anarchisch, bizarr, großstädtisch, lustig, nihilistisch, satirisch, surreal, urban, witzig

„Putney Swope“ ist eine nihilistische Marketing-Satire im surrealen Niemandsland zwischen Underground- und Hollywoodkino.

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Putney Swope (1969)

Ein Film im surrealen Niemandsland irgendwo zwischen Underground- und Hollywoodkino: Schwarze übernehmen eine der großen Werbeagenturen an der Madison Avenue und stellen mit ihren Fernsehspots die Marketingszene auf den Kopf – mit Putney Swope als neuem Boss, mal wie ein Messias, mal wie Fidel Castro gekleidet.

Nachts in den Agenturtrakten gefilmt, kurzerhand die ersten hundert Casting-Ankömmlinge rekrutiert, den Hauptdarsteller gedubbt und für 200.000 Dollar in zwei Monaten runtergedreht: Robert Downey, Vater des späteren Iron Man Robert Downey Jr., ist der Urheber dieses absurden counterkulturellen Leinwandanarchismus, der seinerzeit als Satire noch die wohlmeinendsten Freunde des Filmemachers verwirrte.

Genre: Satire
Länge: 85 Min.
Regie: Robert Downey Sr.
Cast: u.a. Arnold Johnson, Antonio Fargas, Archie Russell, Buddy Butler, Luise Heath, Barbara Clarke Chisolm, Geegee Brown, Laura Greene, Pepi Hermine, Ruth Hermine, Lawrence Wolf, Elzbieta Czyzewska, Stan Gottlieb
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Yakuza Graveyard (1976)‘, Bildquelle: Yakuza Graveyard (1976), Toei Company

Yakuza Graveyard (1976)

Stimmungen: gewaltsam, großstädtisch, korrupt, kriminell, turbulent, urban

„Yakuza Graveyard“ ist einer der kinematografisch aufregendsten Gangsterfilme aller Zeiten.

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Yakuza Graveyard (1976)

Tetsuya Wataris somnambule Gravität, die verschlungenen Pfade der japanischen Unterwelt und Tôru Nakajimas irre Kamera machen aus „Yakuza Graveyard“ einen der kinematografisch aufregendsten Gangsterfilme aller Zeiten.

Darin taumelt der polizeigewalttätige Cop Kuroiwa im Kampf gegen die Yakuza durch die Unterwelt von Osaka, die über eine eklatante Korruption eng mit dem Polizeihauptquartier verbandelt ist.

Genre: Gangsterdrama
Länge: 96 Min.
Regie: Kinji Fukasaku
Cast: u.a. Tetsuya Watari, Meiko Kaji, Tatsuo Umemiya, Hideo Murota, Nobuo Kaneko, Nenji Kobayashi, Jûkei Fujioka
alt. Titel: Yakuza no hakaba: Kuchinashi no hana
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚They Live by Night (1948)‘, Bildquelle: They Live by Night (1948), RKO Radio Pictures, The Criterion Collection

They Live by Night (1948)

Stimmungen: kriminell, romantisch

„They Live by Night“ gehört zu der Riege von Filmen mit der schönsten Schwarz-Weiß-Fotografie.

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They Live by Night (1948)

Wie in seinem vielleicht bekanntesten Werk, Rebel Without a Cause“ aus dem Jahr 1955 (mit James Dean und Natalie Wood), exploriert Nicholas Ray auch in seinem Regiedebüt jugendliche Delinquenz und Intimität.

They Live by Night“ gehört zu der Riege von Filmen mit der schönsten Schwarz-Weiß-Fotografie und zeigt zwei junge Menschen im moralischen Niemandsland, an der Wegscheide von Aufstieg und Untergang, mal in der Bruchbude, mal im feinsten Zwirn. Zwischen dem flüchtigen Gefängnisausbrecher Bowie und der Tankstellenangestellten Keechie entfaltet sich eine fast träumerische Romantik, die vonseiten der Polizei und von Bowies beiden Komplizen einer ständigen Bedrohung unterliegt. Superb.

In den frühen 1970er Jahren drehte Robert Altman eine weitere Version der Literaturvorlage.

Genre: Gangsterdrama
Länge: 95 Min.
Regie: Nicholas Ray
Cast: u.a. Farley Granger, Cathy O’Donnell, Howard Da Silva, Jay C. Flippen, Helen Craig, Will Wright, Ian Wolfe
alt. Titel: Im Schatten der Nacht/Sie leben bei Nacht
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Freud (1962)‘, Bildquelle: Freud (1962), Universal Pictures

Freud (1962)

Stimmungen: akademisch, bildungsbürgerlich, depressiv, düster, finster, kaiserzeitlich, nervös, psychologisch, psychotisch

„Freud“ zeigt ein Genie im intellektuellen Überlebenskampf mit dem etablierten Wissen – und die Kraft von Montgomery Clifts Schauspiel im noch so desolaten Zustand.

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Freud (1962)

Seit einem Dokumentarfilm, den er am Ende des Zweiten Weltkrieges über die psychologische Behandlung traumatisierter Veteranen gedreht hatte, wollte John Huston ein unkonventionelles Biopic über den vielleicht berühmtesten aller Seelenwissenschaftler drehen – in „Freud“ zeigt er, wie eine akademische Kaste im kaiserzeitlichen Wien ihre überholten Ansichten gegen die Methoden eines revolutionären Visionärs verteidigt und dass die Kraft neuer Erkenntnisse oft ebenso große Anstrengungen zu ihrer Entfaltung kostet.

Die Sigmund-Freud’schen Neurosen spiegeln sich in der Entstehung des Films, bei der sich Huston erst mit dem als Drehbuchautor angeheuerten Jean-Paul Sartre, dann auch seinem Ko-Produzenten und Freund Wolfgang Reinhardt überwarf, um sich anschließend über einen von Drogen und Psychosen zerfurchten Montgomery Clift in der Hauptrolle zu ärgern.

Genre: Drama
Länge: 114 Min.
Regie: John Huston
Cast: u.a. Montgomery Clift, Susannah York, Larry Parks, Susan Kohner, Eric Portman, David McCallum, Rosalie Crutchley
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Spielfieber (1949)‘, Bildquelle: Spielfieber (1949), Universal Pictures

Spielfieber (1949)

Stimmung: nächtlich

In „Spielfieber“ manifestiert Barbara Stanwyck Spielsucht in einer irren Mimik – ob in glamourösen Kasinos oder miesen Spelunken.

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Spielfieber (1949)

Spielfieber“ ist ein früher Ausflug des Kinos zum Las-Vegas’schen Glücksspielglamour an den Spieltischen der großen Kasinos und einsamen Spelunken in Nevada. Joan Boothe verfällt dort einer fatalen Spielsucht, die sie auf eine selbstzerstörerische Achterbahnfahrt mitreißt und von der leicht biederen Ehefrau zum Mitglied eines gerissenen Wettsyndikats macht.

Barbara Stanwyck, Hollywoods Königin des Augenspiels, gibt der gierigen Zockerin, die sich in ihren dunkelsten Momenten noch am Crap game in der Hintergasse berauscht, beschwörerisch zu den bedeutungslosen Worten „One more time. Just one more time“ die Würfel in ihren Händen reibt und schüttelt, während ihr die Schweißperlen auf die Stirn treten, ein furchterregendes Gesicht – in einer winzigen Nebenrolle als Hotelpage lächelt ein junger Tony Curtis über eine seiner ersten Sprechrollen.

Genre: Drama
Länge: 99 Min.
Regie: Michael Gordon
Cast: u.a. Barbara Stanwyck, Robert Preston, Stephen McNally, Edith Barrett, John Hoyt, Tony Curtis
alt. Titel: The Lady Gambles
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Diary of a Mad Housewife (1970)‘, Bildquelle: Diary of a Mad Housewife (1970), Frank Perry Films, Universal City Studios

Diary of a Mad Housewife (1970)

Stimmungen: amourös, elitär, familiär, großbürgerlich, großstädtisch, lustig, luxuriös, metropolitan, sexuell, urban, witzig, zynisch

„Diary of a Mad Housewife“ blickt auf die unglückseligen Habituskämpfe der New Yorker Upperclass am Ende der Sechziger.

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Diary of a Mad Housewife (1970)

Im New York am Ende der Sechziger erzählt „Diary of a Mad Housewife“ von der zweifachen Mutter Tina Balser, deren Ehemann Jonathan seine narzisstischen Zugehörigkeitsrituale im Upperclass-Milieu Manhattans den Belangen seiner Familie überordnet und die das Patriarchat durch eine Sex-Affäre mit dem promiskuitiven Künstler George Prager aufbricht.

Neben seinem Blick auf das unglückselige Statusgehabe einer entrückten Weltstadtelite, Habitus- und Statusriten als Machtinstrumenten, ist der Film vor allem ein Schaustück der leider viel zu unbekannten Carrie Snodgress – daneben brillieren Frank Langella als selbstherrlicher Egoist und Richard Benjamin als kaum zu ertragender Chauvi-Karrierist.

Die besten New-York-Filme – eine kuratierte Auswahl

Genre: Dramatische Komödie
Länge: 95 Min.
Regie: Frank Perry
Cast: u.a. Carrie Snodgress, Richard Benjamin, Frank Langella, Lorraine Cullen, Frannie Michel, Katherine Meskill
alt. Titel: Tagebuch eines Ehebruchs
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Mein Leben ist der Rhythmus (1958)‘, Bildquelle: Mein Leben ist der Rhythmus (1958), Hal B. Wallis and Joseph H. Hazen, Viacom

Mein Leben ist der Rhythmus (1958)

Stimmungen: jugendlich, nächtlich

Statt eines bloßen Elvis-Presley-Vehikels ist „Mein Leben ist der Rhythmus“ noirige New-Orleans-Eleganz.

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Mein Leben ist der Rhythmus (1958)

Der junge Elvis als kraftstrotzender Troublemaker, in dessen Kehle und Hüften ein enormes Entertainmenttalent schlummert, das der Nachtklubbesitzer Charlie LeGrand entfesselt, ehe es dessen Konkurrent Maxie Fields zu zerstören droht.

Als alle (Filmkritiker-)Welt darauf lauerte, wie viel schlechter der Rockstar Elvis auf der Leinwand wohl noch werden würde, da ließ ebenjener seine Schauspielgabe anklingen.

Mein Leben ist der Rhythmus“ ist allerdings weit mehr als bloß ein Presley-Vehikel, sondern mit dem unterweltlichen French Quarter ein seltsam gelungenes Amalgam aus Fünfzigerjahre-Jugendfilm und der effizienten Schwarz-Weiß-Eleganz des Film Noir, obendrein einer der schönsten New-Orleans-Filme.

Genre: Drama
Länge: 116 Min.
Regie:
Cast: u.a. Elvis Presley, Carolyn Jones, Walter Matthau, Paul Stewart, Dean Jagger, Dolores Hart, Vic Morrow, Jan Shepard, Jack Grinnage, Brian G. Hutton
alt. Titel: King Creole
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚The Man Between (1953)‘, Bildquelle: The Man Between (1953), Studiocanal Films

The Man Between (1953)

Stimmungen: amourös, düster, expressionistisch, finster, kalt, karg, nächtlich, trist

Carol Reeds „The Man Between“ (1953) ist in finsteres Zeitkolorit des Nachkriegs-Berlin getaucht.

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The Man Between (1953)

In „The Man Between“ ergründet Carol Reed im Sektoren-Berlin der Nachkriegszeit, ähnlich wie zuvor in Odd Man Out“ (1947) und The Third Man“ (1949), in einer Optik des expressionistischen Noirs, wie sich Menschen zwischen Misstrauen und Solidarität in den Nischen einer Großstadt zu behaupten suchen.

Da ist Claire Bloom als Schwester eines britischen Besatzungsoffiziers, die den Schurken mit einer sympathischen Naivität begegnet, aber auch das Licht im Schatten erkennt; Aribert Wäscher als ostzonaler Gangster, hinter dessen gespielter Freundlichkeit sich ein eiskalter Pragmatismus verbirgt und der im Bunde mit einem autokratischen System steht, das sich von Denunziation und Angst nährt; und James Mason als läuterungsbereiter Menschenhändler, der mit seiner NS- und Kriegsvergangenheit erpresst wird – und das alles vor der realen Kulisse einer seltsam stummen Ruinenstadt, in der Arbeiter vor den Plakaten der stalinistischen Propaganda am Wiederaufbau schuften.

Genre: Thriller
Länge: 102 Min.
Regie: Carol Reed
Cast: u.a. Claire Bloom, James Mason, Hildegard Knef, Geoffrey Toone, Aribert Wäscher, Dieter Krause, Ernst Schröder, Hilde Sessak, Karl John
alt. Titel: Gefährlicher Urlaub
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Diebe wie wir (1974)‘, Bildquelle: Diebe wie wir (1974), United Artists, MGM

Diebe wie wir (1974)

Stimmung: kriminell

In „Diebe wie wir“ fängt Robert Altman die Unterschichtenkriminalität während der Great Depression in den US-amerikanischen Südstaaten ein.

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Diebe wie wir (1974)

Wo die Zeit stehengeblieben war: Für seine dramatische Great-Depression-Gangsterromanze „Diebe wie wir“ brauchte Robert Altman keine Kulissen zu errichten, denn in den kleinstädtischen Weiten von Mississippi hatte sich seit den Dreißigern kaum etwas verändert.

Mit der für ihn typisch voyeuristischen Kamera begleitet Altman drei ausgebrochene Bankräuber auf ihrem ziellosen Diebeszug durch den tiefsten Süden der USA; zu einer Zeit, als das Radio die wichtigste Informationsquelle war (der Film ist von ständigen Sendungsschnipseln untermalt) und Coca-Cola sich mit seinem absurd-omnipräsenten Massenmarketing ins kollektive Bewusstsein zischte.

Nicholas Ray hatte 1948 mit „They Live by Night“ eine erste Film-Adaption vorgelegt.

Genre: Gangsterdrama
Länge: 123 Min.
Regie: Robert Altman
Cast: u.a. Keith Carradine, Shelley Duvall, Bert Remsen, John Schuck, Louise Fletcher, Tom Skerritt, Ann Latham, Al Scott, John Roper
alt. Titel: Thieves Like Us
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Von Ryan’s Express (1965)‘, Bildquelle: Von Ryan’s Express (1965), P-R Prod., Twentieth Century Fox

Von Ryan’s Express (1965)

Stimmungen: kameradschaftlich, kriegerisch, militärisch, soldatisch, sonnig

„Von Ryan’s Expreß“ ist ein Hollywood’sches Kriegsabenteuer im Geiste von „The Great Escape“/„Gesprengte Ketten“.

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Von Ryan’s Express (1965)

Frank Sinatra spielt in seiner coolen Fliegerjacke den amerikanischen Offizier Colonel Joseph L. Ryan, der kurz vor Italiens Kapitulation in ein italienisches Kriegsgefangenenlager mit mehreren hundert britischen Soldaten kommt. Weil er mit dem verhassten Kommandanten Battaglia kooperiert, schmähen ihn die stolzen Briten, die sich im Glanz ihrer jahrhundertealten Militärgeschichte sonnen, als „Von Ryan“, dem man doch das Eiserne Kreuz verleihen solle.

Die Kriegsgefangenen kapern den Zug, der sie nach Österreich transportieren soll, und versuchen, sich in einem frechen Husarenstück von ihren Wehrmachtsverfolgern abzusetzen.

Bisweilen kommt „Von Ryan’s Express“ im Stile von John Sturges’ zwei Jahre zuvor erschienenen The Great Escape“ (1963) als maskulines Kriegsabenteuer daher, das den vorbildlichen Korpsgeist der alliierten Soldaten zelebriert, die mit großer Raffinesse und tollkühner Courage der Übermacht der deutschen Besatzer trotzen – aber umso mehr zeigt die lapidare Schlussszene die Vergeblichkeit und Vergeudung des Kriegs.

Genre: Kriegsdrama
Länge: 112 Min.
Regie: Mark Robson
Cast: u.a. Frank Sinatra, Trevor Howard, Sergio Fantoni, Edward Mulhare, Wolfgang Preiss, Raffaella Carà, John Leyton, Brad Dexter, Vito Scotti, Adolfo Celi, James Brolin, John Van Dreelen, Michael Goodliffe, Ivan Triesault
alt. Titel: Colonel von Ryans Expreß
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Bloody Mama (1970)‘, Bildquelle: Bloody Mama (1970), American International Productions, Orion Pictures

Bloody Mama (1970)

Stimmung: kriminell

„Bloody Mama“ ist Roger Cormans turbulent-brutales Porträt eines US-amerikanischen Gangstermythos.

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Bloody Mama (1970)

Ma Barkers Credo lautet: „You gotta fight the bastards always, boys.“ Emporgekrochen aus der Vergewaltigungsbrutalität ihrer Kindheit im US-amerikanischen Heartland, sucht sie mit ihren vier Söhnen, zu denen sie ein inzestuöses Verhältnis hat, die Kleinstädte in der Great Depression der Dreißiger heim.

Roger CormansBloody Mama lehnt sich an die (vermeintliche oder tatsächliche) Gangstermatriarchin Kate Barker an, ohne gnadenlos auf historische Akkuratesse zu bestehen. Shelley Winters steigerte sich für mit dem ihr eigenen Genius in die Rolle hinein, verbrachte für eine Begräbnisszene sogar eine ganze Nacht in einem Leichenschauhaus, um sich in die passende Stimmung zu versetzen.

Für die Besetzung der seelisch kaputten Barker-Söhne (einen von ihnen, den Junkie, spielt der damals noch völlig unbekannte Robert De Niro) rekrutierte Corman auf Winters Empfehlung hin deren Method-Kollegen aus dem New Yorker Actors Studio. „Bloody Mama“ entfaltet mit seinem konsequenten Location shooting von der ersten Minute an eine Heartland-Depression-Atmosphäre voll aggressiver Strömungen und gleich mehreren Shelley-Winters-Schauspiel-Explosionen – Highlight ist der finale Shootout zwischen den Banditen und dem FBI, zu dem Schaulustige ihre Familienpicknickdecken ausbreiten.

Genre: Gangsterdrama
Länge: 91 Min.
Regie: Roger Corman
Cast: u.a. Shelley Winters, Don Stroud, Clint Kimbrough, Robert Walden, Robert De Niro, Diane Varsi, Bruce Dern, Pat Hingle, Scatman Crothers, Pamela Dunlap, Alex Nicol, Lisa Linsky, Roy Idom, Steve Mitchell
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Boxcar Bertha (1972)‘, Bildquelle: Boxcar Bertha (1972), American International Productions, Koch Films

Boxcar Bertha (1972)

Stimmungen: brutal, kriminell

Martin Scorseses Frühwerk „Boxcar Bertha“ zeigt das Gewaltpotenzial an der Peripherie der Great Depression

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Boxcar Bertha (1972)

Besonders in den Siebzigern interessierte sich das US-amerikanische Kino für die Great Depression, vor allem die Drifter und Proletarier am unteren Ende der Gesellschaft – eine Zeit der sozialen Verwerfungen, welche die Abgründe der US-Gesellschaft offenlegte.

Die Liebesgeschichte zwischen dem Freigeist Bertha und dem waghalsigen Gewerkschaftsagitator „Big Bill“ Shelly wird gebrochen von der Prügel- und Shotgun-Gewalt der Polizisten und Schergen der Eisenbahngesellschaft, denen politische Troublemaker à la Shelly ein Dorn im Auge sind. Gemeinsam mit ihren beiden Komplizen Von und Rake rauben Bertha und Bill die Reichen aus.

Der US-amerikanische Süden im Arkansas der 1930er Jahre mit seinem bedrückenden Rassismus und seiner hinterwäldlerischen Aggression gegen alles Ungewohnte ist neben den Charakteren von Barbara Hershey, David Carradine, Bernie Casey und Barry Primus die Stärke dieses Films aus Roger Cormans B-Movie-Schmiede.

Heute wirkt die Low-budget-ProduktionBoxcar Bertha“ wie ein Experimentierfeld des jungen Scorsese, in dem er Techniken und Szenen seiner späteren Filme erproben konnte – neben dem Kameraeinsatz und der Brutalität sogar eine Kreuzigung.

Genre: Drama
Länge: 89 Min.
Regie: Martin Scorsese
Cast: u.a. Barbara Hershey, David Carradine, Bernie Casey, Barry Primus, John Carradine, Victor Argo, Davis Osterhout, Grahame Pratt, Harry Northup, Ann Morell, Jerry Cortez, Marianne Dole
alt. Titel: Die Faust der Rebellen
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚Die Todeskarten des Dr. Schreck (1965)‘, Bildquelle: Die Todeskarten des Dr. Schreck (1965), Amicus Productions, Euro London Films

Die Todeskarten des Dr. Schreck (1965)

Stimmung: mysteriös

„Die Todeskarten des Dr. Schreck“ ist ein nostalgisches Horrorstück par excellence.

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Die Todeskarten des Dr. Schreck (1965)

Die Story überwiegend berechenbar, die Spezialeffekte an der Grenze zur unfreiwilligen Komik, beinahe der ganze Film sichtbar im Studio gedreht – formal spricht nicht viel für „Die Todeskarten des Dr. Schreck“; und doch ist das Werk ein großartiges Stück Kinogeschichte, ein exzellenter Vertreter des britischen Low-Budget-Horrorfilms. Die Besetzung – u.a. mit einem blutjungen Donald Sutherland, Batmans späterem Butler Michael Gough und dem ersten James-Bond-Chef Bernard Lee – ist exzellent; und mit nur zwei, drei Einstellungen zu Beginn des Films ist sofort die passende Atmosphäre hergestellt.

Peter Cushing, der mit seinen vielleicht zehn Minuten Leinwandzeit dank seiner Ausstrahlungskraft in den Close-ups scheinbar mühelos den ganzen Film dominiert, spielt Dr. Schreck, den mysteriösen Insassen eines Eisenbahnabteils, der seinen fünf Mitreisenden mit Tarotkarten ihr (verhängnisvolles) Schicksal weissagt – Vampire, Werwölfe, tödliche Pflanzen, Voodoo und eine abgetrennte Hand inbegriffen.

Genre: Horror
Länge: 98 Min.
Regie: Freddie Francis
Cast: u.a. Peter Cushing, Christopher Lee, Donald Sutherland, Neil McCallum, Jeremy Kemp, Ala Freeman, Roy Castle, Jennifer Jayne, Michael Gough, Ursula Howells, Bernard Lee, Phoebe Nicholls, Max Adrian, Kenny Lynch, Ann Bell, Peter Madden, Katy Wild
alt. Titel: Dr. Terror’s House of Horrors
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚We Dive at Dawn (1943)‘, Bildquelle: We Dive at Dawn (1943), Carlton Film Distributors

We Dive at Dawn (1943)

Stimmungen: kameradschaftlich, kriegerisch, maritim, militärisch, nautisch, soldatisch

„We Dive at Dawn“ ist ein britischer U-Boot-Kriegsfilm, der inmitten des Krieges gedreht wurde, in dem er spielt.

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We Dive at Dawn (1943)

Ein U-Boot-Film über den Zweiten Weltkrieg, gedreht während des Zweiten Weltkrieges: 1942 läuft die „Sea Tiger“ aus, um den deutschen Zerstörer „Brandenburg“ zu versenken – in der Ostsee trifft sie auf Wasserbomben, Minen und Fangnetze.

Anthony Asquiths dramaturgisch unaufdringliche Inszenierung besticht durch ihre historische Authentizität – der britische Moral booster-Film ist zwar Bestandteil der Kriegspropaganda gewesen, fasziniert aber vor allem dank der Aufnahmen mit einem echten U-Boot und realistischer Unterwasserroutinen der Besatzung.

Weitere U-Boot-Filme entdecken.

Genre: Kriegsthriller
Länge: 93 Min.
Regie: Anthony Asquith
Cast: u.a. John Mills, Eric Portman, Niall MacGinnis, Louis Bradfield, Jack Watling, Ronald Millar, Caven Watson, Walter Gotell, Josephine Wilson, Joan Hopkins
Text verfasst von: Robert Lorenz
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Szene aus ‚The Small World of Sammy Lee (1963)‘, Bildquelle: The Small World of Sammy Lee (1963), Elgin Films, Bryanston, Seven Arts

The Small World of Sammy Lee (1963)

Stimmungen: britisch, dubios, englisch, gehetzt, großstädtisch, turbulent, urban, verrucht

„The Small World of Sammy Lee“ ist ein On-Location-Reigen im verruchten Soho der frühen Sechziger.

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The Small World of Sammy Lee (1963)

Der abgebrannte Stripclubmoderator Sammy Leeman versucht händeringend, mit schäbigen Deals binnen eines Nachmittags 300 Pfund aufzutreiben, um nicht von den Schlägern seines Poker-Gläubigers übel zugerichtet zu werden.

The Small World of Sammy Lee“ ist ein On-Location-Reigen im verruchten Soho der frühen Sechziger, zugleich einer der ersten Filme, die unverblümt den gierigen Brüstevoyeurismus der bigotten Geschäftsleute in den Rotlicht-Etablissements zeigt. Der Subtext dieser Handlung erzählt von jungen Menschen, die mit ihren Träumen aus der englischen Peripherie in die Hauptstadt strömen, um dort mehr vom Leben mitzunehmen.

Die xylophonische Kamerafahrt zu Beginn von „The Small World of Sammy Lee“ durch die alles andere als geschäftige Berwick Street oder die Great Windmill Street in Soho mit ihren Stripclubs und Peepshows ist wie eine mystisch verzerrte Zeitreise an den Vorabend der Swinging Sixties und für alle Faszinierte jener Epoche und britischen Kultur als Filmerlebnis unumgänglich.

Genre: Drama
Länge: 107 Min.
Regie: Ken Hughes
Cast: u.a. Anthony Newley, Julia Foster, Robert Stephens, Wilfrid Brambell, Kenneth J. Warren, Clive Colin Bowler, Warren Mitchell, Miriam Karlin, Roy Kinnear, Harry Baird
alt. Titel: Der Gehetzte von Soho
Text verfasst von: Robert Lorenz
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